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COVID-19

Die Krise verändert unsere Gewohnheiten – wie geht es jetzt weiter?

Mittlerweile ist das Coronavirus in der Realität angekommen. Auch die Politik ist nach 3 Wochen komplettem Dornröschenschlaf, Abwiegeln und Herumreden aufgewacht und agiert nun. Und, was ich zugeben muss, obwohl ich von der Politik normalerweise nichts halte, auch für ihre Verhältnisse enorm konsequent und klar.

Wie geht es weiter auf der gesundheitlichen Ebene? Alle Erfahrungen aus China zeigen, dass der Peak der Erkrankungen etwa 10-14 Tage nach dem Shutdown kommt. Das liegt schlicht daran, dass die Menschen, die in 10 Tagen krank sein werden, bereits jetzt das Virus in sich tragen – die Inkubationszeit. Danach wird es zur Abflachung kommen. Und danach werden Mechanismen installiert werden müssen, jede Ausbreitung zeitnah zu erkennen und einzudämmen, bevor wir in unser normales Leben zurückkehren können. In China gingen die Maßnahmen vor etwa 2 Monaten los und langsam kommt es wieder zur Normalisierung. Mit anderen Worten: auch uns wird die akute Phase bis in den Mai hinein beschäftigen. Und danach haben wir nicht sofort Normalität.

Das betrifft uns selbstverständlich auch als Unternehmercoach. Bislang machten wir 98% unserer Umsätze dadurch, dass Menschen sich sehen und austauschen können. Unsere Seminare für März und April haben wir verschoben. Und das Thema wird uns auch noch länger beschäftigen: Danach werden die Umsätze ja nicht gleich wieder auf 100% steigen. Und so geht es vielen Unternehmern.

In manchen Bereichen wird es sogar so weit gehen, dass Änderungen dauerhaft sein werden. Gewohnheiten bilden sich nach 6 Wochen heraus. Wer bislang kaum oder nur bestimmte Produktgruppen online eingekauft hat, wird das die nächsten Wochen verstärkt tun. Wenn er dabei erfährt, dass das viel bequemer ist und auch noch Zeit spart, wieso sollte er danach wieder im Laden einkaufen? Höchstens noch, weil das Erlebnis ein anderes ist. Aber vielen ist das Erlebnis einfach nicht sonderlich wichtig. Zumindest in diesem Bereich. In anderen Bereichen wird man zu alten Gewohnheiten zurückkehren. Eine Party auf Instagram ist einfach nicht so lustig, wie wirklich in einen Club zu gehen.

Was ich damit sagen will: es braucht jetzt für uns Unternehmer 2 Phasen: Erstens sorge für das Überleben deines Unternehmens via Kurzarbeit, Überbrückungskrediten, Vereinbarung von Zahlungskonditionen oder was auch immer. Gehe dabei davon aus, dass du 3 mal so viel Geld brauchst, wie du jetzt im Worst Case annimmst. Wenn du schon einen Überbrückungskredit holst, dann richtig!

Ich hatte in meinem ersten Unternehmen den Fehler gemacht, immer zu hoffen, dass sich die Situation in der New Economy schnell wieder ändert. Ich wollte auch meinen Mitarbeitern Hoffnung machen. Das Problem war nur, dass ich deshalb immer zu kleine Maßnahmen ergriff und dann alle paar Wochen nachsteuern musste. Und wenn die eigenen Mitarbeiter alle paar Wochen wieder einen Nackenschlag bekommen, dann entsteht nicht Hoffnung, sondern das Gegenteil.

Also mach dein Unternehmen krisensicher und beantrage jetzt einen 3 mal höheren Überbrückungskredit als du brauchst. Das ist übrigens nicht schwerer, sondern leichter! Für die Bank ist der Kreditantrag dieselbe Arbeit, aber sie verdienen mehr an dir. Und bei den vielen Anträgen rutschst du mit einem höheren Kredit automatisch weiter nach oben – genauso wie du vermutlich die Kunden, die dir einen höheren Umsatz bringen, vorrangiger behandelst.

  • Die zweite Phase betrifft aber dein Geschäftsmodell: Was passiert mittel- und langfristig? Wo gibt es Einbrüche? Was wird sich für immer verändern? Welche Chancen ergeben sich dadurch? Beispiele:
  • Die Autoindustrie könnte einen Boom erleben, weil viele Menschen andere hygienische Standards entwickeln und deshalb öffentliche Verkehrsmittel in Zukunft meiden. Wenn mehr Autos verkauft werden, zwingt das die Autohersteller umso mehr, die ökologische Wende mitzumachen.
  • Geschäftsreisen, Seminare oder Messen könnten zumindest auf ein bis zwei Jahre zurück gehen und durch online ergänzt oder ersetzt werden – bis man halt bemerkt, dass persönliche Bindung am besten durch Live-Treffen entsteht. Dennoch wird ein Teil online bleiben und jedes Unternehmen wird seine Online-Strategie anpassen müssen. Daraus ergeben sich aber auch eine Menge Chancen.
  • Home-Office wird breiter akzeptiert und genutzt werden. Wir sitzen hier gerade in diesem Moment zu zweit in einem 500qm Büro. Brauchen Unternehmen dann noch so große Büroräume? Und Mitarbeiter, die aktuell Home-Office machen, hocken teils in ihrem Schlafzimmer – da könnten kluge Möbel- und Home-Office-Lösungen helfen.

Die Lieferketten werden danach so umgebaut werden, dass sie zumindest in den kritischen Teilbereichen weniger anfällig sind und deshalb wird einiges an Produktion nach Deutschland zurückgeholt werden. Da entstehen völlig neue Chancen.

Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Der Schlüssel ist: Sorg jetzt dafür, dass du die Chancen ergreifen kannst. Deshalb hole dir jetzt mindestens 3 mal so viel Geld, wie du zu brauchen glaubst. Wenn du mindestens 6 Monate finanzielle Reichweite hast, nutze die Chancen, die sich jetzt auf dem Arbeitsmarkt ergeben. Und dann nimm dir die Zeit, die du damit gewonnen hast, um nochmal über dein Business-Modell und deine Strategie nachzudenken. Und dazu ist essenziell, dass du nicht angstgetrieben agierst, sondern dir wirklich die Frage stellst, was du tun kannst, um deinen Kunden noch zu helfen. Diese Frage beschäftigt auch uns jeden Tag! Die Methodik dazu findest du in „Die Kunst, seine Kunden zu lieben“.
Das Schöne an Krisen ist, dass man da in der Lage ist, viel radikaler zu denken. Aus den Gedanken und Ideen der nächsten Wochen und Monate entstehen die Geschäftsmodell der nächsten Jahre.

2 Kommentare

  • Yannic - 19.03.2020
    Wann in das veränderte Kundenverhalten investieren?

    Lieber Stefan,

    zunächst geht es ja darum genügend Liquidität auf der hohen Kante zu haben (6 Monate FRW) + einen 3*mal so hohen Überbrückungskredit für mein Worst-Case Szenario. Hier ist die Aufmerksamkeit aller Unternehmer – außer die eine Reichweite von 6 Monaten besitzen – momentan am größten. Stichwort Überleben.

    Nun gibt es ja auch das geänderte Kundenverhalten, woraus folgt seine Leistungen oder Produkte auch digital anzubieten.

    Wann sollte man denn in diese Veränderung investieren?
    Und wertvolle Liquidität hierfür aufbringen?

    Sofern die Ausgangssperre vorbei ist (z.B. Ende Mai) ? Falls es dann im Herbst zu einem nächsten Shutdown kommt, hätte man zumindest sich teils digital aufgestellt und kann die Situation besser händeln.

    1. Stefan Merath - 19.03.2020

      Ich würde zur Zeit vor allem Gehirnschmalz und Zeit in das neue Kundenverhalten investieren. Und mich mit großen Investitionen zurück halten, bis absehbar ist, in welchem Zeitrahmen wir uns mit dem Shutdown bewegen. Allerdings sind manche Veränderungen wie z.B. der Wechsel zu Digital ja auch nicht mit riesigen Investitionskosten verbunden. Die würde ich dann logischerweise sofort angehen.

      Liebe Grüße

      Stefan

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