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Führung/Mitarbeiter

Metamodelle der Führung – Folge 2: Zweck der Führung (1)

Das erste meiner drei Metamodelle setzt sich mit dem genauen Zweck der Führung auseinander. Eines der Hauptprobleme von Führung besteht darin, dass so viele unterschiedliche Interpretationen davon existieren. Das liegt daran, dass immer noch viele die falsche Frage stellen, nämlich was Führung genau ist. Darauf kann ich natürlich wirklich komplett beliebig antworten. So kann Führung die Motivation von Mitarbeitern sein, die Verfolgung von Zielen oder vieles andere. Passt alles irgendwie, ist aber eben auch sehr beliebig. Also habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob man die Frage nach einer Definition von Führung nicht vielleicht etwas umformulieren könnte. Indem ich frage “Was ist denn eigentlich der Zweck von Führung“ ordne ich Führung auf einmal in einen Kontext ein. Von diesem Kontext aus kann ich dann sinnvoll beurteilen, ob Führung nachher diesen Zweck auch erfüllt, also ob sie überhaupt eine gute Führung ist. So destilliere ich die Beliebigkeit heraus, da ich nun die Qualität der Führung messen kann – weil ich ja nun ihren genauen Zweck kenne.

Den Zweck der Führung kann ich in drei unterschiedliche Bereiche unterteilen: Energie, Beitrag und Zukunft. Um dies zu verstehen muss ich aber erst einmal einen Blick in unsere Vergangenheit werfen. Führung ist irgendwann einmal im Laufe der Geschichte entstanden und diente schon damals bestimmten Zwecken. Und hat diese auch erfüllt: Denn wenn sie diese Zwecke nicht erfüllt hätte, wäre sie ja wieder verschwunden. Also blicken wir zurück und zwar bis zu den Primaten. Alle Primaten, ob Schimpansen oder Bonobos, waren letztendlich Teil einer hierarchischen Führungsstruktur. Aber welche Vorteile hatte diese Struktur damals den Primaten gebracht? Hier gibt es meines Erachtens drei entscheidende Punkte und den ersten großen Nutzen von Führung (Energie) wollen wir uns nun einmal genauer anschauen.

Ein Wissenschaftler namens Robin Dunbar hat Anfang der 1990er Jahre herausgefunden, dass die Größe einer Primatenhorde direkt mit der Gehirngröße korreliert. Je größer das Gehirn, umso größer kann die Horde werden. Da der Mensch ja nun das größte Gehirn von allen Primaten hat, kann er auch in der größten Horde leben. Die genaue Anzahl hat er dabei auch gleich mitberechnet und so entstand die sogenannte Dunbar-Zahl: 150. Mit anderen Worten, mit bis zu 150 Menschen funktioniert eine Gesellschaft noch ohne komplexere Führungsstrukturen, d.h. sie benötigt zwar einen Anführer, aber noch keine verzweigten Hierarchiesysteme. Das ist auch nachvollziehbar, denn 150 Leute kann ich noch einigermaßen überschauen, mir deren Namen merken, die Beziehungen untereinander verfolgen und somit jeden direkt führen. Bei 500 oder 1000 Personen wird das schwer, einfach weil die Kapazitäten des menschlichen Gehirns nicht ausreichen, diese noch in dem Maße auseinanderzuhalten, wie es für eine effiziente Führung nötig wäre.

Aber was passiert denn, wenn ich 150 Leute auf einen Haufen packe? Eine solche Größe hat, wenn alle zusammenarbeiten, natürlich enorme Vorteile. Aber tun das auch alle? Wenn man sich heute vorstellt, dass man 150 Menschen von der Straße nimmt und auf eine einsame Insel steckt, was wird wohl geschehen? Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass sie sich ziemlich schnell die Köpfe einschlagen werden im Streit um Essen, Kleidung oder Sex. Mit anderen Worten, es entstehen Konflikte. Das wahre Potenzial der Gruppe kann ich also nur abrufen, wenn ich diese Konflikte minimiere. Hier brachte die Beobachtung einer Horde von Schimpansen in einem Zoo interessante Erkenntnisse. Wissenschaftler stellten fest, dass die meisten Konflikte in dieser Gruppe alleine von drei Männchen an deren Spitze rührten. Die Lösung schien auf der Hand zu liegen – man hat einfach die drei Männchen von der Gruppe getrennt.

Das Ergebnis war erschütternd. Auf einmal schossen die Konflikte um den Faktor 5 in die Höhe. Kaum hatte man die drei Anführer aber wieder in die Gruppe integriert, gingen die Konflikte wieder nach unten. Dabei haben die Wissenschaftler aber nun eine faszinierende Entdeckung gemacht: Als zwei der “einfachen“ Schimpansen damit angefangen haben sich zu streiten, genügte ein strenger Blick einer der drei Anführer um den Streit schon im Keim zu ersticken. Die drei Rädelsführer waren also mehr Schlichter, als Verursacher von Konflikten. Das heißt der erste Zweck von Führung ist meines Erachtens nach – wenn ich es negativ beschreiben will – die Menge der Konflikte in der Gruppe zu reduzieren. Das bedeutet dummerweise aber natürlich auch, dass der Führende in die Konflikte reingehen muss und es von außen dann natürlich so wirkt, als ob er selbst an vielen Konflikten schuld ist. In Wahrheit reduziert er jedoch die Konflikte und damit wird das Potenzial der Gruppe, also das was sie zu leisten bereit sein kann, deutlich erhöht. Eine Gruppe verfügt also über eine höhere Energie, wenn sie über einen oder mehrere Anführer verfügt. Konflikte zu minimieren um die Energie der Gruppe zu maximieren, das ist also der erste Zweck der Führung. Die beiden anderen Zwecke erläutere ich dann in den folgenden Blogbeiträgen.

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