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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 14.09.2009 |
Die Talent-Lüge: Warum wir (fast) alles erreichen können (Ehrenwirth Sachbuch)

Die Talentlüge. Warum wir (fast) alles erreichen können.

Kategorie(n)
Persönlichkeit
Autor
Coyle Daniel
Preis

--

ISBN
3431037852

Nachdem in den letzten Jahren (oder fast schon Jahrzehnten) das Märchen, dass man in den Bereichen, in denen man keine Talente hatte, bestenfalls mittelmäßig würde, die dominante Story im Business-Bereich war, stellt sich Daniel Coyle dem entgegen.

Ganz im Stil von Gladwell (Die Überflieger) erzählt uns Coyle viele, viele Geschichten und Experimente. Dabei schreibt Gladwell eindeutig besser. Aber Coyle kommt zu den interessanteren Ergebnissen. Während Gladwell die Entwicklung von Top-Leistungen auf zufällige Chancen schiebt, macht Coyle deutlich, dass es auf der ganze Welt viele Talentschmieden gibt: Im Tennis, im Fussball, bei Violinisten und sogar bei Schulen. Mit dem Ergebnis: Talent ist gezielt entwickelbar.

Wenn ich das mit dem Bullshit kontrastiere, der seit Jahren in Büchern wie „Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt“ (Buckingham, Clifton) o.ä. publiziert wird (und den ich auch schon seit Jahren als Bullshit kennzeichne), dann bietet dieses Buch einen großen Fortschritt. Auch wenn es richtig sein mag, dass die meisten Menschen in Bereichen, in denen sie Schwächen haben, keine Stärken entwickeln, so ist es eben so richtig, dass es Ausnahmen gibt. Und wenn es diese gibt, dann heißt dies, dass sich Stärken entwickeln lassen. Und das ist das eigentlich Interessante: Wie geht das? Wenn es ein paar Ausnahmen gibt, dann können das alle anderen auch!

Coyle teilt sein Buch in 3 Abschnitte ein. Aktives Lernen, Initialzündung und Meistertrainer. In jedem dieser Bereiche bringt er viele Beispiele und Experimente, die unterlegen, wie die entsprechenden Mechanismen funktionieren. Besonders spannend fand ich die Rückführung des Lernfortschritts auf nur 2 wesentliche Variablen. Zum einen auf das eigene Commitment: „Ich probiere das mit der Geige mal ein paar Tage aus“ versus „Ich werde Konzertgeiger“. Zum anderen auf die Dauer des Übens.

Übertragen auf Unternehmer heißt das: Wer sein Unternehmen schon mit der Haltung beginnt: „Ich probiere das mit der Selbständigkeit mal aus und wenn’s nicht klappt, mache ich eben was anderes“ hat einfach schon von vornherein schlechtere Karten als einer, der sagt: „Ich werde der beste Unternehmer (in meiner Region, Branche, etc.)“. Und wer sich nur mit Fachkraftaufgaben beschäftigt, hat keine Zeit, Unternehmeraufgaben zu üben.

Übertragen auf Mitarbeiter heißt dies: Mitarbeiter, die mit der Haltung kommen: „Das probier ich halt mal aus“, kannst du gleich in der Pfeife rauchen. Du wirst im entsprechenden Aufgabenbereich nie ein Talent entwickeln.

Das Buch führt also (auch in den anderen Kapiteln) zu einigen bedenkenswerten Ideen. Allerdings ist die konzeptionelle Hinterlegung: „Lernen entsteht durch die Bildung von Myelin um bestimmte Neuronenstränge“ irgendwie irrelevant. Zumindest für den Nicht-Wissenschaftler. Letztlich ist es für die eigene Lernmethodik schlicht und ergreifend egal, ob sich neue Nervenbahnen bilden oder ob vorhandene mit Myelin besser isoliert werden. Interessant ist einzig und allein, dass sich bis ins hohe Alter lernen lässt. Und damit auch Talent entwickeln lässt.

Da es eines der ersten (populärwissenschaftlichen) Bücher ist, die auf Grundlage der Neurowissenschaften die Entwicklungsfähigkeit des Menschen nicht nur behaupten, sondern auch nachzeichnen, kann man die etwas schwachbrüstige konzeptionelle Hinterlegung mal durchgehen lassen und das Buch empfehlen.

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