Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Der beste Rat, den ich je bekam
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Das Prinzip: Erfolgreiche Menschen (von Josef Ackermann über Richard Branson, Warren Buffet und Steve Jobs bis hin zu Reinhold Würth) bekommen je 2-3 Seiten, um den besten Rat ihres Lebens zu schildern. Das klingt gut und spannend.
Das Problem ist nur, dass die besten Ratschläge ziemlich simpel sind: „Setz dich über die gängige Meinung hinweg“, „Erkenne dich selbst“, „Nur saubere Geschäfte sind gute Geschäfte“ usw. Also fast nichts, was man nicht schon mal gehört hätte. Diese ganzen Lehren und Sätze bekommen ihre tiefe Bedeutung erst durch das Erleben desjenigen, der erzählt. Zum Beispiel: „Wähle Deine innere Einstellung selbst!“ ist ungefähr gleichbedeutend mit dem berühmten Satz Viktor Frankls: „Die letzten aller menschlichen Freiheiten ist die, in jeder gegebenen Situation seine eigene Einstellung frei wählen zu können.“ Zu diesem Zeitpunkt wirkt der Satz von Frankl nicht viel tiefer als der erste. Aber wenn man weiß, dass Frankl diesen Satz im KZ formuliert hatte und sich ihn jetzt noch mal auf der Zunge zergehen lässt „in jeder gegebenen Situation“, also „in JEDER gegebenen Situation“, dann haut es einen vom Stuhl: Ich kann auch im KZ entscheiden, ob ich fröhlich und hilfsbereit sein will, ob ich einen Sinn erkennen will. Und das sagte eben kein Theoretiker, sondern einer, der das erlebt hat.
Und das ist nun auch das Problem mit diesem Buch: Die Storys, die die Tiefe der Ratschläge erst erzeugen, fehlen teils ganz oder sind oft nicht wirklich nachvollziehbar. Damit bekommen die Ratschläge dieser großartigen Menschen nicht die nachvollziehbare Bedeutung, die sie haben könnten, sondern bleiben oft auf dem Niveau von Kalendersprüchen.
Natürlich, bevor ich mir irgendwelchen Bullshit rein ziehe, lieber diese Lehren. Aber tief sind sie halt nicht.
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