Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Das Maximum-Prinzip. Mehr Erfolg, Freizeit und Einkommen – Durch Konzentration auf das Wesentliche.
29,95 €
Brian Tracy mag einer der weltweit führenden Redner und Motivationsautoren sein. Und für denjenigen, der sein erstes Motivationsbuch im Leben anfasst, mag das „Maximum-Prinzip“ einen gewissen Unterhaltungs- und Neuigkeitswert besitzen.
Alle anderen dürften sich nach dem Lesen irgendwo zwischen Langeweile und negativer Verwirrung bewegen.
Langeweile, weil das Buch gegenüber Vorläufern wie Napoleon Hill oder Stephen Covey nicht nur keinen neuen Gedanken bringt, sondern sich zudem durch fehlenden Tiefgang auszeichnet. Fast wäre ich geneigt, das Zielpublikum in Analogie zu den Warmduschern Flachbader zu nennen 😉
Negative Verwirrung, weil Tracy (korrekterweise) die Fokussierung predigt, dann aber das ganze Buch mit dem Gegenteil angefüllt ist. Beispiele? Gerne!
„Nur wenn Sie das Ziel finanzieller Unabhängigkeit an die Spitze Ihrer Werte stellen, können Sie die Kontrolle über Ihre finanzielle Situation erlangen. … Das heißt nicht, dass es diesen Menschen an Familiensinn mangelt. Im Gegenteil: Die Familie steht in ihrer Wertehierarchie an erster Stelle.“ So geht das laufend. Aber vermutlich habe ich einfach den Unterschied zwischen „an die Spitze stellen“ und „an erster Stelle stehen“ nicht begriffen 😉
Mehr? Besonders cool fand ich die „7 Fragen zur Strategie-Entwicklung“. Davon ist sicher die eine oder andere nützlich. Aber kaum waren die 7 Fragen beschrieben, lautet der nächste Satz: „Weitere Fragen zur Strategie-Entwicklung…“ Warum heißt das dann nicht gleich 12 oder 29 Fragen?
Mehr? Die Sache mit der Wertorientierung kennst du? Du suchst dir aus aus einer Liste mit üblicherweise 100 Werten deine 3 Lieblingswerte aus und versuchst dich danach zu verhalten. Das funktioniert auf diese Weise meist nur mäßig bis gar nicht. Tracy bietet uns mehr. Wir haben 7 Lebensbereiche und in jedem davon sogar 5 Werte. Je nachdem, wie viele Überschneidungen es gibt, sind das dann bis zu 35 verschiedene Werte. Wer damit noch fokussiert geradeaus denken kann, muss ein echtes Genie sein…
Neben der völligen Verzettelung sehe ich noch einen weiteren Grundfehler des Konzepts. Es ist die Idee, wir würden unser Denken kontrollieren. Nicht dass das nicht gehen würde – bei vielleicht 20, 50 oder 100 Gedanken pro Tag (von etwa 22.000 (=18 Stunden Wachzeit)). Das führt langfristig auch zu Änderungen.
Aber der weitaus größte Teil unserer Gedanken entsteht automatisch aufgrund unseres aktuellen Zustands (Emotionen, Stimmungen), aufgrund unserer Erfahrungen und aufgrund von Besonderheiten in unserer Wahrnehmung. Will ich anders denken, dann ist der effektivste Ansatzpunkt nicht mein Denken, sondern er liegt in meinem Zustand, meinen Emotionen und in der Art und Weise, wie ich meine Vergangenheit emotional interpretiere.
Der Ansatz, beim Denken zu beginnen, erinnert an Sisyphos. Natürlich bekommt man letztlich den Felsen den Berg hinauf. Aber nur unter Mühen und wenn man einmal nachlässt, geht’s doppelt so schnell bergab…
Meine Meinung: Konzentriere dich auf’s Wesentliche! Sich mit diesem Buch von Brian Tracy zu beschäftigen, gehört jedoch nicht dazu. Und, ach ja: Nachdem nun das zweite Buch von Brian Tracy, das ich gelesen habe, noch größerer Müll war als das Erste, werde ich meinen eigenen Tipp ebenfalls beherzigen und mich in Zukunft auf’s Wesentliche konzentrieren 😉
1 Kommentare
Danke für die Gedanken. Ich habe ein anderes Buch vom Autor gelesen und kann mir gut vorstellen, dass auch dieses langfädig ist und letztendlich dem Leser überlässt, aus dem Inhalt Sinn zu machen.