Grundsätzlich muss man 2 Arten der persönlichen Transformation unterscheiden. Die eine Art ist die schlichte Änderung von Gewohnheiten bei vorhandenen Fähigkeiten. Z.B. indem ich beschließe, ab sofort jeden Tag joggen zu gehen. Dazu muss ich nichts Neues lernen, lediglich neue Gewohnheiten etablieren. Oder beim Nichtrauchen – das kann ich normalerweise auch von Geburt an. Diese Art von Transformation kann ich jetzt, von einer Sekunde auf die andere beschließen und dann braucht es das richtige Umfeld und genügend Zeit, um dieses neue Verhalten zur neuen Gewohnheit werden zu lassen.

Die zweite Art der Transformation benötigt Zeit, weil neue Fähigkeiten, Wahrnehmungen, Gefühle erst entwickelt werden müssen. Als schüchterner Mensch kann ich wohl heute beschließen, Speaker zu werden, aber bis ich das bin, vergeht Zeit. Oder als völlig verkopfter Mensch kann ich wohl beschließen, mehr auf meine Emotionen zu achten, aber bis ich die wenigstens mal selbst in Ansätzen wahrnehmen kann, vergeht auch Zeit. Daniel Siegel geht es um die zweite Art der Transformation.

Entscheidend für seinen Ansatz ist die „neue“ Erkenntnis, dass sich das Gehirn lebenslang weiter entwickeln kann (die Erkenntnis ist nur für die Wissenschaft neu, für Menschen, die sich persönlich weiter entwickelt haben, war das schon immer selbstverständlich). Mit einem Set an verschiedenen Methoden aus dem Bereich Meditation, Achtsamkeit, Körper-Scanning usw. zeigt er, wie Änderungen geschehen können. Zum Beispiel wie ein 92-jähriger erstmals in seinem Leben noch Zugang zu seinen Gefühlen gewinnt.

Es geht Siegel aber nicht nur um Transformation. Diese hat bei ihm immer eine Richtung hin zu mehr Integration. Integration der rechten mit der linken Gehirnhälfte, Integration von Gefühl und Verstand, Integration von Körper und Geist und Integration in eine Gemeinschaft. Die Methoden sind in dieser Zusammenstellung alles andere als neu, aber die Nutzung in den konkreten Fällen ist ziemlich cool.