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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 28.10.2010 |
Unternehmen 2020 - Das Internet war erst der Anfang. Praxiskonzepte für den Mittelstand

Unternehmen 2020. Das Internet war erst der Anfang. Praxiskonzepte für den Mittelstand.

Kategorie(n)
Sonstiges
Autor
Cole Tim
Preis

5,00 €

ISBN
3446421629

Vielleicht bin ich schon zu lange aus dem Internet-Business raus (von 1995 bis 2007 mein Haupt-Business), aber ich kann diese Aufgeregtheit auch nicht mehr ertragen. Da wird behauptet, dass sich alles verändern würde und das Unternehmen, das sich nicht ganz schnell und radikal anpassen würde, würde eben zu den Verlierern gehören. Gut, das Geklingel ist Teil der Verkaufsmasche in dieser Branche…

Es ist wahr, Computer und Internet sind eine Schlüsseltechnologie, vergleichbar mit Buchdruck, Dampfmaschine, Eisenbahn oder Auto. Also eine Schlüsseltechnologie, die zu einem gesamtwirtschaftlichen Kondratieffzyklus führt. Aber in diesen Wendepunkten ist es immer dasselbe Schauspiel: Zuerst wird die Wende gar nicht wahrgenommen, dann entwickelt Sie sich in Nischen und wird von irgendwelchen Spinnern vorangetrieben. Plötzlich erwächst daraus ein Mega-Hype und ein paar Jahre lang glauben alle, dass sich nun alles ändern wird. Aber dann kommen erste Enttäuschungen, die Veränderungen sind doch nicht so groß und vor allem erzeugen diese Entwicklungen neue Probleme, die sich mit der gerade eben eingeführten Schlüsseltechnologie eben nicht lösen lassen.

Das Buch gehört zu den typischen Vertretern derjenigen, die einfach die Entwicklungen linear fortschreiben. Nehmen wir einmal den Individualverkehr und das Auto. Am Anfang war das nur was für die Reichen. Und der Fahrer war zugleich auch immer Mechaniker, um das Auto zwischendurch reparieren zu können. Dann kam es in der Masse an. Zu dem Zeitpunkt war das Auto ein Serienprodukt, das sich zwar in tausenden technischen Details von unseren heutigen Autos unterscheidet, aber in der Grundfunktion immer noch identisch ist.

Das Spannende kam aber erst dann: Die Familien konnten in die Vororte ziehen, die typischen amerikanischen Vorstadtsiedlungen entstanden. Die Mobilität wurde größer und damit der Freiraum. Menschen konnten weiter reisen, so etwas wie Urlaub wurde ein Massenphänomen. Der Horizont der Menschen erweiterte sich, weil sie einfacher aus ihrem Dorf oder ihrer Stadt heraus kamen. Es entstand ein ganz neues Gefühl der Freiheit. Dann kamen Probleme: erste Ölkrise, riesige, nicht mehr steuerbare Konzerne, begrenzte, nationale Absatzmärkte, Verkehrskollaps etc, die sich nicht mit besseren Autos lösen ließen.

Was ich damit sagen will: Die Technologie ändert sich ab einem bestimmten Punkt nur noch in Details, aber nicht im Prinzip. Die sozialen Änderungen kommen mit einem zeitlichen Versatz, lassen sich aber auch nicht ewig fortschreiben. Und die Probleme, die dann folgen, sind mit den Mitteln der Technologie nicht zu lösen.

Dasselbe gilt jetzt auch: Brauchte man früher alle 2 Jahre einen neuen Computer, so kann man heute getrost mit einer 6 Jahre alten Kiste arbeiten. Die Technik entwickelt sich immer langsamer bzw. ist die Entwicklung nicht so entscheidend, dass ich dauernd einen neuen Computer bräuchte. Die sozialen Änderungen machen wir gerade mit.

Und die Probleme haben wir in ihren Symptomen der Finanzkrise schon gesehen: Die weltweite Verbreitung des Wissens via Internet erlaubte die Globalisierung. Dies führte zu ungeheuren Wachstumsschüben in den Emerging Markets und das wiederum führt zu massiven Energie- und Rohstoffproblemen (die ihrerseits die wahren Auslöser der Finanzkrise waren, vgl. Wirtschaftskrise – Risiken und Chancen für Unternehmer). Diese Probleme werden wir nur mit anderen neuen Schlüsseltechnologien lösen können.

Ein Buch, das also die Zukunft auf Basis einer linearen Fortschreibung der Entwicklung der letzten 15 Jahre beschreibt, kann man also getrost ignorieren. Man kann Tim Cole lediglich zugute halten, dass er zu den intelligenteren Vertretern der Lineardenker gehört und ein paar einzelne Ideen vielleicht bedenkenswert sind.

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