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Allgemein Führung/Mitarbeiter

Hoffnungsmomente…

Wer mein Blog aufmerksam verfolgt, hat sicher mitbekommen, dass ich wenig bis nichts von den Führungskompetenzen der meisten Politiker halte (zum Beispiel im Blogbeitrag Kurzes Führungstraining für Politiker)  – fast keiner von ihnen hat auch jemals ein Führungstraining genossen. Merkel war zwar 16 Jahre lang fähig, ihre Macht zu sichern und alle, die ihr gefährlich werden konnten, weg zu beißen. Aber das Resultat war eben auch, dass unfähige Flachpfeifen Minister wurden, dass 16 Jahre lang keine Entscheidungen getroffen wurden, und dass demzufolge Deutschland im internationalen Vergleich mittlerweile voll abgehängt ist. Also nicht droht, abgehängt zu werden, sondern – abgesehen von ein paar HighTech-Inseln – voll abgehängt ist.

Und nun kommt ausgerechnet von einer Seite, von der ich es nicht erwartet hätte, ein Lichtblick. Der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann (nein, ich wähle nicht grün) ist für eine Impfpflicht, weil sie die Gesellschaft befriedet! Also nicht, weil sie Menschenleben schützen oder die Pandemie beenden würde, sondern weil sie die Gesellschaft befriedet! Eine Erkenntnis, die ich im Politikbetrieb definitiv nicht erwartet hätte.

Warum? Gehen wir zurück bis zu den Primaten. Da wurde von Wissenschaftlern eine Affenhorde beobachtet und sie stellten fest: da waren immer dieselben 2-3 führenden Männchen in alle Konflikte involviert. Die Idee war nun: Lass uns diese Männchen rausnehmen und die Affenhorde wird viel friedlicher. Das haben sie gemacht. Und die Konflikte? Nahmen um den Faktor 5 zu. Also es wurden mehr Konflikte! Das hat sie sehr überrascht. Daraufhin steckten sie diese Männchen wieder in die Gruppe und siehe da: die Konflikte nahmen wieder ab. Plötzlich sahen sie, dass diese führenden Männchen den Großteil aufkommender Konflikte schon durch Blicke unterbanden. Und es gab lediglich noch ein paar Konflikte, die dann doch anders geregelt werden mussten.

In meinem Buch „Dein Wille geschehe. Führung für Unternehmer“ schreibe ich dazu, dass ein Großteil der Berechtigung von Führung darin besteht, Konflikte zu reduzieren – und zwar oft dadurch, dass Klarheit geschaffen, Regeln gesetzt und durchgesetzt werden. Dass das nicht so gut kommt, wenn niemand diese Aufgabe übernimmt, sieht man an Staaten wie Lybien & Co. Das heißt: wenn entweder niemand da ist, der diese Aufgabe übernimmt oder Leute da sind, die diese Aufgaben nicht übernehmen wollen oder können, dann ist es gleichermaßen schlecht.

Machen wir mal die Gegenprobe: Angenommen, wir hätten eine große britische Minderheit in Deutschland, die mit großer Lautstärke fordern würde, dass sie auch links fahren wollen. Das wäre viel natürlicher und freier. Und angenommen, Politiker wollten es sich mit dieser Minderheit nicht verscherzen und verkaufen es als Freiheit, dass alle fahren dürfen, wie sie wollen. Oder dass alle als Kompromiss in der Mitte fahren. Es ist ziemlich offensichtlich, dass das Ausweichen vor dem Konflikt durch diesen Politiker eine Vielzahl neuer Konflikte im Alltag auf der Straße produzieren würde. Eine klare Entscheidung hingegen für den Rechtsverkehr würde zwar dafür sorgen, dass dieser Politiker die Wut auf sich zieht und er würde vielleicht mit Diktatur-Vorwürfen konfrontiert, aber die Menge der alltäglichen Konflikte würde dramatisch abnehmen.

Manchmal muss jemand, der führt, die Konflikte auf sich ziehen, um sie aus der Gruppe, die er führt, zu entfernen. Dazu muss ich als Führender in Kauf nehmen, dass mich nicht mehr alle lieb haben – bei Politikern eine sehr seltene Eigenschaft. Danke, Herr Kretschmann für den Beweis, dass es auch Ausnahmen gibt. Und ich wähle trotzdem nicht grün.

Was können wir als Unternehmer draus lernen? Manchmal braucht es auch bei uns klare Entscheidungen, wenn ein Team von inneren Konflikten zerrissen ist. Ein Beispiel: Die eine Hälfte will Homeoffice, weil es bequemer ist; die andere Hälfte will im Büro sein, weil nur so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Beide Gruppen beharken sich entweder offen oder durch Abwertung in Gedanken. An dieser Stelle braucht es dann eine klare Entscheidung – eigentlich egal in welche Richtung. Dann wird man zwar nicht immer gemocht, aber die Gruppe ist friedlicher und funktioniert. 

11 Kommentare

  • Stefan Merath - 21.03.2022
    Trennung von Sache und Person

    Lieber Matthias,

    danke für deinen Beitrag. Zuerst mal ein Wechsel auf die Meta-Ebene, da es jetzt schon das zweite Mal in diesem Thread ist: Wir sind offensichtlich unterschiedlicher Meinung. Und ich kann eure Meinung aus eurer Perspektive auch verstehen und respektieren. Die Meinung zur Sache hat aber keinerlei Einfluss auf meine Meinung gegenüber euch. Insofern finde ich es umgekehrt schräg, eure Meinung gegenüber mir als Person zu revidieren. Sei´s drum, das tangiert mich persönlich nicht, ist halt nur auch ein Führungsgrundsatz, die Meinung zur Sache und zur Person zu trennen.

    Dann inhaltlich: Es gibt nun durchaus Staaten, die für sich ein Ziel formulieren. Ob das das pursuit of happiness in der amerikanischen Verfassung ist oder das Ziel Nr. 1 in der Welt zu werden, wie derzeit bei China oder das Bruttonationalglück in Bhutan ist eigentlich egal. In jedem Fall gibt ein Ziel einen Fokus und einen Grund zur Zusammenarbeit. Und natürlich müsste so ein Ziel in der Verfassung festgeschrieben werden, weil alle 4 Jahre das Ziel zu wechseln führt genauso ins Chaos, wie gar kein Ziel zu haben.

    Die letzten knapp 20 Jahre sind für mich ein abschreckendes Beispiel staatlicher Ziellosigkeit. Die Ergebnisse: wir haben nicht nur wirtschaftlich den Anschluss verloren, sondern die Gesellschaft ist zerstrittener denn je, eine Verteidigungsfähigkeit existiert nicht, eine Anziehung auf wirklich qualifizierte Menschen, nach Deutschland zu kommen, existiert nur begrenzt, die Bürokratie scheitert an sämtlichen Krisen vor sich hin und die Gesundheitsämter schicken immer noch Faxe ans RKI. Ökologisch sind wir auch nicht wirklich weiter als andere. Und das Schlimmste: das Bildungssystem ist so grottig, dass auch für die nächsten 30 Jahre keine Hoffnung besteht, das zu ändern. Außer in der Effizienz, sich an der Macht zu halten, hat Merkel in den letzten 16 Jahren aus Führungsperspektive so ziemlich alles falsch gemacht.

    Inhaltlich. Dennoch habe ich Respekt vor ihr. 16 Jahre lang auf einem Job zu sitzen, wo man führen soll, aber aufgrund der Einbettung in Kontroll- und Angststrukturen (damit kein neuer Hitler an die Macht kommen kann) eben nicht führen kann, muss man erst mal durchstehen. Ich könnte (und wollte) das nicht. Vielleicht hat sie im Rahmen der Strukturen sogar das Beste gemacht. Aber dann sind die unreformierbaren Strukturen das Problem. Und solange es kein einheitliches Ziel gibt, kann niemals genug Energie entfaltet werden, die Strukturen wieder auszurichten und zu bereinigen.

    Sieht man gerade – egal ob man das gut oder schlecht findet – sehr schön an der NATO. 2019 war sie laut Macron hirntod. Plötzlich gibt es ein gemeinsames Ziel und auf einmal entsteht enorme Dynamik. Ich würde so weit gehen: eine Organisation ohne einheitliches Ziel – und da gehören Staaten mit dazu – hat keine wirkliche Existenzberechtigung und wird weder die Köpfe noch die Herzen der Menschen gewinnen.

    Liebe Grüße

    Stefan

  • Matthias L. - 20.03.2022
    Anhang

    P.S.: Mittlerweile in der Retrospektive bin ich sehr dankbar, dass alles so verlaufen ist wie wir es erlebt haben. Es hätte uns alle wesentlich schlimmer treffen können, wären gewisse Dinge nicht so verlaufen, wie sie verlaufen sind.

  • Matthias L. - 20.03.2022
    Ein Staat ist kein Unternehmen

    Lieber Stefan,

    die oben geschilderten Annahmen, die einen Staat implizit mit einem Unternehmen und eine Regierung mit der Geschäftsführung vergleichen, ist sehr streitbar.

    Ein Staat ist in erster Linie ein Lebensraum und hat im Unterschied zum Unternehmen kein Ziel, keinen Kunden, wie du selbst in einem deiner Bücher feststellst. Während eine Führung bei einem Ziel noch zu rechtfertigen ist, ist sie das nicht, wenn kein mit allen vereinbartes Ziel existiert. Umso schwieriger noch, wenn die Führung gerade mal durch ca. ein Drittel der Menschen legitimiert, also gewählt, ist.

    Auch lässt sich ein Unternehmen leicht wechseln, wenn einem der Führungsstil nicht zusagt, was bei Staaten nicht der Fall ist. Wir fahren besser, wenn wir solche Vergleiche nicht ins Feld führen.

    Eine Führung in umstrittenen Fragen nach Stil 1 ist auf Staatsebene eine Diktatur. Hatten wir schonmal, wollen wir nicht mehr zurückhaben.

    Ansonsten schließe ich mich dem Fazit von Daniela an, dass der obige Artikel nicht der hohen Meinung entspricht, die ich von dir nach den Büchern und den Seminaren hatte.

    Herzlichen Gruß
    Matthias

  • Stefan Merath - 09.02.2022
    Werteprioritäten

    Liebe Daniela,

    wie bereits weiter oben beschrieben, gehe ich gerne auf alle möglichen Führungsthemen ein, aber nicht mehr auf das Impfthema. Ist, da unterschiedliche Werteprioritäten (individuelle Freiheit vs. Verantwortung für das Team und die Unversehrtheit anderer) zugrunde liegen, völlig sinnlos… (und sowieso nur eine theoretische Überlegung, weil die Impfpflicht entweder gar nicht oder erst dann kommen wird, wenn die Pandemie vorbei ist).

    Liebe Grüße

    Stefan

  • Stefan Merath - 31.01.2022
    Das Verhältnis der Führungsstile

    Lieber Dominik,

    danke für deinen Beitrag. Bzgl. Führungsstil 1 und 4/5 hatte ich in meinem Buch tatsächlich was anderes gemeint. Jeder höhere Führungsstil braucht als Layer die niedrigeren Führungsstile unten drunter. Und wenn ich diese einsetze, habe ich auch nichts falsch gemacht. Es ist lediglich eine Frage des Verhältnisses. Eine Demokratie als Ausdruck eines höheren Führungsstils wird ohne Polizei (Stil 1) nicht funktionieren. Im Unternehmen werde ich höhere Führungsstile (z.B. Scrum) immer mit klaren Strukturen (wann findet das Daily statt? Was passiert bei Nichtteilnahme etc.) sichern müssen. Das ist nebenbei auch die Illusion von Büchern wie Reinventing Organizations von Laloux und anderen: sie glauben, dass die niedrigeren Führungsstile dann nicht mehr notwendig wären. Meiner Meinung nach ergänzen sich sie sich dialektisch. Das ist auch der Grund, warum ich die allermeisten Unternehmer mit ihrer Führung scheitern sehe: sie würden gerne nach Stil 4 oder 5 führen, weil sich das so fluffy anfühlt – nur leider fliegt einem das um die Ohren, wenn man nicht auch bereit ist, nach den unteren Stilen zu führen.

    Liebe Grüße

    Stefan

    1. Daniela Tigges - 07.02.2022

      Lieber Stefan,
      ich bin ganz bei dir, wenn es darum geht, auch mal Stil 1 anzuwenden, wenn es dringend und anders nicht möglich ist. Und gleichzeitig pflichte ich Dennis und Dominik gerade im aktuellen Beispiel sehr bei; denn es geht um nichts Geringeres als den Eingriff in den Verantwortungsbereich eines jeden Individuums – den Eingriff nämlich in seine körperliche Unversehrtheit.
      Eine Entscheidung nach Stil 1 entbehrt meines Erachtens jeglicher Demut und Ehrfurcht gegenüber der Individualität mindestens der vielen Menschen, die nach Stil 4-5 zu führen wären. Ist dieser von dir oben gelobte Weg also interessant für Unternehmer, die eben diese selbst denkenden Mitarbeiter loswerden wollen? Wo gehen sie dann hin?
      Also ich nehme sie mit Kusshand, habe aber gerade auch irgendwie jede der 70 Arbeitsstellen besetzt. 😉
      Herzlich,
      Daniela

  • Dominik H. - 29.01.2022
    Führung heißt aber auch, dass

    Führung heißt aber auch, dass der Führende nicht zuerst die Mitarbeiter / Bevölkerung in zwei Lager spaltet, die Kommunikationskanäle und Medien nutzt um Stimmung gegen eine Gruppe zu machen um dann mit einer Mehrheitsmeinung eine Entscheidung zu erzwingen um etwas „zu befrieden,“ was man aus Unwissenheit erst in einen Unruheherd verwandelt hat.

    Sehr bemerkenswert dazu: Impfbefürworter der sich jedoch gegen die Impfpflicht ausspricht.
    https://www.zdf.de/nachrichten/video/politik-illner-yogeshwar-corona-impfpflicht-100.html

    Ich frage mich, in wie weit wir daraus innerhalb des Themas Führung bei Firmen lernen können.
    Nach meinem Verständnis geht diese Betrachtungsweise mehr in die Richtung 4-5 und würde leichter zu einer Befriedung durch Aufklärung beitragen, als wie die Variante der Führung nach Stil 1, die Fronten aufbaut.

    So wie ich dein Buch verstanden habe Stefan, sollte Führung nach Stil 1 immer nur das letzte Mittel der Wahl sein. Und es setzt auch voraus, dass man als Führender die Verantwortung übernimmt und ergründet, warum 4-5 nicht greifen.
    Die Frage die sich mir aufdrängt ist: Habe ich, wenn ich nach Führungsstil 1 führen muss nicht entweder versagt, oder die falschen Leute im Team, die ich eh ganz schnell loswerden sollte.
    Welchen Preis kostet es mich und das Klima in meiner Firma, wenn ich auf Führungsstil 1 zurückgreifen muss, weil ich verkannt habe, dass ich eine Situation durch vorheriges Führungsversagen ggf. sogar erst heraufbeschworen habe und nicht die Eier habe zuzugeben, dass es dieses Führungsversagen gab?

  • Stefan Merath - 25.01.2022
    5 Führungsstil und Frage der Priorität in der Führung...

    Lieber Dennis,

    ja, ich gebe dir in weiten Bereichen völlig Recht: Regierungshandeln hier ist Führungsstil 1 bis 2. Die Kommunikation ist erbärmlich. Dazu habe ich ja schon diverse Blog-Einträge geschrieben – z.B. vor über einem Jahr wie man die Pandemie auch mit Führungsstil 4 hätte angehen können.

    Aber die Stelle, an der wir unterschiedlicher Meinung sind, hat etwas mit Prioritäten und Wertereihenfolgen zu tun. Führung hat die Aufgabe, mit dem Potenzial der Gruppe das bestmögliche für die Gruppe (bzw. im Falle von Unternehmen für die Kunden) zu erreichen. Es steht also das Team, die Gruppe, die Bevölkerung insgesamt vorne. In deiner Argumentation steht die individuelle Freiheit vorne.

    In Fällen, wo die individuelle Freiheit nicht zu negativen Folgen für andere führt, stimme ich dir zu 100% zu. Zum Beispiel die Einführung der Gurtpflicht in den 70er-Jahren wäre aus dieser Perspektive nicht nötig gewesen (wurde dann aber trotz Protest doch von allen akzeptiert). Schließlich bringen sich die Leute nur selbst um, wenn sie keinen Gurt benutzen. Im Falle des Rauchverbots in öffentlichen Räumen hat hingegen die Gruppe Vorrang, weil die Nichtraucher in diesem Fall Opfer der Freiheit anderer wären. Wie beim Impfen eben auch.

    Die Frage ist also: Was hat höhere Priorität in der Führung: das Wohl der Gruppe oder die Freiheit einzelner?

    Natürlich kann man drüber diskutieren, wie sinnvoll eine Impfpflicht ist, wenn die aktuellen Impfungen gegen Ominkron nicht mehr so gut wirken. Aber sie wirken immer noch. Und bzgl. Impfschäden: 1) die Zahl der Virustoten übersteigt die Zahl der Impftoten um viele 10er-Potenzen. 2) Jede Fertigpizza ist ein schädlicherer Eingriff als eine Impfung – und es sterben auch deutlich mehr Leute an den Folgen von Fertigpizzas (Verfettung, Herzprobleme, Krebs & Co).

    Aber unabhängig von Impfpflicht oder nicht, mir geht es hier um Führung. Möglichst nach Stil 4 oder 5, aber auch mit der Bereitschaft, wenn nötig Stil 1 anzuwenden. Klare, direkte Kommunikation, schnelle Entscheidungen – auch mal ohne alle Fakten (sonst wären wir noch langsamer als wir eh schon sind). Und das Wohl der Gruppe im Vordergrund bei maximaler Selbstbestimmung der einzelnen.

    Liebe Grüße

    Stefan

    P.S. Auf weitere Kommentare bzgl. Führung antworte ich gerne – auf Kommentare zum Impfen nicht mehr 😉

  • Dennis Esleben - 24.01.2022
    Betrachtung aus Sicht der fünf Führungsstile

    Hallo Stefan,

    aus Führungsperspektive im unternehmerischen Kontext gebe ich Dir da vollkommen recht, lässt sich meiner Meinung nach aber nicht 1:1 auf ein demokratisches System mit ca. 82 Mio. Menschen adaptieren.

    Ich möchte das Ganze mal aus einem anderen Standpunkt, der Perspektive der fünf Führungsstile, betrachten:
    Wir sehen insbesondere hier in Deutschland eine Führung die aus Angst, Zwang, Wiederspruch und leeren Versprechungen besteht. Zuckerbrot und Peitsche. „Wenn jeder ein Impfangebot erhalten hat, brauchen wir keine Maßnahmen mehr“, Vor der Wahl: „Es wir keine Impfpflicht geben“, „Nur zwei Impfungen“, „Nur noch eine Boosterimpfung“, „Geimpfte müssen sich nicht mehr testen“, „Geimpfte müssen sich doch wieder testen“, „Bis März sind alle geimpft, genesen oder gestorben“, direkt nach der Wahl: „Wir brauchen sofort die Impfpflicht“, Genesenen-Status mal eben über Nacht auf 3 Monate runtergesetzt, Falsche und unvollständige Zahlen, 3G/2G/2G plus/1G… da könnte man ein ganzes Buch mit füllen…

    Somit Führungsstil 1. Wie war das jetzt noch genau? Mitarbeiter mit einem höheren Stil, bzw. Status lassen sich langfristig nicht von Führungskräften mit einem niedrigeren Stil, bzw. Status führen.

    Eine Impfpflicht fordern um die „Gesellschaft zu befriedigen“, anscheinend ja dann ohne medizinische Notwenigkeit, hört sich für mich nach Populismus an. Wie soll man damit Menschen die sich bis jetzt noch nicht haben impfen lassen abholen? Insbesondere fachkundige im medizinischen Bereich? Es gibt viele Ärzte und Pfleger die noch nicht gegen Corona geimpft sind, die einen echt harten, wahrscheinlich unterbezahlten Job machen, sich aktuell jeden Tag testen lassen und womöglich nur jeden Morgen aufstehen um anderen Meschen zu helfen und die Kollegen nicht im Stich zu lassen. Diese Meschen haben einen starken inneren Antrieb, führen sich selber wahrscheinlich mit Stil 5 und sollen jetzt mit Stil 1 zur Impfung gezwungen werden…

    Ist klar dass schwere Entscheidungen nie allen gefallen werden. Der Führende muss sich allerdings auch der Konsequenzen bewusst sein, wenn mit umstrittenen, nicht nachvollziehbaren Argumenten oder einfach nur aus der Laune heraus irgendwelche Entscheidungen getroffen werden. Z.B., dass im Unternehmen gute Mitarbeiter abhauen – oder wie in diesem Fall Pflegekräfte und damit das Gesundheitssystem weiter destabilisiert wird (In den USA wurde die Impfpflicht in medizinischen Bereichen teilweise wieder ausgesetzt, hierzulande wackelt sie ja aktuell auch wieder). Oder dass Menschen denen das nicht passt in einem demokratischen Staat demonstrieren gehen. Diese Situation führt meiner Meinung nach eher zu weiterer Spaltung der Gesellschaft und Gesichtsverlust der Führenden. Hin und her, vor und zurück, hüh und hott ohne die weiterreichenden Auswirkungen zu betrachten.

    Aufgabe der Führung ist nicht willkürliche Entscheidungen zu treffen, sondern valide Daten und Fakten zu sammeln, gegeneinander abzuwägen, um darauf Entscheidungen zu begründen und damit sinnvoll gesetzte Ziele zu erreichen. Wir sehen in Deutschland aktuell überwiegend ersteres. In anderen Ländern funktioniert das besser.

    Die grundlegende Frage ist doch auch: Spalten unterschiedliche Meinungen und Standpunkte die Gesellschaft oder doch eher die politischen Maßnahmen und misslungene Kommunikation der Politik und Medien? Und wer entscheidet welche Meinung die Richtige ist? Sahra Wagenknecht z.B. (nein, ich wähle nicht links) argumentiert meiner Meinung nach wesentlich sachgerechter, neutraler und weitsichtiger.

    Auf Grundlage von Gesundheitsschutz und medizinischer Notwendigkeit kann man sicherlich eine Impfpflicht fordern und gutheißen. Das Fahren auf einer Straßenseite mit dem erzwungenen, irreversiblen Eingriff in den menschlichen Körper (Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit) auf Grundlage der Gesellschaftsbefriedigung, ohne gesundheitliche Begründung, zu fordern und zu vergleichen kann ich genauso wie Daniela nicht ganz nachvollziehen. Wo ist da die Verhältnismäßigkeit? Wird in Deinem Beispiel in ein Grundrecht „der Briten“ eingegriffen, wenn „die Briten“ gezwungen werden trotzdem rechts zu fahren? Ich will mir zu diesem Thema kein abschließendes Urteil erlauben. Da werden sich aller Voraussicht nach demnächst dann die deutschen Gerichte mit beschäftigen dürfen…

    Wir sehen hier meiner Meinung nach eher einen verzweifelten Versuch noch einen Ansatz an Führung zeigen zu wollen, wobei der Zug schon lange abgefahren, und die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Politik bei der Mehrheit der Gesellschaft hinüber ist.

    Was können wir als Unternehmer daraus lernen? Entscheidungen und Ziele brauchen Transparenz und Klarheit und müssen von den Mitarbeitern aufgrund einer genauso transparenten und klaren Argumentation und Kommunikation nachvollzogen werden können (wenn ich alle mitnehmen möchte). Das erhöht meiner Erfahrung nach die Akzeptanz, Loyalität und das Vertrauen der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen und dem eingeschlagenen Kurs um ein Vielfaches und erzeugt eine nach vorne gerichtete Energie. Kann dann zwar immer noch „lange Gesichter“ geben, aber die Chance dass ich alle mitnehmen kann ist wesentlich größer. Ist für mich persönlich langfristig gesehen auf jeden Fall der nachhaltigere Weg.

    Viele Grüße
    Dennis

  • Stefan Merath - 18.01.2022
    Impfung als Gesundheitsschutz

    Liebe Daniela,
    zur Impfung gibt es unterschiedliche Standpunkte. Und mittlerweile spalten diese die Gesellschaft. Es ist Aufgabe von Führung, Spaltung zu verhindern oder zu beseitigen. Dazu muss Führung manchmal Stellung beziehen – insbesondere dann, wenn die Entscheidung einzelner Auswirkungen auf das Leben anderer hat, wie in diesem Fall (oder im Falle des gleichzeitigen Rechts- und Linksverkehrs). Und diese Entscheidung wird nie allen gefallen. Aus dem Grund entscheiden schlechte Führungskräfte meistens, nicht zu entscheiden. Oder später, wenn das Problem weg ist… Und das ist dann die mieseste Lösung.

    Liebe Grüße

    Stefan

  • Daniela Tigges - 17.01.2022
    Lieber Stefan,

    Lieber Stefan,
    Wie du erwähnt hast, sollte es bei einer Impfung um Gesundheitsschutz gehen.
    Du weißt, ich schätze Dich sehr. Dieses Beispiel als Vorbild zu feiern wird meinem hohen Bild von Dir nicht gerecht.
    Nachdenkliche Grüße
    Daniela

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