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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 31.12.2008 |
Krisenmanagement: Strategien gegen die Insolvenzgefahr in kleinen und mittleren Unternehmen

Krisen-Management. Strategien gegen die Insolvenzgefahr in kleinen und mittleren Unternehmen.

Kategorie(n)
Management
Autor
KfW-Bankengruppe
Preis

20,90 €

ISBN
389981102X

Mal wieder ein Buch, das mich in meiner Auffassung bestärkt, dass nahezu alle Ratgeber von Banken für Unternehmer erbärmlich schlecht sind. Gerade in den nächsten zwei Jahren (2009 und 2010) werden die Insolvenzzahlen wieder ansteigen und da wäre eine praktische Hilfe sooo nützlich.

Brauchbar am Buch ist immerhin noch das (allgemein bekannte) Modell der Krisenphasen Strategiekrise, Ergebniskrise, Liquiditätskrise und Insolvenz. D.h. erstens beginnt die Krise nicht zu dem Zeitpunkt, an dem das Geld alle ist. Und zweitens sind praktisch alle Krisen in Unternehmen selbst gemacht. (Das mögen einige nicht gerne hören, aber dann sind sie meiner Meinung nach als Unternehmer sowieso nicht geeignet).

Aber sobald man ins Detail geht, kommt man aus dem Lachen (oder Heulen) nicht mehr heraus. Da wird von einem Optiker erzählt, der sich mit Großfilialisten und hartem Preiswettbewerb rum ärgern muss. Und als Gegenstrategie aus der Krise wird empfohlen: „Preiswertere Brillen und dennoch ein ausreichend guter Service“. Um es deutlich zu sagen: Den Berater, der diese Gegenstrategie entwickelt hat, sollte man zuerst haftbar machen und dann erschießen!

Oder noch so ein toller Tipp: Ein junges Unternehmen im Software-Bereich kann im Branchenvergleich nur geringe Löhne zahlen und ist zugleich auf die Kern-Entwickler angewiesen. Da Aktion-Optionen heute nicht mehr attraktiv sind, wird ein Konzept erarbeitet, das den wichtigsten Mitarbeitern eine feste Laufplanplanung bietet. Ich bin mir nicht sicher, ob der Autor jemals ein kleines Unternehmen von innen gesehen hat und ich habe auch meine Zweifel, ob der Autor jemals mit einem exzellenten Programmierer darüber geredet hat, was ihm wichtig ist. Ich bin mir aber ganz sicher, dass ein Arbeitsvertrag, bei dem zu Beginn die Aufstiegsmöglichkeiten definiert wurden und genau beschrieben ist, welchen Bonus es beim 25-jährigen Betriebsjubiläum gibt (ich habe so was in echt schon mal gesehen!!!) nicht zu den Wunschträumen eines Softwareentwicklers und den Möglichkeiten von KMU passen. Auch diesen Berater sollte man also so schnell wie möglich entsorgen.

In allen Bereichen, in denen Vorsorge getroffen werden soll (Management, Finanzierung, Controlling, Personal und Marketing), werden zwar wichtige Probleme benannt, aber letztlich fast nur Maßnahmen vorgeschlagen, die aus der betriebswirtschaftlichen Mottenkiste der Großunternehmen stammen und in KMU weder praktisch umsetzbar noch in den meisten Fällen auch nur ansatzweise nützlich sind. Sobald man jedoch in einer Situation ist, in der man auf den guten Willen und die Zusammenarbeit mit Banken angewiesen ist, wird man um die eine oder andere Kröte nicht herum kommen.

Zuletzt wird noch auf den praktischen Fall einer aktuellen Liquiditätskrise eingegangen und dort auf die Runden Tische der IHKs und der Kammern verwiesen. Darüber ist es möglich, bezahlbar einen Berater ins Unternehmen zu bekommen, der einem Tipps gibt und vor allem bei Verhandlungen mit Gläubigern hilft. Dieser wird im Buch als „versierter Managementfachmann“ beschrieben. Nach sowohl eigenen Erfahrungen als nach Durchsicht von Beratungsergebnissen bei meinen Kunden kann ich diese Beschreibung nicht bestätigen. Meist handelt es sich dabei um die letzten Pfeifen an Beratern, die alleine keinen Auftrag an Land ziehen könnten. (Ist auch logisch bei den geringen Sätzen, die die IHKs den Beratern bezahlen: Da bekommen Sie keinen Experten dafür). OK, es mag Ausnahmen und einige Idealisten geben, die die Regel bestätigen… Allerdings: Wenn Sie keinen vernünftigen Experten mehr bezahlen können, dann sind die Runden Tische besser als nichts!

Die wichtigste Empfehlung kurz vor einem absehbaren Krisenfall suchen Sie im Buch leider vergebens. Bunkern Sie Bargeld, um damit den besten(!) auf Insolvenzrecht spezialisierten Anwalt in Ihrer Region bezahlen zu können, den Sie finden können. Der will nämlich sofort bezahlt werden. Das Problem sind in so einer Situation nicht die 5 Mio. Schulden, sondern die fehlenden 5.000 Euro in bar, um den Anwalt zu bezahlen! Egal, was dieser Anwalt kostet: Es lohnt sich immer! Und ziehen Sie diesen Anwalt möglichst früh hinzu, auch wenn Sie noch an Fortführungschancen glauben.

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