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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 12.01.2007 |
Es irrt nicht nur der Chef: Erkennen Sie die fatalsten Denkfehler im Beruf und entscheiden Sie richtig

Es irrt nicht nur der Chef. Erkennen Sie die fatalsten Denkfehler im Beruf und entscheiden Sie richtig.

Kategorie(n)
Persönlichkeit
Autor
Krenovsky Annette,Reiter Wilfried
Preis

--

ISBN
3466306302

„Es irrt nicht nur der Chef“. Einen irreführenderen und unverständlicheren Titel habe ich selten gelesen. Auch im Buch findet sich keinerlei Hinweis, wie es zu diesem Titel kam oder was damit gemeint sein könnte. Inhaltlich geht es um Entscheidungen. Wie trifft man Entscheidungen richtig? So, dass die Ergebnisse diejenigen sind, die man sich wünscht und so, dass die Entscheidungen leicht fallen.

Auf den ersten Blick klingen die Empfehlungen des Buchs einleuchtend. Zum Schluss gibt es sogar eine halbseitige Checkliste, worauf man bei Entscheidungen achten sollte. Mit Fragen wie: „Was will ich überhaupt?“, „Was sind wirklich Fakten, was bloß Annahmen?“, „Verbohre ich mich in eine Position?“, „Versuche ich das Problem auszusitzen?“ bis hin zu „Wann kontrolliere ich meine Entscheidung womit?“ Ich glaube auch durchaus, dass es in einer ganzen Reihe von Situationen, wenn man in seiner Entscheidungsfindung nicht weiter kommt, hilfreich ist, sich die insgesamt 17 Fragen vorzulegen und so einen neuen Ansatz für eine bessere Entscheidung zu finden.

Allerdings habe ich an zwei Punkten erhebliche Probleme mit diesem Buch. Zum einen ist es völlig unbeleckt von sämtlichen neueren Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften. Danach werden zum Beispiel weit über 90 Prozent unserer – auch wichtigen – Entscheidungen unbewusst getroffen. Und das ist auch gut so, weil das Bewusstsein sonst schlicht überfordert wäre. Und wie wenn das noch nicht genug wäre, werden alle Entscheidungen emotional getroffen und dann nachträglich(!) mit einer rationalen Begründung versehen. Die verschiedensten Tests belegen dies. Die Empfehlungen der Autoren, Entscheidungen bewusster und rationaler zu treffen, sind damit direkt an der Realität vorbei – zu dem Zeitpunkt, wo man mit dem Bewusstsein und der Rationalität beginnt, ist die Entscheidung ja meist schon gefällt.

Wenn man sich vor diesem Hintergrund das Buch nochmals genauer anschaut, dann findet man im Prinzip nur das, was wir die letzten 30 Jahre über das Thema „Ziele finden und umsetzen“ sowieso schon wussten. Nur eben auf den Punkt der Entscheidung zugespitzt. Wirklich interessant wäre die Frage, was für praktische(!) Konsequenzen die neueren Erkenntnisse der Neurowissenschaften für die eigene Entscheidungsfindung haben. Aber dazu findet man hier natürlich nichts.

Zum anderen gibt es im Buch keinerlei Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Entscheidungen. Ich würde mindestens zwischen reversiblen und irreversiblen Entscheidungen einerseits und weitgehend überschaubaren und zukunftsoffenen Entscheidungen andererseits unterscheiden. Wenn man dann eine Matrix bildet, dann stellen die reversiblen und überschaubaren Entscheidungen kaum ein Problem dar, während irreversible und zukunftsoffene Entscheidungen sehr problematisch sein können.

Ein Beispiel. Du hast 25.000 Euro und möchtest dich selbständig machen. Nun könntest du z.B. Franchisenehmer in irgendeinem Franchisesystem werden oder du könntest z.B. ein eigenes Grafikbüro eröffnen. Wenn du die Entscheidung getroffen hast, ist dein Kapital gebunden und somit ist deine Entscheidung zumindest für einige Zeit irreversibel. Und sie ist zukunftsoffen, da sie, egal wie gut sie die Entscheidung auch immer vorbereiten, jeden Tag mit neuen relevanten Entscheidungskriterien konfrontiert werden könnten. Und bei diesem Typ von Entscheidung wird man mit der eher rational geprägten Entscheidungsstrategie der Autoren scheitern: Es bleibt immer eine Ungewissheit und letztlich gibt es kein richtig oder falsch. Ob A oder B ist gar nicht so wichtig. Die Frage ist allein, was du daraus machst, wenn du die Entscheidung A oder B getroffen hast. Eine solche Erkenntnis ist jedoch im Entscheidungsmodell der Autoren nicht vorgesehen.

Fazit: Manchmal kann die Entscheidungs-Checkliste ganz nützlich sein. Das ist eine halbe Seite.

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