Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Glück und Macht der Fugger.
13,45 €
Auf knapp 400 Seiten werden die 200 Jahre von Aufstieg und Niedergang des Fuggerschen Handelsunternehmens dargestellt. Im Zentrum Jakob Fugger der Reiche. Dabei geht der Autor extrem ins Detail und arbeitet mit einer Recherchetiefe und -gründlichkeit, die sich heute kaum noch bei vergleichbaren Büchern findet.
Dabei wird auch die Zeit der Renaissance lebendig und der Autor zeigt vielfältige Zusammenhänge – vor allem zum Kaisertum, aber auch zu Religion, der Entwicklung des humanistischen Gedankenguts, der Entdeckung der Neuen Welt und der Schiffahrtsroute um Südafrika nach Indien usw. auf.
Mein erster Eindruck war, dass angesichts der vielen Details dem Autor die Zusammenhänge etwas verloren gegangen waren. Zum Beispiel wird nicht klar, dass ein wesentlicher, wenn nicht der zentrale organisatorische Erfolgsfaktor ein extrem schnelles und gutes europaweites Informationsnetz war. Auch die Bedeutung des Buchdrucks für die damaligen Umwälzungen kommt nicht wirklich heraus.
Aber wenn man den langen Zeitraum von 200 Jahren, die komplexe Struktur des Fuggerschen Handelshauses und die extrem vielschichtigen und komplexen Umbrüche vom 14. bis zum 16. Jhd. betrachtet, die nach Einschätzung des Managementpapstes Peter Drucker ähnlich weitreichend waren wie die Umbrüche heute, dann wird klar, dass man alle Zusammenhänge gar nicht bis in die Tiefe auf 400 Seiten ausleuchten kann. So musste ich an dieser Stelle meine Einschätzung revidieren: Der Autor hat sein Möglichstes getan!
Besonders deutlich werden die Familiengeschichte der Fugger und die herausragenden Charaktere dargestellt. Letztlich wird deutlich, dass es wieder nur ein paar Grundlagen sind, die für den Erfolg entscheidend waren: Ein weiter, die damalige Welt umspannender Blick, harte Arbeit, Fokussierung auf einige wenige Wirtschaftsbereiche. Zuerst nur Webereien, viel später Bergbau, zuletzt der Bankbereich. Und zumindest in den letzten beiden Sektoren hatten die Fugger eine europaweite Vormachtstellung bzw. teilweise das Monopol.
Entscheidend war bei Jakob Fugger das Gewinnen wollen. Und der Mut, dem Kaiser hin und wieder sogar Geld zu verweigern. Und dieses Gewinnen wollen fehlte bei seinen Nachfolgern. Der eine sammelte die größte Bibliothek Europas, der nächste wurde Geistlicher, wieder einer spielte auf den Gütern den Lebemann.
Der unmittelbare Nachfolger Antoni wollte sogar die Gesellschaft auflösen, man spürt beim Lesen genau, wie das Unternehmen eigentlich zu groß für ihn ist. Alle anderen Brüder und Neffen stimmten dem Auflösungsvorschlag zu. Nur das ging nicht, da dann die Schulden des Kaisers nicht mehr einzutreiben und die stillen Teilhaber nicht auszuzahlen gewesen wären. Und so dümpelte die Gesellschaft noch bis zum 30-jährigen Krieg dahin, bis sie aufgelöst wurde. Was uns wieder lehrt: Selbst das größte Handelshaus Europas geht den Bach runter, wenn es keinen Nachfolger und Unternehmer-Typ an der Spitze hat.
Fazit: Interessantes Buch über die wohl erfolgreichste deutsche Kaufmannsfamilie.
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