Auch Koryphäen wie Tony Buzan haben mal Aussetzer. In Power Brain wird im ersten Drittel des Buches das SEM³-Gedächtnissystem vorgestellt. Es basiert in seiner Anwendung auf dem auch schon nicht ganz einfachen Major-System. Für den Einsteiger ist es also nicht zu empfehlen. Als solcher beginnt man besser mit der Zahl-Form-Methode (Geisselhart nennt dies Geisselhart-Methode) oder meinetwegen dem Major-System.

Gut, das Buch ist also für Fortgeschrittene. Das Problem dabei ist, dass das SEM³-System in der vorgestellten Form nicht konsistent ist. Die 1er, 10er und 100er orientieren sich jeweils an dem selben Buchstabencode, die 1000er fallen aus dem Rahmen. Ein Übersetzungsfehler?

OK, seien wir gutmütig. Das SEM³ ist an sich ein prima Gedächtnissystem, wenn man es konsistent macht und viel übt. Nach dem ersten Drittel des Buches ist die Beschreibung des Systems zu Ende. Was dann folgt, sind Listen mit Malern, Musikern oder den Stücken von Shakespeare, die man mittels SEM³ lernen soll. Interessiert dich nicht? Macht nichts, es gibt auch Listen mit den Vokabeln oder den chemischen Elementen, die du lernen kannst. Eine Zumutung!

Nur noch gesteigert dadurch, dass ein Teil der Listen grottenfalsch ist. So rätselt der mathematisch Vorgebildete beim Memorieren der Planetenliste, wie der Jupiter es schafft, beim 12-fachen Äquatordurchmesser nur das 1,3-fache Volumen zu haben. Oder wie es kommt, dass die äußeren Planeten die Sonne schneller umrunden als die Erde.

Fazit: Jeder darf mal einen Blackout haben – auch der Kreativitäts-Weltmeister Tony Buzan. Mein Tipp: Wenn du dich mit Gedächtnistraining beschäftigst (und spätestens im Zusammenhang mit Rhetorik solltest du das tun), dann kaufst du dir irgendeines der mehreren Dutzend anderen Bücher des selben Autors. Du bist in jedem Fall besser bedient.