Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Die 4-Stunden-Woche. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben.
11,00 €
Ferriss‘ eigentliche Zielgruppe sind Angestellte und Selbständige, die von dem, was sie derzeit machen, die Schnauze voll haben und gerne mehr Zeit, mehr Geld und mehr Leben hätten. Wobei Leben sehr stark durch die Vorstellung des „um die Welt reisens“ geprägt ist.
Er predigt ein Konzept, sich selbst konsequent überflüssig zu machen und sein Unternehmen (ohne Angestellte!, die machen nur Ärger…) vollkommen zu automatisieren. Der Knackpunkt ist: Das geht nur bei bestimmten Geschäftsmodellen (hier erinnert Ferriss stark an Oliver Pott und Christoph Mogwitz). Selbständige, die hochkomplexe Dienstleistungen erbringen (Architekten, Anwälte, Softwareentwickler usw.), können das Konzept nur umsetzen, wenn sie ihr Knowhow zu Produkten machen (eBooks…) oder eben parallel ein automatisierbares Geschäft aufbauen.
Aber trotz dieser Einschränkungen präsentiert Ferriss ein Konzept, das viele Ideen im Bereich des Aufräumens und der Automatisierung von Abläufen bringt. Es ist ja auch seit Jahren mein Konzept, Unternehmer dazu zu bringen, statt Fachkraft- und Management-Aufgaben mehr Unternehmer-Aufgaben auszuführen (vgl. Die zweite Wachstumshürde. Und regelmäßig kommt von Einzelunternehmern oder Unternehmern mit wenigen Mitarbeitern der Einwand, dass sie ja nichts delegieren können, weil irgendjemand die Facharbeit machen muss. Genau hier punktet Ferriss wirklich! Nach seinem Buch ist klar, dass dieser Einwand in Wirklichkeit ein Vorwand ist.
Etwas bedenklich finde ich hingegen bestimmte Regelbrüche. Angeblich ist Ferriss Goldmedaillen-Gewinner im Kickboxen in China. Das hat er erreicht, indem er sich am Tag des Wiegens (1 Tag vor dem Turnier) völlig dehydrierte und dann am nächsten Tag gegen Kämpfer antrat, die 3 Gewichtsklassen niedriger waren. Und auch da hat er nur durch die Ausnutzung von Regeln zu seinen Gunsten gewonnen: Seine einzige Kampfstrategie war, die Gegner einfach aus dem Ring zu drängen. So gewinnt man vielleicht einmal die Goldmedaille. Aber sicher weder Freunde noch Selbstachtung.
Auch Menschen, die wirklich Freude an dem haben, was sie beruflich tun und darin einen Sinn empfinden, scheinen für Ferriss außerhalb seiner Vorstellungskraft zu sein. Dazu muss er sich dann ein Erklärungsmodell zusammen zimmern, dass diese Menschen sich eben was vormachen würden.
Fazit: Viele gute Tipps zum Aufräumen und automatisieren. Auch sonst einige gute Gedanken. Aber kaum ein Vorbild.
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