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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 21.02.2017 |
Umbruch in der Chefetage: Vom Heldentum zur agilen Führung (Haufe Fachbuch)

Umbruch in der Chefetage: Vom Heldentum zur agilen Führung

Kategorie(n)
Finanzen
Autor
Zimmermann Wolfgang
Preis

--

ISBN
3648090194

Ohne Zweifel, viele der traditionellen Managementmethoden sind an ihre Grenzen gekommen und damit auch das Selbstverständnis der Führenden (und Geführten). Dabei kommen eine Menge unterschiedlicher Entwicklungen zusammen, z.B. der Übergang zur agilen Führung, das Vordringen von Frauen in die Führung, neue Werte der Generation Y usw.
 
Wolfgang Zimmermann beleuchtet extrem kompetent die Übergänge vor denen wir stehen. Dabei gibt er einige Antworten, aber noch mehr regt er zur Reflektion an und hierin liegt der Wert des Buchs. Als Führender beginnt man seine Sicht der Welt, seine Glaubenssätze, ja seine Identität zu hinterfragen. Führungsfragen sind zugleich immer auch Lebensfragen und damit sehr persönliche Fragen.
 
Sicher, ich kann nicht an allen Punkten mitgehen. Wolfgang Zimmermann postuliert, dass das alte Heldentum des Führenden immer weniger gefragt sein wird und durch eine Heldenreise nach innen ersetzt wird. Dass eine Heldenreise nach innen dazu kommt, kann ich absolut unterschreiben: Ich muss mich als Führender permanent mit meinen Motiven, meinen Selbstbildern, meinem Lebensgefühl auseinander setzen – nur so bin ich in der Lage, in permanent wechselnden Umfeldern eine innere Ruhe, innere Freiheit und innere Stärke zu entwickeln. Und ohne diese würde ich jede Orientierung verlieren.
 
Zugleich braucht es aber auch immer wieder das alte Heldentum. Nicht weniger, sondern anders und sogar mehr! Betrachtet man die alten ritterlichen Tugenden wie Würde, Freundlichkeit, Mut, Freigiebigkeit, Demut, Beständigkeit (vgl. Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ritterlichkeit), dann wird sofort offensichtlich, dass davon in Führungsrollen eher zu wenig als zu viel vorherrscht. Da muss man nicht erst den Kapitän der Costa Concorda bemühen, der sein sinkendes Schiff als einer der ersten verließ! Auch im Unternehmensalltag sind immer wieder mutige, manchmal heldenhafte Entscheidungen nötig und werden von den Mitarbeitern sogar erwartet. Und das kann ich als Unternehmer nur, wenn ich solche Entscheidungen immer wieder trainiere, also oft treffe. Was es allerdings nicht braucht, ist der einsame Held, aber das ist seit jeher eine Ausnahmeerscheinung: die meisten großen Helden hatten ihre Gefährten bei sich. Artus hatte einen Lancelot, Robin Hood einen John Little oder Bruder Tuck, Alexander der Große hatte einen Parmenion und Krateros.
 
Schwierigkeiten habe ich bei Zimmermann auch dann, wenn Zusammenhänge geschaffen werden, wo es nur Gleichzeitigkeiten gibt. Der Übergang zur agilen Führung hat z.B. nichts mit dem Vordringen der Frauen in die Führung zu tun: Agile Führung entstand in den 90er Jahren und wurde von einem Haufen männlicher Nerds entwickelt. Dass die zufällig in denselben Konflikt mit den alten männlichen Seilschaften gerieten wie die Frauen, ist nichts weiter als das: ein Zufall. Rein praktisch ist es sogar eher umgekehrt, wenn ich meine bescheidene Erfahrung als Unternehmer zugrunde lege: Immer, wenn ich in meinen Unternehmen agilere Führungsmethoden einführte, waren es gerade die Frauen, die sich gegen das „Chaos“ wandten und „klarere Ansagen“ erwarteten. Die Männer hingegen kamen mit dem Wechsel ziemlich gut klar. Auch an anderen Stellen ist das Geschlechterthema für mich in diesem Buch eher von Widersprüchlichkeiten dominiert. Da wird einerseits festgestellt, dass Frauen viel besser kooperieren, andererseits wird dauernd über die Männerbünde gelästert. Passt für mich so nicht.
 
Aber ich glaube, und das ist wirklich außergewöhnlich, Wolfgang Zimmermann erwartet auch gar nicht, dass man ihm einfach zustimmt. Er erwartet, dass man nachdenkt und reflektiert. Selbst dann, wenn man hinterher die Gedanken des Autors verwirft. Und das gelingt ihm herausragend: Selbst um diese Rezension zu schreiben, muss ich reflektieren und das ist bei nicht vielen Büchern der Fall.
 
Und diese Reflektion führt zu der eigentlichen Aufgabe eines Unternehmers. Er muss zwar auch führen, aber heute noch viel wichtiger: er muss permanent am Führungssystem, am Denken und Fühlen über Führung, am Führungsverhalten im gesamten Unternehmen arbeiten. So gesehen entsteht auf einer Metaebene eine neue Aufgabe und zwar eine Aufgabe, die ich gar nicht mehr allein bewältigen kann.
 
Fazit: Auch wenn sich Wolfgang Zimmermann eher an die Führenden der großen Mittelständler und Konzerne richtet, kann man als Unternehmer eines kleinen oder mittleren Unternehmens eine Menge für sich mitnehmen. Lesen!

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