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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 25.04.2010 |
Enterprise 2.0: Die Kunst, loszulassen

Die Kunst loszulassen. Enterprise 2.0.

Kategorie(n)
Management
Autor
Buhse Willms, Stamer Sören
Preis

--

ISBN
3938807687

Einer der der Herausgeber, Sören Stamer, ist schon seit über 10 Jahren auf meinem Radar – wenn auch damals aus anderen Gründen. Um die Jahrtausendwende waren wir Wettbewerber im Content Management-Markt. Sein Produkt war der Porsche – wir wollten wenigstens der Daimler werden (und waren vielleicht der Peugeot). Und immerhin hat er es mit seinem Unternehmern CoreMedia durch die New Economy Krise geschafft. Ich mit meiner blue orange GmbH damals nicht. Grund genug, ihm zuzuhören.

Um was geht’s im Buch? Ganz kurz und knapp um die Art und Weise, woe Web 2.0 die Arbeit und Kommunikation in und mit Unternehmen verändern wird. Enterprise 2.0 ist also die Integration sozialer Netzwerke in Unternehmen. In 12 Beiträgen werden verschiedene Aspekte beleuchet.

Natürlich ist den Autoren zuzustimmen, dass sich die Art und Weise der Kommunikation und Beziehungen mit und zwischen Kunden, Mitarbeitern und Partnern ändert. Für meine Leser, die Unternehmer von kleinen und mittleren Unternehmen ändert sich innerhalb der Unternehmen dennoch nicht so viel, wie das Buch suggeriert. Meist ist der Kundenkonatkt sowieso extrem eng. Bei den weitaus meisten Unternehmen – den Kleinstunternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern kennt sowieso oft jeder Mitarbeiter die Kunden und auch der Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitern ist oft kein Problem – es kennen sich ja alle persönlich. Ich glaube, die wirklichen Vorteile von Enterprise 2.0 stellen sich erst bei großen Unternehmen (nach EU-Definition >250 Mitarbeiter) ein.

Dann bin ich auch der Überzeugung, dass viele Erwartungen an Web 2.0/ Enterprise 2.0 zu hoch gehängt sind. Die Praxis der Power-User der sozialen Netzwerke ist doch so: Du hast keine Minute Ruhe, reagierst nur noch, kommst nicht zum Nachdenken und verlierst dich schließlich. Ein mittlerweile häufig zu beobachtendes Phänomen: In Vorträgen – auch in interessanten Vorträgen – sitzen oft 10 bis 20 Prozent der Leute, die es nicht mehr schaffen, 90 Minuten zuzuhören, weil sie leider zwischendurch twittern müssen. Wenn ich mir diese Leute dann genauer anschaue, dann sehen sie nicht so aus, wie Leute, die Erfolg zu haben scheinen.

Das kulminiert auch in der Beobachtung, dass ich keinen kenne, der über Xing etc. wirklich erfolgreich wurde, aber alle, die ich kenne, haben schon mal von jemand gehört, der es angeblich darüber geschafft hätte 😉

Die Praxis sieht so aus: Ich komme berufsbedingt viel mit erfolgreichen Unternehmern (von kleineren Unternehmen) zusammen. Die meisten sind erfolgreich, weil sie ihre Zeit nicht(!) in Netzwerken verschwenden oder diese nur sehr reduziert und fokussiert nutzen.

Letzten Endes ist es eine Philosophiefrage: Glaubt man dem Konzept der Weisheit der Vielen (Surowiecki) oder glaubt man, dass hinter jeder großen Entwicklung letztlich immer die Idee und der Wille eines einzelnen steht. Solange eine beliebig große Gruppe beliebiger Menschen in einem Schachspiel unter Turnierbedingungen gegen einen internationalen Großmeister verlieren wird (und das wird sie), tendiere ich klar zu letzterer Betrachtungsweise.

Ich glaube auch, das Risiko, durch Enterprise 2.0 den strategischen Fokus zu verlieren, ist höher als das Buch vermuten lässt. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Google als das Erfolgsmodell von Enterprise 2.0 verkauft wird. Das sehe ich anders. Von den vielen Dutzend (oder mittlerweile Hunderten?) Anwendungen, die Google anbietet, werden gerade mal eine Handvoll (Suche, Adwords, Analytics, Maps und Gmail) genutzt. Der Rest wird nicht in der Breite angenommen. Und auch was angenommen wird, sehe ich nicht so positiv: Immer mehr Menschen assozieren Google mit einem Datenkraken, der bestimmt, was wir von der Wirklichkeit wahrnehmen und was nicht. Der verlorene Fokus und der Wahn, überall die Finger drin haben zu müssen, ist die Ursache. Zudem sind – im Gegensatz zu z.B. einem Microsoft-Betriebssystem – die Wechselkosten für die User extrem gering. Wenn das kippt, gibt es kein halten mehr… Ich wage mal die Prognose – dafür werden mich einige für irre halten – in spätestens 5 Jahren spielt Google keinerlei zentrale Rolle mehr.

Dann gibt es in dem Buch noch den Beitrag von Sören Stamer. Er beschreibt, wie er sein Unternehmen umgebaut hat. Vieles davon wie „Open Space“-Meetings, ein „Sounding Board“ für Führungs-Meetings etc. ist hochspannend (das meiste davon ist übrigens offline und in der realen Welt spielend…). Und ich glaube, jeder, der mit der Führungsstruktur seines Unternehmens experimentiert, kann dort einige Ideen entnehmen.

Und in der Tat halte ich seinen Beitrag für den Einzigen mit dem Unternehmer aus kleinen und mittleren Unternehmen wirklich etwas anfangen können. Ohne diesen Beitrag 5-7 Punkte, mit immerhin 11.

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