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Stefans persönlicher Bücherschrank

GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:

Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 16.01.2013 |
Brett für die Welt: . Mit einem Vorwort von Hajo Schumacher (Quadriga)

Brett für die Welt

Kategorie(n)
Unternehmer sein
Autor
Dittmann Titus
Preis

20,00 €

ISBN
3869950374

Skateboards und die Skateboard-Kids waren mir schon immer eher fremd. Trotzdem habe ich natürlich schon von Titus gehört: Dem verbeamteten Lehrer, der seinen Job kündigte, um sich selbständig zu machen, dem lange Zeit unangefochtenen Marktführer in seinem Segment, dem „Alt-Hippie“, der an den Neuen Markt wollte und der in dem dann folgenden Krieg mit Investoren, Bankern und unfähigen Beratern fast alles verloren hätte, der dann den Turnaround und nun auch den Generationenübergang in seinem Unternehmen schaffte.

Und natürlich war ich als Unternehmercoach neugierig auf dieses Buch, glaube ich doch, dass wir Unternehmer aus einem gelebten Unternehmerleben sehr viel mehr lernen können als aus Dutzenden Bank- und Beraterbüchern. Und ich fand in seinem Buch eines der spannendsten und ehrlichsten Unternehmerbücher, die es gibt. Titus beschreibt seine Geschichte offen und ehrlich samt der Heldentaten und Peinlichkeiten. Von beidem gibt es eine Menge 😉 Und ohne beides wäre der Unternehmer Titus nicht zu verstehen.

Genau das macht dieses Buch so unglaublich spannend und lebensnah. Dies unterscheidet es auch von so vielen Unternehmer- (oder Erfolgs-)Büchern à la „Er setzte sich ein Ziel, hielt ein Leben lang trotz aller Widrigkeiten dran fest und bekam dafür den Jackpot“.

Diesen (finanziellen) Jackpot wollte Titus gar nicht. Es ging ihm ums Skaten, um die Kids, um die Haltung, die er hinter dem Skaten sieht. Auch um Protest gegen das Establishment. Und für diese Kids organisierte er die Boards. Als in Europa keine mehr zu bekommen waren, importierte er eben aus den USA. Das war kein Ziel, sondern eine Notwendigkeit. Und aus diesem Kümmern und der Zugehörigkeit zur Szene entstand schließlich die Firma.

Langfristige Pläne? Fehlanzeige! Aus der Anfrage eines Autohändlers, ob er zur Verkaufsankurbelung nicht eine Skater-Show machen könne, wurde zuerst eine Show-Truppe und später dann eine Weltmeisterschaft… Und die Firma wuchs dabei mit 100% pro Jahr.

Dann kam der Dotcom-Boom und Titus wollte auch an den Neuen Markt. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst, ein paar Flachpfeifen mit einem Businessplan, aber ohne Geschäft, könnten ihn überholen. Die Konsequenz: Er verbrachte seine Zeit mit Bankern und Investoren statt mit seinen Kunden. Entfremdung setzte ein und logischerweise, gerade bei einem Business, das so vom Kontakt mit der Szene lebt, brach auch das Geschäft dramatisch ein.

Der Börsengang funktionierte dann auch nicht mehr und er geriet in die Fänge der Banken und der von ihnen angeheuerten (Zwangs-)Berater. Das kenne ich zwar auch aus eigenem Erleben mit meiner ersten Firma, aber definitiv nicht so drastisch.

Der Turnaround kam fast lehrbuchmäßig (zumindest, wenn man meine Bücher als Lehrbuch nimmt *g*) dadurch, dass Titus den Worst Case mental akzeptierte: Die Angst, alles zu verlieren, verschwindet. Das Leben geht nämlich auch dann weiter. Und mit dem Verschwinden der eigenen Angst verschwindet auch die Macht der Banken und der Berater (und dann kommt deren Angst zum Vorschein). Und in dieser Situation kann man wieder befreit agieren, statt nur zu reagieren. Die Energie steigt, die Entscheidungen werden schneller und besser und man hat sich selbst die Chance für die Wende geschaffen.

Und mit diesem mentalen Dreh wendete sich Titus auch wieder seinen Kunden zu. Der Turnaround gelang und nun bringt er Kindern und Jugendlichen in Afghanistan das Skaten bei. Als Außenstehender mag man vielleicht denken, dass die Kids dort Wichtigeres brauchen könnten, aber Titus zeigt: Beim Skaten sind Jungs und Mädchen und Kinder unterschiedlicher Religionen zusammen. Sie lernen eine Haltung, bei Fehlern einfach wieder aufzustehen und es nochmals zu probieren. Sie beginnen, Autoritäten nicht mehr als gottgegeben zu sehen. Und sie spielen nicht mit Waffen, sondern entwickeln Fähigkeiten. Ein Frieden in der nächsten Generation fängt mit einer anderen Einstellung der Kids an. Geil!

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