Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Der Streik
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Mittlerweile 80 Jahre alt ist dieses Buch von Ayn Rand – während der Weltwirtschaftskrise geschrieben und 1937 erstmals veröffentlicht worden. Helden des Buchs sind einige Großindustrielle und eigenverantwortlich handelnde Menschen. Die Antagonisten sind Bürokraten, Schmarotzer und Plünderer, die unter Verweis auf das Gemeinwohl immer absurdere Gesetze erlassen. So zum Beispiel Gesetze, die eine Begrenzung des Wachstums von Unternehmen vorsehen mit der Zielsetzung, dass dann auch schwächere Konkurrenten etwas vom Kuchen abbekommen. Später dann Gesetze, dass man Mitarbeitern nicht mehr kündigen darf und diese auch nicht mehr kündigen dürfen. Schließlich Gesetze, dass die Gesamteinnahmen eines Bereichs, z.B. der Stahlindustrie von einer zentralen Behörde gesammelt und dann „gerecht“ (nach Anzahl der Hochöfen) aufgeteilt wird.
Was dann folgt, ist ein systematischer Zusammenbruch der Weltwirtschaft bis hin zur kompletten Deindustrialisierung. Mit unerbittlicher Logik zeigt Ayn Rand auf, wie diese „gerechten“ Umverteilungsorgien „im Sinne des Gemeinwohls“ die Hochleister bestraft und die Bedürftigen, die nichts beitragen, belohnt. Warum sollte man in seinen Hochöfen noch etwas produzieren, da dies nur Kosten verursacht und man ja doch nur nach Anzahl der Hochöfen – egal, ob da Stahl raus kommt oder nicht – bezahlt wird.
Ayn Rand zeigt auch das Schicksal eines herausragend geführten Unternehmens, wo der Unternehmer stirbt und die Nachkommen einen sozialen Umbau vornehmen: Die Bezahlung erfolgt (wie bei Marx im Kommunismus vorgesehen) nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Da die Mittel begrenzt sind, entbrennt nach kurzer Zeit ein Streit darüber, ob jetzt das Bedürfnis des einen, sein Kind zum College zu schicken wichtiger ist als das Bedürfnis des anderen nach einem Kühlschrank. Mitarbeiter, die vorher stolz auf ihre Leistung waren, entwickeln sich zu mentalen Bettlern, wo jeder mit seinem Bedürfnis den anderen zu übertrumpfen versucht. Diejenigen hingegen, die wirklich noch Ergebnisse erzielen, werden daraufhin gezwungen, noch mehr zu arbeiten, um noch mehr Ergebnisse zu erzielen. Die meisten kündigen, manche schalten einfach 2 Gänge zurück und achten darauf, genauso schlecht wie die anderen zu arbeiten. Nach kürzester Zeit arbeiten nur noch lebende Leichen im Unternehmen.
In ihrer Kritik rechnet sie schonungslos mit der Umverteilerei von den Leistenden zu den Nichtstuern ab und darin ist dieses Buch aktueller denn je. Man denke nur an Ideen wie bedingungsloses Grundeinkommen fürs Nichtstun o.ä. Dagegen ist der Lösungsansatz zwar insgesamt stimmig und ich glaube, dass wirklich jeder Unternehmer davon eine Menge lernen kann, aber an manchen Punkten fällt er einfach ab, da er nicht mehr am heute gültigen (neuro)wissenschaftlichen Menschenbild ansetzt.
Wirklich suboptimal ist die Länge des Buchs, die langatmige und vielfach wiederholte Darstellung der Alternative, und eigentlich gehts erst nach 200-300 Seiten richtig los. Eine Zumutung ist die über 50 Seiten lange philosophische Hauptrede, die einer der Helden in einer gekaperten 3-stündigen weltweiten Radioübertragung absondert. Das würde sich heute niemand länger als 5 Minuten anhören und auch wenn die Menschen vor 80 Jahren anders tickten, es würde sich auch damals niemand angehört haben.
Trotzdem lesen!
1 Kommentare
Dieses Buch ist wirklich empfehlenswert. Ich habe es vor rund 3 Jahren gelesen, Es zeigt was passieren könnte wenn nur noch Bürokratie herrscht. Natürlich ist die Story schon übertrieben. Aber der Kern ist wahr. Und es ist sehr unterhaltsam.
Gruss, Markus Fischer aus der Schweiz