Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Die stärkste Marke sind Sie selbst! Schärfen Sie Ihr Profil mit Human Branding
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Beim Lesen hatte ich ständig diesen Déjà-vu-Effekt: Das hast Du doch schon irgendwann einmal gelesen… Wo war das nur? Dann fand ich es. Es war gar nicht so schwierig, da schon der Titel ähnlich klingt: „Die Marke ICH“ von Seidl und Beutelmeyer. Dann ist es so, dass ich bei Büchern an den interessanten Stellen Eselsohren rein mache, um sie schneller wieder finden zu können. Nachdem ich nach 140 Seiten noch kein einziges Ohr machen konnte, hatte ich nicht mal mehr Lust auf Speed-Reading.
Um was geht’s? Grob gesagt um eine Mischung aus Markenbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Man soll seine Stärken und seine Einzigartigkeit finden und nicht an seinen Schwächen arbeiten. Und aus dem Gefundenen eine Marke machen. Dazu gibt es als Methode ein „Markenei“ (eben so eine typische Beratergrafik) mit den Feldern Ich, Markencredo, Gesellschaftsbeitrag, Gesundheit, Einkommen, Morgen, Beruf usw.
Den Begriff der Marke halte ich in dem Zusammenhang mit Personen für einigermaßen problematisch – zumindest bedarf er einer Erläuterung. Wir müssen unterscheiden zwischen Marken wie Marlboro und Harley. Die einen Mitarbeiter kommen sehr wohl mit dem Motorrad zur Arbeit, die anderen aber nicht mit Pferd und Cowboyhut. Marken wie Marlboro sind auf völlig vergleichbare Produkte aufgeklebt, Kulturen wie Harley leben von innen.
Eine Marke auf eine Person aufkleben mag funktionieren, aber irgendwie wirken diese Personen künstlich, unauthentisch. Sich selbst formen hingegen führt zur Kultur, zur Persönlichkeit. Das mag Berndt vielleicht auch im Sinn gehabt haben, wenn er auf Stärken und Eigenarten abzielt. Aber ehrlich gesagt: Dazu habe ich schon Dutzende Bücher gelesen und es gibt bessere.
In der Schule hatte ich mal einen Zeichenlehrer. Der gab uns die Aufgabe, Löcher darzustellen. Ein Schüler gab nach einigen Minuten ein Blatt ab, in das er eben ein Loch gerissen hatte. „Nicht besonders phantasievoll, aber OK“, kommentierte der Lehrer und gab eine 2. Ein anderer Schüler sah das und dachte bei sich, dass ihm eine 2 genügen würde und einfacher käme er da ja wohl nicht mehr ran. Also machte er dasselbe und gab auch ein Blatt mit einem Loch ab. Dafür kassierte er eine 5: „Nachmachen gilt nicht“. Schaue ich mir die Verkaufsrankings bei Amazon an, scheint Nachmachen leider doch zu gelten – wer kennt schon das Uraltbuch von Seidl von 2006?
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