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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 21.08.2006 |
Der Unternehmer: Arbeits- und organisationspsychologische Grundlagen

Der Unternehmer. Arbeits- und Organisationspsychologische Grundlagen.

Kategorie(n)
Unternehmer sein
Autor
Wins Thomas Lang-von
Preis

--

ISBN
3540443010

Bereits der erste Blick ins Literaturverzeichnis zeigt, dass es zwei große Welten von Büchern über „Unternehmer sein“ gibt. Einerseits gibt es Bücher von Unternehmern selbst oder von Beratern/Trainern wie z.B. von Klaus Kobjoll, Cay von Fournier, Hermann Scherer oder Reinhold Würth, andererseits die akademische Literatur zur „Unternehmertumsforschung“ wie das vorliegende Buch von Lang-von Wins.

Beide Richtungen nehmen sich gegenseitig nicht zur Kenntnis – wissen vielleicht noch nicht einmal etwas voneinander. Das ist für beide Welten schade. Der Unterschied zwischen beiden Ansätzen läßt sich grob vielleicht so charakterisieren: Die akademische Unternehmertumsforschung untersucht und beschreibt, wie Unternehmer faktisch handeln, die Bücher aus der Welt der Unternehmer und Berater verarbeiten Erfahrungen und zeigen auf, wie Unternehmer besser handeln könnten.

Allerdings macht es die akademische Unternehmertumsforschung den anderen auch nicht einfach. Wissenschaftler haben – vor allem in Deutschland – nach wie vor nicht gelernt, dass es auch Kunden (=Leser) gibt, die die von Ihnen produzierte Ware (=Buch) lesen UND geniessen wollen. Mit anderen Worten: Trotz eigener akademischer Vorbildung, trotz meiner zweijährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und trotz meines normalerweise relativ hohen Lesepensums habe ich drei Anläufe benötigt, um mich durch das Buch zu quälen.

Inhaltlich betrachtet gliedert sich das Buch in drei Phasen des unternehmerischen Lebens: die Gründung, die Führung des Unternehmens und den Ausstieg. Mittels einer Zusammenstellung des Forschungsstandes in den jeweiligen Bereichen sowie Interviews und der Präsentation einiger Statistiken wird versucht, eine Übersicht darüber zu bieten, was die Wissenschaft über den Unternehmer weiß.

In manchen Fällen bietet das Buch eine Fundierung dessen, was man (als Selbständiger und Unternehmer) sowieso ahnte. Z.B. dass Selbständige und Unternehmer im Durchschnitt(!) weniger verdienen als abhängig Beschäftigte. Und zwar im Zeitraum von 10 Jahren nach Gründung um durchschnittlich 35% weniger! In anderen Fällen führt einen das Buch zu einer differenzierteren Wahrnehmung z.B. über verschiedene Unternehmertypen oder andere Punkte.

Wieder andere Bereiche wirken etwas beliebig, wie die Aufstellung eines Katalogs von Minimalanforderungen an Unternehmer (also unternehmerischen Kompetenzen). Beliebig deswegen, weil man – wie jeder Unternehmer, der schon mal eine Stellenausschreibung erstellt hat weiß – Kompetenzen erst dann richtig auflisten kann, wenn klar ist, welche Aufgaben die Person eigentlich ausführen soll. Zu den originären unternehmerischen Aufgaben findet sich jedoch nichts.

Sagen wir in einem Fazit so: Das Buch ist für Unternehmer unbrauchbar. Für die wenigen Berater und Coachs, die sich explizit auf Unternehmer (ungleich Manager oder Führungskräfte!) fokussieren, bietet es einige interessante Fakten. Gründerberater könnten einiges lernen, insbesondere das, was über den Tellerrand der Gründung hinausgeht. Unternehmensberatern hingegen hilft es wiederum gar nichts, da diese nicht die Person des Unternehmers im Blickfeld haben. Bildungspolitikern, die an formalisierten Ausbildungen für Unternehmer basteln, dürfte das Buch vermutlich gefallen – aber zum Glück ist diese Gruppe aufgrund ihrer Lebensferne bislang nicht sehr weit gekommen. Für Wissenschaftler dürfte es einen guten Überblick über den Forschungsstand bieten – solange man von dem eingangs erwähnten blinden Fleck, dass die Hälfte der Welt nicht wahrgenommen wird, absieht.

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