
Worauf die besten Mitarbeiter bei der Jobsuche achten
Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn du die besten Mitarbeiter willst, dann musst du auch das sein, was die besten Mitarbeiter suchen. Klingt logisch, oder?
Und trotzdem wundere ich mich immer wieder, wie viele Unternehmer sich diese Frage nie ernsthaft stellen. Stattdessen werden Stellenausschreibungen rausgeballert wie beim Kamikaze-Marketing: Hauptsache viele Bewerber, irgendwer wird schon passen. Wird er nicht.
Ich habe in den letzten 30 Jahren über 150 Mitarbeiter eingestellt. Für jede dieser Stellen hatte ich im Schnitt rund 100 Bewerbungen auf dem Tisch – in Summe also ca. 15.000 Bewerbungsprozesse miterlebt. Dabei habe ich gelernt: Die besten Mitarbeiter ticken anders. Sie suchen gezielt. Sie prüfen genau. Und vor allem: Sie stellen Fragen – gute Fragen.
In diesem Beitrag zeige ich dir, worauf die besten Mitarbeiter wirklich achten, wie du das als Unternehmer für dich nutzt und woran du erkennst, ob jemand wirklich der oder die Richtige ist.
Kathedrale oder Steine klopfen?
Einer der zentralsten Punkte: Sinn. Die besten Mitarbeiter wollen keine Jobs. Sie wollen eine Aufgabe. Eine, die Bedeutung hat.
Du kennst vielleicht die Geschichte von den zwei Männern, die Steine klopfen. Beide tun dasselbe, aber einer sagt: „Ich klopfe Steine.“ Der andere sagt: „Ich baue eine Kathedrale.“ Und genau das ist der Unterschied, der in deiner Stellenanzeige schon sichtbar werden muss.
👉 Frage dich ehrlich:
- Bietest du einen Job – oder eine Aufgabe mit Bedeutung?
- Wird in deiner Außendarstellung klar, wozu dein Unternehmen existiert?
- Und ist dieser Zweck spürbar oder nur heiße Marketing-Luft?
Denn die besten Mitarbeiter scannen deine Website und Stellenanzeigen genau daraufhin ab. Wenn da nur Phrasen stehen wie „spannende Herausforderung in einem dynamischen Team“, dann ist das für sie ungefähr so sexy wie kalter Kaffee vom Vortag.
Entwicklung statt Stillstand
Die besten Mitarbeiter sind nicht deshalb gut, weil sie schon alles können. Sondern, weil sie bereit sind, sich permanent weiterzuentwickeln.
Die logische Folge: Sie achten bei der Jobsuche darauf, ob sie das bei dir auch können. Nicht nur theoretisch, sondern praktisch. Sie suchen nach klaren Zeichen dafür, dass sie wachsen dürfen – fachlich, persönlich, menschlich.
👉 Checkliste für dich:
- Wird auf deiner Website oder in deiner Ausschreibung sichtbar, dass Entwicklung erwünscht ist?
- Nimmst du selbst regelmäßig an Weiterbildungen teil und zeigst das auch?
- Gibt es in deinem Unternehmen eine Kultur des Lernens oder des „Das haben wir schon immer so gemacht“?
Spoiler: Wer sich als Unternehmer nicht selbst weiterentwickelt, wird es auch bei seinen Mitarbeitern nicht erwarten oder fördern.
Teamgeist schlägt Titel
Die besten Mitarbeiter haben keine Lust auf interne Politik, Egospielchen oder verdeckte Grabenkämpfe. Sie wollen in einem echten Team arbeiten, nicht in einem Haufen Einzelkämpfer mit Visitenkarten.
Deshalb schauen sie ganz genau hin:
- Was sagen die Stellenausschreibung und die Website über das Team aus?
- Gibt es echte Einblicke?
- Lernen sie das Team im Bewerbungsprozess wirklich kennen?
Bei Unternehmercoach z. B. machen wir strukturiert gestaltete Probetage, bei denen Bewerber verschiedene Aufgaben nur im Zusammenspiel mit anderen Kollegen lösen können. So merken beide Seiten schnell: Passt das menschlich und fachlich?
Die besten Bewerber fordern diesen Probetag sogar ein, weil sie wissen, wie wichtig das Team ist.
Der wichtigste Faktor: der Chef
Jetzt wird’s unbequem: Die besten Mitarbeiter suchen sich die besten Chefs.
Und „bester Chef“ bedeutet nicht: freundlich, nett, kumpelhaft. Sondern:
- selbstverantwortlich
- klar in der Kommunikation
- entwicklungsorientiert
- vor allem: echt
Die besten Mitarbeiter kündigen nicht den Job, sie kündigen den Chef. Und wenn du Chef bist, dann bist du auch der Grund, warum jemand kommt. Oder geht.
Sie werden dich beobachten. Dir Fragen stellen wie:
- „Wie viele Überstunden machst du?“
- „Wann hast du zuletzt Urlaub gemacht – spontan?“
- „Welches Buch zur Unternehmensführung hast du zuletzt gelesen und was hast du gelernt?“
- „Was war dein größter Fehler und was hast du daraus gemacht?“
Die besten Bewerber stellen diese Fragen nicht, um dich zu ärgern. Sie stellen sie, weil sie wissen, dass sie nur so die Wahrheit erfahren. Und wenn du dabei ausweichst, lügst oder rumeierst bist du raus.
Vision oder heiße Luft?
Die besten Mitarbeiter wollen wissen: Wofür stehst du mit deinem Unternehmen?
Was ist dein Beitrag zur Welt, außer möglichst viel Geld zu verdienen?
Und jetzt kommt der Test: Wenn du auf diese Frage antwortest mit „Wir wollen in drei Jahren 10 Millionen Umsatz machen“, dann hast du keine Vision. Du hast ein Ziel. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Eine echte Vision beantwortet die Frage:
Was würde fehlen, wenn es dein Unternehmen morgen nicht mehr gäbe?
Wenn du da nur mit den Schultern zuckst oder Bullshit-Bingo spielst, dann ist die Stelle auch nur ein Job. Und damit: nicht attraktiv für die besten.
Sie beobachten – dich und dein Team
Die besten Mitarbeiter sind wie Trüffelschweine. Sie suchen nicht nur nach dem, was du sagst, sondern vor allem nach dem, was du nicht sagst.
Wenn beim Bewerbungsgespräch z. B. ein weiterer Mitarbeiter mit am Tisch sitzt, dann schauen sie:
- Wie viel Raum bekommt diese Person?
- Wird sie gehört oder ist sie nur Staffage?
- Gibt es spürbare Dynamiken? Machtspielchen? Unsicherheiten?
Sie achten auch auf Kleinigkeiten:
- Wird im Team gelacht?
- Werden ehrliche Fehler besprochen oder vertuscht?
- Haben alle das gleiche Bild vom Unternehmensziel oder erzählt jeder was anderes?
Wenn du hier versuchst, was zu kaschieren merken sie es. Und dann laufen sie.
Was sie dir geben, nicht nur nehmen
Die besten Mitarbeiter fragen nicht als Erstes: „Was bekomme ich?“, sondern:
„Was kann ich einbringen?“
Sie haben verstanden: Wer ernten will, muss vorher säen. Und sie vertrauen darauf, dass sie später ernten werden, weil sie wissen, was sie wert sind.
Sie sind vorbereitet. Sie haben sich mit deiner Website beschäftigt. Sie haben eine Idee, wie sie euch weiterbringen können, nicht, wie ihr ihr Ego aufpoliert.
Sie sind ehrlich mit sich selbst. Wissen, wo sie gut sind. Und auch, wo sie sich entwickeln wollen. Keine Hochglanz-Fassade, sondern echte Persönlichkeit.
Und ganz am Ende:
Sie lieben Menschen. Kunden. Kollegen. Dich als Chef.
Denn nur, wer Menschen liebt, wird wirklich etwas bewegen. Im Team, im Unternehmen, beim Kunden.
Fazit: Du bekommst, wen du verdienst

Der Bewerbungsprozess ist keine Einbahnstraße. Er ist ein gegenseitiges Kennenlernen auf Augenhöhe. Die besten Mitarbeiter suchen nach der besten Aufgabe, dem besten Team, dem besten Chef – und dem besten Ort für Wachstum.
Wenn du diese Menschen für dich gewinnen willst, dann hör auf mit Blabla. Sei echt. Sei klar.
Und: Sei bereit, selbst der beste Unternehmer zu werden.
Denn du ziehst an, wer du bist. Nicht, wen du gerne hättest.
Herzliche Grüße
Dein
Stefan Merath




Stefan Merath 






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