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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 29.09.2015 |
Professionelle Führung in Welt 2: Von Führungsfrust zu Führungslust

Professionelle Führung in Welt 2. Von Führungsfrust zu Führungslust

Kategorie(n)
Team und Führung
Autor
Hoppe Joachim, Okun Bernd
Preis

--

ISBN
383492685X

Die Kernhypothese zu Beginn des Buches ist, dass sich die Welt (und damit die Führung) grundlegend gewandelt haben. Die Welt sei schneller, komplexer und undurchschaubarer geworden und genau deswegen sei Führungshandeln, das sich an Prozessen und Strukturen sowie an einer klaren Trennung zwischen Entscheidung hier und Umsetzung dort orientiert veraltet.

Da diese Hypothese nicht nur im Buch von Okun und Hoppe auftaucht, ein bisschen grundsätzlicher dazu: Die Welt war schon immer komplex. Komplex heißt, dass kleinste Änderungen an einer Stelle große Änderungen an einer anderen Stelle nach sich ziehen; komplex heißt, dass man zu Beginn niemals alle – noch nicht mal die relevanten – Informationen haben kann, weil sich erstens im Prozess die Dinge (und damit der Wert der Informationen) ändern und zweitens oft erst im Prozess Chancen und Risiken auftauchen, die zu einer völligen Neubewertung führen.

Die Welt war früher genauso komplex! Ein Stammesoberhaupt überlegt sich, mit dem Rest des Stammes Mammuts jagen zu gehen. Es gibt vielfältige Einflussfaktoren, die zum Teil bekannt sind (Gelände, gesichtete Spuren, Motivation und Jagdgeschick der Stammesmitglieder), zum Teil nicht (das Wetter kann umschlagen, eine Horde Säbelzahntiger beschließt an diesem Tag, Menschen zu jagen…). Das Stammesoberhaupt muss die Entscheidung treffen und durchsetzen – käme nur die Hälfte mit, wäre das eine Katastrophe. Der Schamane beschließt aber, das ganze Projekt nur zu unterstützen, wenn er in Zukunft etwas gut hat – plötzlich ergeben sich unbeabsichtigte Nebeneffekte in der Zukunft. Der Stamm zieht los und kreist die Mammuts ein, alles scheint gut. Plötzlich dreht der Wind. Die Mammuts riechen etwas, ergreifen die Flucht und der ganze Angriffsplan löst sich in Luft auf. Das Stammesoberhaupt versucht die Gruppe zu reorganisieren, doch plötzlich sieht einer Spuren von anderen Menschen, die in Richtung des eigenen Lagers führen. Er versucht sich bemerkbar zu machen, dringt aber in dem ganzen Chaos nicht bis zum Stammeshäuptling vor. So beschließt er eigenmächtig, die Stammesmitglieder in seinem Umfeld mitzunehmen, zum Lager zurückzueilen und die dort wartenden Frauen und Kinder zu schützen. Usw.

Wer behauptet, die Welt sei jemals nicht komplex gewesen, ist lediglich der Management-Chimäre der letzten 100 Jahre seit Taylor aufgesessen: Ein Unternehmen ließe sich durch Strukturen und Prozesse beherrschen. Das war sicher ein zentrales Paradigma für Manager, aber ich denke, Unternehmer haben das eh nur begrenzt geglaubt.

Nun zurück zum Buch: Nicht die Welt hat sich Von Welt 1 zu Welt 2 verändert, sondern ein falsches Paradigma kam an seine Grenzen. Und ja, man kann nicht mehr so führen, wie Manager bislang glaubten. Die Strukturen und Prozesse gaben scheinbare Sicherheit und sie erlaubten in Größenordnungen zu agieren, die vorher undenkbar waren. Der Haken ist, angesichts der Geschwindigkeit sind Strukturen und Prozesse viel zu langsam und angesichts der Informationsvielfalt nimmt der Entscheidungsbedarf während der Projekte permanent zu.

Das führt uns nach Okun und Hoppe zum Bedarf an immer mehr Kommunikation – zugleich haben wir immer weniger Zeit dazu. Interessant ist ihre Unterscheidung zwischen „Anschluss“- und Lösungskommunikation: ein großer Teil der täglichen Kommunikation dient *nicht* der Problemlösung sondern speist sich ausschließlich aus einem Sicherheitsmotiv: bekomme ich alles mit, was mich betrifft? Wie kann ich riskante Entscheidungen so breit streuen, dass ich mich hinterher raus reden kann usw. Für die notwendige Kommunikation zur Lösung bzw. sogar zur Reflektion und genauen Definition „Was ist eigentlich der Kern des Problems“ bleibt oft keine Zeit.

Im Buch bieten Okun und Hoppe einige Mechanismen und Denkmodelle an, die zu einer Führung in ihrer Welt 2 führen sollen. Manches erscheint interessant. Den letzten Teil des Buches bildet schließlich ein Kapitel, in dem die Autoren darlegen, wie das Führungstraining sich verändern solle. Den Kern bildet die Idee, nicht standardisierte fachlich abgegrenzte Themen anhand von Storys des Trainers durchzunehmen, sondern die Teilnehmer an den Trainings an ihren eigenen Aufgaben arbeiten zu lassen. Nun, diese Idee ist jetzt nicht wirklich revolutionär – mir ging schon in den 80er Jahren als Schüler auf den Sack, dass der Schulstoff nicht auf Basis unserer eigenen Lebenswirklichkeit vermittelt wurde. Und bei der Ausbildung zum Unternehmer schrieb ich schon Anfang 2009 Vergleichbares. Es mag sein, dass sich die Autoren damit von einer Vielzahl Führungskräftetrainings abheben, aber wirklich besonders ist das nicht…

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