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baeckerei-verkaeuferin zeigt dem kunden brot mit dem hinweis sorry ausverkauft © ikonoklast_hh – stock.adobe.com
COVID-19

Das ist wie beim Bäcker! Oder warum man als Führender Fehler eingestehen muss…

Man müsse sich beim Impfstoff nicht hintenanstellen, das sei ja nicht wie beim Bäcker ließ von der Leyen kürzlich verlauten. Doch, IST es! Wenn ich irgendwas kaufen will und es ist ausverkauft, muss ich warten. Die einen haben im Juli gekauft, die anderen erst im November. Und wer zu spät kommt, steht eben hinten an. (Ist übrigens auch bei der Impfterminvergabe so, falls die Terminvergabe irgendwann mal funktionieren sollte…)

Die ganze Welt sieht, dass die EU und damit eben auch von der Leyen das Ding versiebt haben und von der Leyen zeigt mit dem Finger auf andere, ändert mal kurz die Regeln (dass man sich, wenn man zu spät kommt, nicht hintenanstellen müsse) und schreit: die sind schuld! Das kennt jeder noch aus dem Sandkasten. Oder Altmeier sieht keine Fehler bei der Impfbeschaffung. Oder Jens Spahn, wundert sich öffentlich darüber, dass das mit dem schleppenden Impfstart so ein Aufreger sei. Oder…

Zumindest nach außen hin ist das klare Realitätsverweigerung. Natürlich liegt das nicht nur am Menschen, sondern auch am System. Man stelle sich mal vor, Scheuer würde sich öffentlich hinstellen und erklären, dass er mit der Maut und auch dem meisten anderen Mist gebaut hätte, dann wäre er sofort seinen Job los. Auch von der Leyen kann sich nicht hinstellen und sagen: „Sorry Leute, wir haben beim Einkauf geschlampt und deswegen dauert die Impferei eben 3 Monate länger, macht in ganz Europa etwa 300.000 zusätzliche Todesfälle, für die ich verantwortlich bin. Mein Beileid!“ Sie käme in den Knast. Wahrscheinlich wäre das sogar schwer, sich das selbst gegenüber einzugestehen.

Alle sehen es – ausser den Verantwortliche

Damit verlieren sie Vertrauen. Und weil sie das spüren, entsteht Angst. Und Angst führt zu noch weiterer Einschränkung des Blickwinkels – was zum Beispiel bei Merkel durch die immer selben 5 wissenschaftlichen Corona-Berater verstärkt wird. Sie konstruieren sich eine Wahrnehmungsblase. Und diese Blase führt zu weiteren, immer absurderen Handlungen in völliger Verkennung der Realität. Die Politik glaubt nun, dass die bösen Impfstoffhersteller schuld sind und einzelne Politiker überlegen nun allen Ernstes wie in einer Kriegswirtschaft die Impfwirtschaft zu führen.

Ganz ehrlich: die Impfstoffhersteller sind die einzigen, die in einer aberwitzig kurzen Zeit Ergebnisse produziert haben. Glaubt einer, also zumindest außerhalb der Politik, dass das schneller gegangen wäre, wenn Politiker und Bürokraten das versucht hätten? Dass es bei den Herstellern zu Produktionsproblemen kommt, ist vor dem Hintergrund der Geschwindigkeit völlig normal. Jeder Hausbau dauert länger als geplant. Aber wenn dann noch der Typ vom Bauamt, der vorher monatelang über der Genehmigung brütete, die Baustellenorga übernehmen will, damit es schneller geht, wird’s schräg…

Als Unternehmer haben wir es da glücklicherweise leichter …

wenn wir einen Fehler machen, dann feuert uns niemand. Auch bei zwei Fehlern nicht. Erst wenn wir viele Fehler machen, feuert uns der Markt. Aber auch hier ist der Schlüssel, frühzeitig Fehler zu erkennen und einzugestehen. Ab diesem Moment kann ich als Führender nämlich umlenken.

Im Mai 2003 bin ich mit meinem ersten Unternehmen in die Insolvenz gegangen. Erst Mitte 2004 war mir wirklich klar, was die Ursache davon war. Ich war vorher nicht in der Lage, meine Fehler zu erkennen und einzugestehen. Und das führte zu einer ganzen Verkettung von Fehlern, die irgendwann zur Insolvenz führten. Auch später weigerte ich mich manchmal noch, meine Fehler einzugestehen. Wenn ich das alles zusammenzähle, kostete mich das in Summe einen deutlich siebenstelligen Betrag.

Eines meiner teuersten Learnings kostete mich eine halbe Mio. Ich wollte 2013 das Unternehmertum in Deutschland pushen. Dazu organisierten wir die Veranstaltung „Light the Fire. Woodstock für Unternehmer“ mit Richard Branson. Ich war begeistert. Hinweise anderer, dass das mit meinem Kerngeschäft, kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen, eher wenig zu tun hätte, ignorierte ich. Die hatten die Genialität dieses Leuchtturm-Events einfach noch nicht begriffen. Bei der Kickoff-Verkaufsveranstaltung kamen hinterher viele Leute zu mir und sagten, dass das eine supergeile Idee wäre. Ich fühlte mich bestätigt. Meine Mitarbeiter kamen auch zu mir und sagten, dass da irgendwas schieflaufen würde und die Stimmung ganz merkwürdig sei. Die hatten ganz offensichtlich keinen Plan! Vielleicht standen sie einfach nicht hinter dem Event? … Am Ende der Veranstaltung hatten wir statt 60 geplanten Tickets ganze 4 verkauft.

Erst da realisierte ich, dass ich in einer Blase gelebt hatte. Zwar fand das Event schließlich statt und die Teilnehmer fanden das auch mega-cool, aber statt 3.000 Teilnehmern waren es eben nur 1.300 und das war teuer. Meine Konsequenz war, in Zukunft immer auf ein paar andere Meinungen zu hören – nicht auf alle, sonst würde ich wahnsinnig, aber auf einige. Natürlich mache ich auch heute immer mal wieder Fehler, aber ich erfahre früher davon und kann sie früher ändern. Seit ich meine Fehler eingestehe, erfahre ich auch wesentlich mehr Vertrauen meiner Mitarbeiter. Und das erzeugt dann gleich noch eine ganz andere Energie.

Wenn wir eine Kultur wollen, in der frühzeitig Fehler eingestanden und dann auch schnell korrigiert werden, dann sollten wir zuerst eine Kultur bei uns im Unternehmen schaffen, wo das so ist. Zuerst einmal nutzt es unserem Unternehmen. Und dann irgendwann auch mal der Welt. Wie sagte Gandhi so schön: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst”.

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