Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer
Das Buch entdeckte ich durch Zufall antiquarisch. Und war natürlich sofort gefesselt, dass der Autor bereits vor 53 Jahren ein Buch mit dem selben Titel wie mein eigenes veröffentlicht hat.
Zuerst dachte ich, dass das Buch nur historischen Wert hätte. Und natürlich mutet manches aus dem Abstand sehr merkwürdig oder gar fragwürdig an (z.B. erinnert der Sprachduktus in „So aber müssen sie [skrupellose Kaufleute] als schädliche Elemente der menschlichen Gesellschaft ausgemerzt werden.“ durchaus an damals noch nicht lange zurück liegende, üble Zeiten).
Dennoch, der Wert des Buchs (zumindest des ersten Teils) ergibt sich dadurch, dass man aus einer gewissen zeitlichen Distanz das Bleibende viel besser erkennen kann. So beginnt auch Seidel damals mit der Feststellung, dass der Unternehmer als erste Aufgabe habe, an seiner eigenen persönlichen Entwicklung zu arbeiten. Auch er stellt fest, dass das Ziel nicht der persönliche Gewinn des Unternehmers ist.
Das Wesentliche hinter allem ist die Unternehmer-Initiative – genau wie in moderneren Zeiten Michael Gerber sagt, dass der Unternehmer der Traum und die Energie hinter allem ist. Und er ahnt schon in gewisser Weise, dass Managementaufgaben etwas anderes sind als Unternehmeraufgaben: „Die Überwachung des Arbeitsablaufs in senem Betrieb ist durchaus nicht die Erfüllung der Aufgaben eines Unternehmers…“
Und sogar die eigentliche zentrale Aufgabe eines Unternehmers, nämlich die Schaffung eines Unternehmens für den Nachfolger, ist ihm bekannt: „Die Gründung und die Führung eines Unternehmens muss stets in der Absicht geschehen, dass es die Lebenstage seines Gründers überdauert.“
Auch Themen wie die modern anmutende Work-Life-Balance, das Konzept, die Fähigkeiten der Mitarbeiter zu entwickeln, die Planung auf verschiedenen Zeitebenen oder der ewig aktuelle Kampf gegen die alles erstickende und blockierende Bürokratie tauchen auf.
Ziemlich abstrus hingegen muten die charakterlichen Typisierungen von Menschen aufgrund von Nasen- oder Kopfform, das Konzept, seine Mitarbeiter zu erziehen oder Mitarbeiter, die ab einem gewissen Alter keine Familie gründen, vor die Tür zu setzen, an. Auch die Planung der eigenen Tätigkeiten nach einer Mischung aus Biorhythmus und Wetter muten leicht schräg an.
Letztlich ist gerade die Mischung aus völlig veralteten und hochaktuellen Elementen so interessant, um die wirklich wesentlichen Elemente des Unternehmerseins zu erkennen. Neugierig wäre ich nur, was mein Nachfolger, der in 53 Jahren den nächsten „Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ schreiben wird, aus der Distanz dann zu meinem Buch sagen würde 😉
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