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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 05.04.2008 |
Keine große Sache: Coffee to go oder wie man den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht

Keine große Sache. Coffee to go oder wie man den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht

Kategorie(n)
Unternehmer sein
Autor
Kullmann Vanessa
Preis

21,99 €

ISBN
3453131118

Es ist schon lange her, seit mich ein Buch mal wieder so richtig vom Schlaf abgehalten hat. Vanessa Kullmann, die Unternehmerin des Jahres 2006, hat es mit ihrem Buch geschafft. Nicht, dass ich darin wirklich neue Erkenntnisse gefunden hätte, aber die Art, wie sie die Gründung und Entwicklung ihres Unternehmens Balzac Coffee Shop und vor allem auch ihre eigene Entwicklung schilderte, riss mich einfach mit. Und hinterher wollte ich dort einen Kaffee trinken 😉

Ein typischer Verkäuferspruch ist: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Bei Vanessa Kullmann war es andersrum: Sie war mit 26 süchtig nach Kaffee und Coffee Shops. Als dann beim Warten in einem Coffee Shop die Idee entstand, einen eigenen zu gründen, besuchte sie Monat über Monat nahezu jeden Coffee Shop in New York, beobachtete, fühlte sich als Kundin hinein, fragte sich, wo und warum sie sich wohl fühlte und wo nicht. Und schrieb das alles auf. Dabei macht das weniger den Eindruck von systematischer Marktforschung, sondern es schien sowieso ihr Leben zu sein.

Von BWL und Businessplänen hatte sie keine Ahnung. Und ich glaube nach wie vor (genauer: zunehmend mehr), dass dies die beste Gründungsvoraussetzung ist. Man konzentriert sich mehr auf sein Gefühl, auf die richtige Stimmung, auf das Ambiente und auf die nächsten konkreten Schritte. Und man lässt sich auch nicht so schnell von dem ganzen Geschwafel, was denn angeblich bei einer Firmengründung so wichtig sei, abhalten. Konsequent legte sie die Gründungsliteratur beiseite. (Der Businessplan wurde dann erst viel später mit einem Unternehmensberater erstellt, um an Gründerkredite zu kommen und die Zahlen erlangten später auch eine gewisse Bedeutung – nur, die Reihenfolge ist anders)

Normalerweise lese und bespreche ich keine Gründerliteratur. Spannend an diesem Buch ist vor allem der nächste Schritt nach der Gründung – der Schritt in die Systemgastronomie. Plötzlich hatte sie nicht mehr alles unter Kontrolle, sie konnte nicht überall zugleich sein und sie hatte auch keine Ahnung vom Aufbau und Führung einer Systemgastronomie. In dieser Phase traf sie eine überaus mutige Entscheidung: Sie begann ein zweijähriges Studium in den USA und überließ ihr Unternehmen einem General Manager in Hamburg.

Natürlich brach zuhause fast alles zusammen (da hätte auch kein besserer Business-Plan, sondern nur ein besserer Unternehmensentwicklunsgplan – und ein größeres Vertrauen in ihr Bauchgefühl gegenüber dem General Manager – geholfen). Als sie das erste mal aus den USA zurück kehrte, waren fast alle Mitarbeiter ausgetauscht worden, die Läden waren in die Verlustzone gerutscht und es war das Chaos ausgebrochen.

Beim zweiten Mal handelte sie und ersetzte das Management, beendete aber dennoch ihr Studium. Und dann begann sie, ein System zu schaffen, fasste ihre Führungsgrundsätze in einfache Regeln, baute schließlich die Kette bis auf 30 Filialen und 410 Mitarbeiter aus.

Wenn man das Buch liest, wird das Konzept der Wachstumshürden eines Unternehmens deutlicher. Erste Wachstumshürde: Wie setze ich eine Idee um, eröffne gegen Widerstände und Bürkratie einen Laden, kurz: wie komme ich in den Markt? Dann eine mehr oder weniger kurze glückliche Erfolgsphase. Dann die zweite Wachstumshürde: Wie entwickle ich mich selbst weiter, wie schaffe ich ein System und wie finde ich selbst eine neue Rolle?

Und Vanessa Kullmann beschreibt dies mit einem so herzerfrischenden Optimismus und Humor, dass selbst die Eskapaden der deutschen Bürokratie eher an die Streiche der Schildbürger erinnern. Und wer trotz der zu mindestens 95% überflüssigen deutschen Bürokratie seine gute Laune und seinen Humor behält, schafft wohl fast alles 🙂 Hut ab vor dieser Unternehmerin!

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