Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Bedarf und Akzeptanz von Unternehmer-Coaching. Eine explorative Pilot-Studie.
49,00 €
Das Buch ist vermutlich eine Diplom- oder Magisterarbeit. Zumindest ist es so wenig lesbar, wie das meiste, was von deutschsprachigen Universitäten kommt. Auch inhaltlich hat das Buch nicht wirklich viel zu bieten. Im Wesentlichen besteht es aus einem schwachen Theorie-, einem uninteressanten Methoden- und einem dünnen Empirie-Teil.
Immerhin scheint das Thema Unternehmer-Coaching schon auf dem Schirm der Wissenschaft aufgetaucht. Wenn man daran denkt, dass zu dem Zeitpunkt als ich 2004 als Unternehmercoach begann, im ganzen deutschprachigen Raum gerade mal eine Handvoll wirklicher Unternehmercoachs aktiv war, ist das ziemlich früh. (Unter einem Unternehmercoach verstehe ich einen Coach, der erstens exklusiv nur Unternehmer coacht – und nicht etwa auch Führungskräfte, Manager oder sonstige Personen. Und einen Coach, der zweitens selbst Unternehmer war oder ist, also ein eigenes Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern geführt hat – also nicht etwa jemand, der Freiberufler, Selbständiger, Franchisenehmer oder angestellter Geschäftsführer war. Und einen Coach, der dies drittens als hauptberufliche Profession macht. Was würden Sie auch von einem Herzspezialisten halten, der nur alle paar Monate mal ein Herz operiert und zwischendurch sein Einkommen mit Blinddarm-Operationen auffrischt?)
Wie nahezu immer bei wissenschaftlichen Studien wird die Praxis kaum zur Kenntnis genommen. Wenn man eine Arbeit über Unternehmer-Coaching schreibt, sollte man die Begriffe „Unternehmer Coaching“ mal bei Google eingeben und schauen, was da kommt. Die Leute, die da an den Top-Positionen stehen, tauchen jedenfalls nicht in der Untersuchung auf. Wenn man die Experten nicht fragt, dann sind die Ergebnisse entsprechend dünn und wacklig…
Und weil die Ergebnisse so dünn sind, werden dann immer wieder Erkenntnisse über Coaching bei Managern eingeschoben. Zum Beispiel das Ergebnis einer Studie, wonach 70% der Coachees die Zuteilung eines Coachs ablehnen. Eine solche Aussage ist bei Unternehmern völlig irrelevant, da ihnen niemand einen Coach zuteilen kann. Ähnlich ist es bei den Motiven, die zu über 30% Laufbahn und Karriere-Coaching wären. Sorry, ein Unternehmer hat keine Laufbahn! Er ist erfolgreich, wenn sein Unternehmen erfolgreich ist. Und entsprechend macht er auch keine „Karriere“.
OK, einigen Ergebnissen könnte ich auch zustimmen. Aber die sind so dünn gesät, dass ich Unternehmern das Buch gar nicht und meinen Wettbewerbern, die hier mitlesen, das Buch nur sehr eingeschränkt empfehlen kann.
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