Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Ich mach dich reich! Ihr sicherer Weg zu Glück und Wohlstand.
--
Vielleicht hätte McKenna von mir eine bessere Beurteilung bekommen, wenn er den Mund nicht so voll genommen hätte. Im Vorwort schreibt er, dass sich das Buch stark von anderen Büchern zum Thema Geld unterscheiden würde. Das tut es nicht! Auf der Geldseite ist’s ein Verschnitt von Kiyosaki, T. Harv Eker, Robbins und Bodo Schäfer, auf der psychologischen Seite von NLP, Hypnose und Meridian Energie Techniken. Kennst du die erwähnten Personen und Methoden, dann kannst du dir das Buch ganz sparen. Kennst du sie nicht, dann ist das Buch evtl. aufgrund der vielen Übungen interessant – einige davon sind wirklich gut. McKennas Kernkompetenz ist schließlich auch NLP und Hypnose – nicht Geld.
Dass Geld nicht gerade zu seinen Kernkompetenzen gehört, merkt man schon an der Vielzahl von sachlichen Fehlern, die sich eingeschlichen haben. Angeblich entschlossen sich in den 40er Jahren die Regierungen, den Goldstandard abzuschaffen. Tatsache ist, dass 1944 in Bretton Woods der Goldstandard eingeführt wurde. Dann erzählt er von der Gründung von Virgin Atlantic im Zusammenhang mit Risikovermeidung – liest man die Biografie von Branson selbst, dann weiß man, dass diese Gründung fast seine gesamte Firmengruppe gekostet hätte. Über Anita Roddick wird geschrieben, als ob sie noch leben würde – dabei starb sie bereits 2007. Schließlich bemüht er die Quantenphysik und spricht von „Energiefrequenz“. Tatsache ist, dass es so etwas in der Physik nicht gibt und auch Google spuckt zu diesem Begriff nur die Websites von Geistheilern und Engelenergie-Anhängern aus…
Natürlich sind die Fakten nicht wirklich das Wesentliche. Aber die meisten Menschen schließen ganz unbewusst von einzelnen Fakten auf’s Ganze. Das ist, wie wenn du zum Arzt kommst und die Arzthelferin schon einen Blutspritzer auf ihrer weißen Bluse hat. Rein sachlich sagt das nichts über die Kompetenz des Arztes – aber wohl fühlen wirst du dich auch nicht dabei.
Bei mir führte es dazu, genauer hinzuschauen. Und spätestens beim Geschäftsplan von McKenna selbst (mutig, das abzudrucken!), bekam ich so ein komisches Gefühl. Gründung war 1993. Gegenwärtige Herausforderungen: „Das zentrale Produkt ist immer noch Paul“. Sorry, entweder beschließe ich, selbständiger Experte zu bleiben und mich da zu positionieren (Robbins, Schwarzenegger etc.). Dann ist das kein Problem, wenn man selbst das Produkt ist, sondern die Grundlage. Oder ich will ein Unternehmen für Persönlichkeitstraining aufbauen, das unabhängig von mir funktioniert. Das dauert vielleicht ein paar Jahre. Aber in 16(!) Jahren sollte man das definitiv gelöst haben.
Mit anderen Worten: Von seiner Kernkompetenz hat McKenna sicherlich Ahnung. Und deshalb kann man sicher auch die eine oder andere seiner Übungen nutzen. Als Geldratgeber oder Ratgeber für Firmengründungen gibt es definitiv Autoren, die sich durch ihre eigenen Erfahrungen besser qualifiziert haben.
Kommentare