
Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:

Der Charakter von Organisationen.
--
Die grundlegende Idee von William Bridges ist die, dass auch Organisationen einen eigenständigen Charakter haben. Zur Typisierung zieht er das Charakter-Modell des Psychologen C.G. Jung heran. Auf Organisationen übertragen bedeutet dies, dass es vier verschiedene Kriterien mit je zwei Extremen gibt: introvertiert – extravertiert, gefühlsmäßige oder verstandesorientierte Entscheidung, Ausrichtung auf Prozesse oder auf Ergebisse, Fokus auf den großen Zusammenhang oder auf Details.
Die Grundidee dahinter beschreibt durchaus real beobachtbare Erscheinungen in Organisationen und erklärt, warum aus einer introvertierten Hightech-Firma keine extrovertierte Finanzvertriebs-Organisation zu machen ist. Der Ansatz bietet damit eine Erklärung, warum manche Änderungsprozesse in manchen Unternehmen funktionieren und in anderen Unternehmen nicht.
Ebenfalls spannend ist die Beschreibung, wie ein Charakter durch den Gründer entsteht („Eine Organisation ist der verlängerte Schatten eines einzigen Mannes“ Ralph Waldo Emerson) und sich im Lebenszyklus verändert. Zur eigenen Standortbestimmung ist ein Test enthalten.
Andererseits werden solche Erscheinungen auch durch die verschiedensten Konzepte zur Unternehmenskultur erklärt. Ferner ist die Auswahl der 4 Dimensionen ziemlich beliebig und spiegelt kaum den neuesten Stand der Forschungen wieder. Genausogut könnte man z.B. die Typen des DISG- oder HDI-Tests oder auch die LimbicMap nach Häusel als Ausgangspunkt nehmen.
Fazit: Gute Grundidee. Test geeignet, um eine eigene erste Vorortung durchzuführen. Für eine differenzierte Betrachtung auf der Höhe des heutigen Wissens ungeeignet.