Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Business Hero. Heldenreise in 7 Etappen.
32,90 €
Neben den Klassikern zum Thema (Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten und Christopher Vogler Die Odyssee des Drehbuchschreibers) ist dies eines der ersten neueren Bücher zum Thema Storytelling, das wirklichen Tiefgang hat und die Dimensionen dieses wichtigen Themas aufzeigt.
Der Mensch hat jede Veränderung schon immer in Form von Geschichten dargestellt, ja sie überhaupt erst dadurch verstanden. Jede unserer Handlungen basiert auf vergangenen Erfahrungen, die in Form von Storys oder Storyfragmenten in unserem Gehirn abgespeichert sind. Wer sich mit menschlichem Handeln beschäftigt, aber nicht mit Geschichten, übersieht die wesentlichen Punkte und beraubt sich des größten und wichtigsten Einflußfaktors!
Man überlege sich nur einmal, was in dem wirksamsten aller Bücher, der Bibel, steht: Geschichten. Und was die erfolgreichsten Redner machen: Sie erzählen Geschichten. Und was wir in unserer Kindheit (und heute in unserer Freizeit) am liebsten hörten: Geschichten! Und was erfolgreiche Unternehmer machen – z.B. Richard Branson in seinen Büchern: Er erzählt Geschichten…
Geschichten haben eine innere Struktur, meist in Form einer Heldenreise. Mal wird diese in 12 Etappen dargestellt (Vogler), mal in 7 Etappen (Höcker) – die Grundstruktur (Gewohnte Welt, Störung, Verweigerung des Helden, Treffen mit dem Mentor, Übertreten der Schwelle, Bestehen von Abenteuern, der Entscheidungskampf, die Belohnung und die Rückkehr) ist im wesentlichen identisch. Angelika Höcker führt uns durch diese Stufen, immer in einer Mischung zwischen Beispielen und eher philosophischen Exkursen. Und hilft uns damit, Veränderungen zu begreifen und aktiver zu gestalten – unabhängig davon ob es ganz persönliche Veränderungen oder Veränderungen im Unternehmen sind.
Ich bin trotzdem zwiegespalten: Angelika Höcker vertritt die Auffassung, dass die Helden von früher und von heute unterschiedlich sind. Dazu malt sie den Unterschied zwischen dem großformatigen Führungshelden und dem demokratischen Helden an die Wand. Das sehe ich so nicht. Es gab früher nicht den einen Heldentypus und heute auch nicht. Schon früher gab es den Cäsar und den Jesus, den Kolumbus und den Galilei. Auch ist nicht der eine Typus schlechter oder besser als der andere. Die eine Situation braucht den einen Helden und die andere Situation den anderen. Und ein Held kann immer auch grandios scheitern oder über das Ziel hinaus schießen. Das ist der Preis dafür, dass man das Gewohnte verlässt. Einen weichgespülten, demokratischen Helden gibt es nicht – schlicht deshalb, weil zu Beginn eines jeden Veränderungsprozesses alle anderen anders handeln würden als der Held. Insofern ist die Demokratie vielleicht der Rahmen, der viele Helden ermöglicht, aber nicht die Form, wie der Held agiert.
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