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vorbild-funktion symbolisert durch vater mit tochter als superhelden © Rafael Ben-Ari – stock.adobe.com
Fachartikel Persönlichkeit

Die Macht der Vorbilder

Aktualisierte Version, Erstveröffentlichung am 12. Mai 2013

Einer der großartigsten Unternehmer, Yvon Chouinard, der Gründer von Patagonia, beginnt sein Buch so: „Ich bin seit fast fünfzig Jahren Unternehmer. Dieses Wort auszusprechen fällt mir so schwer, wie einzugestehen, dass man Alkoholiker oder Rechtsanwalt ist. … Welches kleine Kind träumt schon davon, eines Tages Unternehmer zu werden? Es will ein Feuerwehrmann, Profisportler oder Förster sein. Die Lee Iacoccas, Donald Trumps und Jack Welchs der Geschäftswelt sind für niemanden Helden – außer für andere Geschäftsleute mit ähnlichen Werten.“

Auch wenn Chouinard heute Donald Trump in einem deutlich negativeren Licht sieht, seine Worte haben für mich nach wie vor eine große Bedeutung. Meine Helden der Kindheit waren Marco Polo, Thomas Alva Edison, James Watt oder Kolumbus. Abenteurer, Wissenschaftler, Entdecker. Ich wollte mindestens ähnliche Abenteuer erleben oder bestehen wie diese Menschen. Wer waren deine Helden?

Warum ich das frage? Nun, die Helden der Kindheit haben Auswirkungen. Zumindest war das bei mir so. Ich interessierte mich für Wissenschaft und Erfindungen. Dabei interessierte mich weniger die Technik, sondern die Entdeckung. Ich machte später selbst die eine oder andere Extremreise. Mein erstes Studium wurde dadurch bestimmt. Und auch heute sind meine Werte noch immer davon bestimmt: Neues ist für mich wertvoller als Altbekanntes usw. Wie war und ist das bei dir?

Heute weiß ich übrigens, dass all meine oben genannten Helden Unternehmer waren. Nur werden sie üblicherweise nicht in dieser Schublade abgespeichert. Das ist nicht überall so: In den USA beispielsweise bekommen Schulkinder folgende Aufsatz-Aufgabe: „Edison scheiterte mit der Firma X. Was hat er wohl daraus gelernt?“ In Deutschland undenkbar – sowohl Edison als Unternehmer einzusortieren als auch das Scheitern als Lernaufgabe anzunehmen. Auch diese Einstellung in Deutschland hatte Konsequenzen für mich: Ich wollte kein Unternehmer werden!

Imitation als wichtigste menschliche Lernmethode

Früher ging man davon aus, dass der Mensch das denkende Wesen sei. Das hat sich mittlerweile radikal gewandelt. Nicht nur ist mittlerweile klar, dass das im Gegensatz zu anderen Primaten vergleichsweise große Gehirn der Menschen mit der Größe der sozialen Gruppen zusammenhängt, sondern eben auch, dass der Mensch das imitierende Wesen ist.

Folgendes Experiment macht das besonders deutlich: Ein Wissenschaftler hat eine Holzkiste mit verschiedenen Löchern, Schubladen usw. Er zeigt diese Kiste Menschen- und Affenkindern. Dann schiebt er in einer bestimmten Reihenfolge einen Stock durch die Löcher, zieht zum Schluss an einer Schublade und dort ist ein Bonbon drin. Das machen dann sowohl Menschen- als auch Affenkinder nach. Nun ersetzt er dieselbe Holzkiste durch eine Plexiglaskiste. Man sieht also, dass das Bonbon bereits zu Beginn in dieser Schublade ist. Der Wissenschaftler macht wieder seine Übung in derselben Reihenfolge. Und die Affenkinder machen die Schublade auf und holen das Bonbon heraus. Die Menschenkinder machen jedoch die ganze vorherige unnötige Übung nach.

Es ist einfach so, dass soziales Lernen höher gewichtet wird als nachzudenken.

Es ist nicht so, dass die Menschenkinder dümmer wären. Es ist einfach so, dass soziales Lernen höher gewichtet wird als nachzudenken. Letztlich ist unser gesamtes Lernen so aufgebaut: Wir lernen unsere Muttersprache nicht durch Nachdenken über Grammatik und Vokabeln, sondern durch Imitation. Wir lernen auch im Erwachsenenalter – trotz Schulverblödung durch tayloristisches, durchrationalisiertes Lernen – immer noch das Meiste über Imitation: Wenn ich 2 Tage Zeit habe, einen Top-Verkäufer zu begleiten und diesen zu imitieren, lerne ich mehr als wenn ich 2 Tage lang Verkaufsbücher lese. Noch krasser ist das sicherlich im Sport oder in der Musik oder in vielen anderen Bereichen.

Natürlich muss man bestimmte Dinge wiederholen und üben, bis man sie richtig gut kann. Das kann entweder an der Komplexität der imitierten Abläufe liegen. Oder daran, dass hinter der eigentlichen Handlung noch tiefere Aspekte wie Glaubenssätze, Selbstbild oder Lebensgefühl stecken. Und diese tieferen Aspekte kann ich nicht durch einmal Nachmachen imitieren.

Aber auch hier gibt es eine Abkürzung: Emotionen. Je stärker die Emotionen, desto leichter präge ich mir Dinge ein. Ich muss meine Hand nicht fünf Mal auf die heiße Herdplatte legen, bis ich das gelernt habe. Das geht auch im Positiven: Wenn du verliebt bist, musst du nicht den ganzen Nachmittag büffeln, um dir das Gesicht der geliebten Person einzuprägen.

Wenn ich jetzt nochmal zu meinen Helden der Kindheit zurückgehe, dann lösten diese Menschen allesamt starke Emotionen aus. Es waren definitiv keine Buchhalter. Und meine Vermutung ist, dass deine Helden der Kindheit auch keine Buchhalter waren. Ein Held zeichnet sich deshalb übrigens auch in den seltensten Fällen durch Political Correctness aus: Die einzige Emotion, die Political Correctness auslöst, ist nämlich gähnende Langeweile.

Schließlich ist noch entscheidend, dass Imitation zwar immer in beide Richtungen funktioniert, aber die soziale Differenz darüber entscheidet, in welche Richtung stärker imitiert wird: Am Ende der Sprachbildung ist es eben nicht die Mutter, die Babysprache spricht, sondern umgekehrt das Kind, das die Muttersprache spricht. Wichtig für das Gelingen des Prozesses: Der Imitierende fühlt sich angenommen, schließlich gibt er viel mehr auf. Ansonsten ist die Antwort eben nicht Imitation, sondern Blockade.

Vorbild

Und es ist, und jetzt kommen wir zu unserem eigentlichen Kontext zurück, nur in geringem Grad der Unternehmer, der den Mitarbeiter imitiert, sondern eben umgekehrt. Und wir imitieren auch nur zu einem gewissen Grad unsere Kinder, sondern es ist umgekehrt. Vorausgesetzt, sie fühlen sich als Mensch angenommen. Der entscheidende Punkt – und das müssen wir uns bewusst machen – wir wirken durch die soziale Differenz in unserem unmittelbaren Umfeld immer stärker als Vorbild wie umgekehrt. Es geht also nicht darum, Vorbild zu werden. Wir sind es schon immer!

Es geht also nicht darum, Vorbild zu werden. Wir sind es schon immer!

Die entscheidenden Fragen sind also:

Warum ist es so wichtig, dass wir Vorbild sind?

Als Unternehmer ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, andere Menschen zu beeinflussen. Ob dies nun Mitarbeiter sind, Kunden, Geschäftspartner, die Öffentlichkeit, unsere potenziellen Nachfolger oder sonst jemand, spielt keine Rolle. Unser Job ist, etwas zu bewirken: möglichst dauerhaft und nachhaltig und im positiven Sinne für unsere Kunden und die Welt. Wenn wir nun wissen, dass Imitation die wichtigste Lernmethode überhaupt ist, dann wäre es schlicht unermesslich dumm, diese Methode nicht zu nutzen.

Jeder hat schon erlebt, dass man etwas ein Dutzend Mal gesagt hat und doch nichts passierte. Zum Beispiel pünktlich zu Besprechungen zu kommen. Schaut man dann tiefer, dann ist es meist so, dass man selbst öfters nicht pünktlich war und die Mitarbeiter das einfach imitiert haben. Wenn wir wollen, dass irgendetwas passiert, dann ist die wichtigste Aufgabe nicht, das in Arbeitsanweisungen oder Systemhandbüchern festzuhalten, sondern (zumindest die Grundhaltung dahinter) vorzuleben.

Genau genommen ist Unternehmersein und Führung ohne das bewusste Einnehmen der Vorbildrolle nicht wirksam möglich.

Für was sind wir Vorbild?

Das hängt davon ab, was wir bewirken wollen. Neben ethischen, ökologischen und anderen Zielen sind es bei Unternehmern, mit denen ich gesprochen habe, eigentlich immer zwei Bereiche. Der eine Bereich ist, dass Mitarbeiter tendenziell unternehmerischer und selbstverantwortlicher sein sollten. Der andere ist der, dass jeder Nachfolger des Unternehmers nicht nur ein Geschäft, sondern einen Lebensstil kauft. Aus diesem Grund muss man für den Nachfolger Vorbild sein – sonst findet man nämlich keinen (und das ist auch der Grund, warum nur etwa 10% der Unternehmerkinder das Unternehmen der Eltern übernehmen wollen – sie wollen nicht deren Lebensstil imitieren!).

Beide Bereiche lassen sich auf einen Punkt herunterbrechen: Bewusst selbst als Unternehmer Vorbild zu sein. Das ist nicht nice to have, sondern für die eigene Wirksamkeit zwingend notwendig! Die meisten Unternehmer nennen sich aber noch nicht mal Unternehmer, sondern z.B. Maschinenbauer o.ä. Ganz ehrlich: Wenn jemand noch nicht mal zu seiner eigenen Rolle steht, dann kann es so dolle nicht sein, diese Person zu imitieren.

Sobald jemand beginnt, zu sich selbst und zu seiner Rolle zu stehen, macht das andere neugierig und wirkt anziehend.

Kürzlich hat mir ein Kunde erzählt, wie er zu meinem Buch gekommen ist. Er traf einen anderen, der eine Firma hatte. Und dieser andere sagte mit einer ganz eigenartigen Betonung, dass er Unternehmer sei. Irgendwie selbstbewusst. Und das machte meinen Kunden neugierig und so fragte er nach. Und der andere erzählte, wie er den Unterschied zwischen Fachkraft, Manager und Unternehmer kennen gelernt hat und sich für die Unternehmerrolle entschied. Was ich damit sagen will: Sobald jemand beginnt, zu sich selbst und zu seiner Rolle zu stehen, macht das andere neugierig und wirkt anziehend.

Wie siehst du deine Unternehmerrolle? (einfach im Feedback unten am Ende der Seite posten)

Nun sind die meisten Unternehmerbilder negativ bis langweilig. Wir brauchen ein anderes Unternehmerbild für uns selbst, um wirksam zu sein. Letztlich bot mein Buch Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer dem Leser genau das: Ein anderes Unternehmerbild und damit ein anderes Selbstbild. (Das reicht aber noch nicht. Deshalb habe ich in der Charta der Anders-Unternehmer die Potenziale und Möglichkeiten skizziert – den Background dazu gibt’s in meiner Rede bei den Unternehmertagen 2013 auf meinem YouTube-Knal).

Aber egal, wie dein Selbstbild als Unternehmer aussieht: Entscheidend für deine Wirksamkeit ist, dass du dir dieses Bild bewusst auswählst und bewusst danach lebst (und gerne kannst du mir auch mailen: Die spannendsten Mails kommen dann in mein Blog).

Was können wir tun, damit es schnell und effektiv imitiert wird? 

Wenn wir als Unternehmer wirksam sein wollen, dann müssen wir gezielt und effektiv Vorbild sein. Das umfasst eine Reihe von Punkten.

Erstens müssen wir mit unseren Handlungen sichtbar sein. Das mag naheliegend sein, ist es aber offensichtlich nicht. Beim Unternehmerstars-Seminar im Juli 2012 sprach der Social Entrepreneur of Europe Norbert Kunz darüber, dass man als Unternehmer mehr soziale Projekte machen sollte. Damit lief er ziemlich gegen die Wand. Aber nicht, wie sich nachher in der Arbeitsgruppe heraus stellte, weil die anwesenden Unternehmer das schlecht fanden, sondern, weil sie alle schon irgendwelche gemeinnützigen Projekte machten. Nur redete keiner drüber. Der Grund: Es war die Angst, dass andere sagen würden: „Ach, der macht das doch nur wegen dem Marketing.“

Wenn wir etwas wichtig finden, es aber zugleich verstecken, dann verhindern wir geradezu, dass andere es imitieren und wir selbst wirksam werden. Die Losung ist also: „Tue Gutes und rede darüber!“ Und natürlich wird einer irgendwann sagen, dass man das nur unter Marketing-Gesichtspunkten machen würde. Solange aber drei andere das nachmachen, was man tut, ist das doch ziemlich egal, oder?

Zweitens müssen wir mit unseren Handlungen Emotionen auslösen. Positive oder Negative! Beides ist besser, als gar keine Emotionen auszulösen, weil es dann nicht imitiert wird. Emotionen löst man nicht aus, wenn man etwas still und heimlich macht und alles immer korrekt ist. Das ist vielleicht einfacher, aber nicht wirksamer! Die besten Unternehmer sind deshalb immer kantige Charaktere.

Drittens, und das ist der Schlüssel: Anderen Menschen bleibt immer die Möglichkeit, zu imitieren oder genau das Gegenteil davon zu tun. Jugendliche werden wie ihre Eltern oder das genaue Gegenteil. Diese Entscheidung liegt in unserem Gegenüber, aber wir können auch das zumindest beeinflussen: Dadurch, dass wir den anderen als Menschen annehmen. Dadurch, dass nicht wir uns selbst als Helden sehen und den anderen in eine Nebenrolle stecken, sondern dass wir unser Gegenüber als Helden sehen und uns selbst als seinen Mentor – wenn er uns lässt. Und vermutlich ist das auch das Schwierigste: So zu handeln, dass man in der Welt des anderen für ihn ein Vorbild sein kann. Aber nur so gelingt wirkliche Wirksamkeit!

Nebenbei: Mein Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ ist nicht deshalb mittlerweile in der 9. Auflage, weil es irgendwelches neues Business-Know-how erklären würde. Es ist in der 9. Auflage, weil viele Leser sich Willmann und/oder Radies zum Vorbild nehmen. Es löst Emotionen aus. Und genau deshalb ist es auch – im Vergleich zu vielen anderen Sachbüchern – wirksam und führt bei vielen Lesern zum Handeln.

uerbsichts-liste macht der vorbilder selbstbild

Unsere heutigen Helden bewusst wählen

In unserer Kindheit sind wir meist mit irgendwelchen Helden zufällig konfrontiert worden. Jemand hat uns ein Buch geschenkt, ein Verwandter hat etwas Großartiges gemacht, wir haben eine Geschichte im Fernsehen gesehen oder was auch immer.

Heute können wir unsere Helden selbst bewusst wählen. Und durch diese Wahl bestimmen wir unsere eigene Entwicklung viel stärker als durch irgendwelche abstrakte Festlegungen von Werten oder Glaubenssätzen. Die Wahl von Helden heißt übrigens nicht, dass ich eine hundertprozentige Kopie werden möchte.

Meine Helden sind heute z.B. Yvon Chouinard, von dem schon das Einleitungszitat dieses Beitrags stammt. Er war Kletterer und Surfer. Und da damals das Material (Kletterhaken etc.) schlecht war, machte er eigenes. Das wollten seine Kumpels auch. Sein Business entstand also nicht aus einem Businessplan, sondern aus seinem sozialen Umfeld. Wenig später merkte er, wie die Kletterhaken immer mehr die Berge verschandelten. Und so entwickelte er neue, die das nicht taten. Schließlich nahm er auch Kleidung ins Programm auf, merkte aber recht schnell, dass die Kleidungsproduktion eine ökologische Katastrophe ist und nahm den kompletten Produktionsprozess unter die Lupe, so dass er heute die unter ökologischen Gesichtspunkten bestmögliche Kleidung verkaufen kann. Schließlich erkannte er, dass das nicht ausreicht und unterstütze Ökogruppen finanziell. Aber auch das war nicht ausreichend und so ging er als Vorbild bewusst voran und rief die Initiative „1% for the planet“ ins Leben. Viele tausend Unternehmen geben nun 1% ihres Umsatzes für ökologische Projekte. Absolut faszinierend, wie ein kletternder Hippie-Outlaw ein Vorbild-Unternehmen aufbaute, das durch sein Beispiel wiederum viele tausend andere Unternehmer inspirierte und damit weit über die eigenen Möglichkeiten hinaus wirksam war! Wenn das ein Hippie-Outlaw kann, kann das jeder von uns auch!

Heue können wir unsere Helden selbst bewusst wählen.

Zu meinen Heldinnen zählt auch Gabriele Fischer, die Gründerin der Zeitschrift Brand Eins. Sie hatte die Idee einer anderen Wirtschaft und einer anderen Art, über Wirtschaft zu denken. Und so gründete sie Ende der 90er in einem gesättigten Markt eine Monatszeitschrift. Eine Zeitschrift mit einem ganz eigenen, unverwechselbaren Stempel. Und natürlich gab es Krisen und z.B. durch das Internet ziemlich heftige Herausforderungen. Und natürlich hätte sie sich an den Mainstream anpassen können. Leute, die das empfahlen, gab es genug. Aber sie ist ihren Weg gegangen und heute ist erstens die Brand Eins kaum mehr zu ersetzen und zweitens denken viele zehntausend Menschen dank ihr heute anders über Wirtschaft.

Und, mein absoluter Top-Held ist sicherlich Richard Branson. Richard Branson ist weltweit DER Unternehmer, der für eine andere Art des Unternehmerseins steht. Warum? Weil er es schafft, externe Gegensätze auszuleben, ein Formel-1-Team zu haben und zugleich Innovationen für neue Energien vorantreibt. Weil er als Stewardess verkleidet Fluggäste bedient und zugleich ein eher ruhiger Mensch ist. Weil er von ein paar Schilling zum Milliardär geworden ist und zugleich extrem viel für soziale Projekte macht. Weil die meisten seiner Unternehmen funktionieren und er zugleich völlig verrückte Dinge wie Flüge für Touristen ins Weltall anbieten möchte. Weil er immer wieder ins Risiko geht. Weil er Menschen sein oft eigenwilliges Know-how lehrt. Weil schon sein erstes Unternehmen mit 16 Jahren nicht dem Gelderwerb diente, sondern er etwas für eine bessere Welt machen wollte (damals war es gegen den Vietnam-Krieg). Weil er mit seinen Regelbrüchen abseits der Bürokratie immer wieder neue Wege fand. Weil er DAS Beispiel dafür ist, was wir als Unternehmer sein können.

Das heißt übrigens nicht, dass diese Helden hundertprozentig perfekt wären. Wären sie es, wären sie langweilig!

Aber es heißt: Imitation ist effektiver als rationales Lernen. Deswegen ist die Wahl seiner Helden wichtiger als die Wahl von Business-Methoden.

Welche Helden wählst du dir heute? Warum?

Live-Treffen

Als Kind wünschte ich mir manchmal, ich hätte die Möglichkeit gehabt, Marco Polo oder Edison wirklich selbst zu treffen und mit ihnen zu reden. Ganz intuitiv weiß man als Kind, dass das viel wirkungsvoller ist als Biographien zu lesen. Es ist emotionaler und direkter!

Auch in vielen anderen Lebensbereichen wissen wir das: Ein Konzert oder ein Fußballspiel wird emotionaler, wenn wir es live mit vielen Menschen erleben. Und je emotionaler es ist, desto besser erinnern wir es. Ich war mit 14 Jahren zu einem dreitägigen Open-Air-Concert – da weiß ich noch ziemlich genau, wer gespielt hat, was da passierte und was ich fühlte. Die vielen Schallplatten, die ich alleine zuhause auflegte, kann ich nur schwer erinnern.

Nur beim Lernen muss heute für viele alles so rational und distanziert wie in der Schule sein. Und deswegen ändern sie auch nichts: Lernen funktioniert so nicht! Bobby Dekeyser, auch so einer meiner Helden, schildert in seinem Buch die Geschichte, wie er als Jugendlicher mit Pele sprechen konnte. Und was für einen Einfluss dies auf seine Entscheidung hatte, Profi-Fußballer zu werden. Der direkte, emotionale Kontakt ist durch nichts zu ersetzen.

Dazu noch eine letzte Geschichte von mir. Ich war Mitte 2012 beim National Achievers Congress in London. Eine dreitägige Veranstaltung mit etwa 7.000 Teilnehmern. Der erste Redner war Tony Robbins und das war richtig klasse. Dann kamen rund 15 Redner, die den Zuschauern alle was verkaufen wollten. Meist sollte man irgendwelche Folgeseminare kaufen. Dabei ging es immer darum, Geld zu machen. Make money! Make a lot of money! Make more money! und Make a huge amount of money! waren die Botschaften. Mal mit Währungstrading, mal mit amerikanischen Steuerschuldverschreibungen, mal mit Immobilien, mal mit Domainnamen-Handel usw. Alle hatten denselben Redeaufbau und dieselbe Verkaufsmethode. Ab dem dritten wurde es wirklich langweilig und ab dem zehnten bekam ich heftigen Brechreiz.

Der letzte Redner war schließlich Richard Branson; er redete nicht, sondern wurde interviewt. Die erste Frage des Interviewers ging in folgende Richtung: Er wollte wissen, wie Richard Branson so viel Geld gemacht hätte. Und die Antwort von Richard Branson war: „It’s not about money!“ Weiter kam er nicht, da die Halle aufstand und minutenlang Standing Ovations gab. Für diese vier Worte! Aber nach diesen 15 Money-Rednern war es wie eine Befreiung! Für 7.000 Leute! Ich weiß nicht, ob man das nachvollziehen kann, wenn man nicht dabei war. Aber diesen einen Satz werde ich gerade durch die vielen Menschen und die Emotionalität nie wieder vergessen. Und wegen diesem einen – nun emotional hochgradig eingebrannten Satz – war die Veranstaltung auch das Geld wert!

Und die Antwort von Richard Branson war: „It’s not about money!“

Einfach weil dieser eine Satz immer wieder in meiner eigenen unternehmerischen Tätigkeit nach oben ploppt und damit wirksam wird.

Im Jahre 2014 habe ich schließlich Sir Richard Branson zu meinem Seminar „Light the Fire! Woodstock für Unternehmer“. Ein Event, dass ich nie vergessen werde. Ich habe mir damit auch meinen Traum erfüllt, eines meiner großen Idole live zu treffen. Welchem deiner Idole würdest du gerne begegnen?

4 Kommentare

  • Barbara Budrich - 03.06.2013
    Die Macht der Vorbilder

    @Nicole
    Als Unternehmerin mit bald zehnjähriger Praxis möchte ich mich kurz zu Deinem Kommentar zurückmelden.
    Als ich 2004 mein erstes Unternehmen gründete, war der Jüngste unserer drei Söhne noch keine vier Jahre alt. Die beiden anderen waren 6 und 9.
    Mittlerweile habe ich vier Unternehmen unter einem Dach und plane gerade ein Weiteres zu gründen. Ich bin nach wie vor glücklich verheiratet – und unser Großer ist gerade im Abitur.

    Ermutigend grüßt
    Barbara Budrich

  • Nicole Parsyt - 31.05.2013
    Die Macht der Vorbilder

    Wie sehe ich meine Unternehmerrolle? Ich habe zwei kleine Kinder und habe ständig das Gefühl weder ihnen noch meiner Arbeit gerecht zu werden. Ich habe das Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ mitFaszination gelesen, habe Pläne, scheitere aber bei der Umsetzung an einer 30-Stunden-Woche. Mir fehlen Vorbilder. In den meisten Familien gibt es eine klare Rollenteilung, wir aber im gleichen Unternehmen, die Kinder sind eher mein Part.
    Paßt sicher nicht ganz zum Artikel, aber das sind meine Gedanken zu Vorbildern. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob man mit so wenig Einsatz überhaupt „richtige“ Unternehmerin sein kann.
    Nicole Parsyt

  • Manuel Ernst - 18.05.2013
    Die Macht der Vorbilder

    „Business is a sport.The only difference is that there is no off-season. It is 24/7 by 365 by forever, and there’s always a 12-year-old and an 80-year-old out there, trying to kick your ass.“

    Mark Cuban, Eigentümer der Dallas Mavericks, Serien-Unternehmer, Multi-Milliardär. Gestartet mit nichts. Einer meiner Helden.

    Stefan, wirklich ein hervorragender Artikel. Diejenigen die nicht für ihre Sache einstehen und kräftig ramba-zamba machen, diejenigen die den Menschen nicht erklären warum sie da sind und was sie alles an guten Dingen tun, das sind oft die, die langweilig und dann schnell wieder von der Bildfläche verschwunden sind.
    Daher stimme ich Stefan voll zu: redet über die Dinge die ihr tut, seid selbstbewusst und seid stolz darauf. Daran arbeite ich auch noch.
    Unternehmer sein ist wirklich die geilste Lebensform überhaupt. Daher vielen Dank Stefan das du genau diesen Gedanken jeden Tag aufs neue in die Welt hinausposaunst und dafür einstehst!

  • Burkhard Schleimer - 16.05.2013
    Die Macht der Vorbilder

    Grossartiger input

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