Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens.
29,99 €
Ein grundlegendes Buch über das menschliche Lernen. Dabei geht es nicht um das Büffeln in der Schule, sondern darum, dass das menschliche Hirn gar nicht anders kann als lernen. Immer und überall. Jung oder alt.
Spitzer stellt die Prinzipien vor, verdeutlicht wie das Gehirn jedes Einzelnen aus seiner Umwelt Regeln generiert und danach handelt. Von entscheidender Bedeutung ist auch die Vielfalt der Lebenserfahrungen. Unser Gehirn erschafft daraus – entsprechend der Komplexität seiner jeweiligen Entwicklung – Regeln und Beziehungen (und ignoriert alles andere).
Meine Rezensionen sind für Selbständige und Unternehmer. Für diese bringt das Buch nicht wirklich viel. Um das Lernen in Unternehmen und das Lernen des Unternehmers geht es überhaupt nicht explizit. Dennoch können einzelne Aspekte interessant sein. So der Unterschied zwischen Können und Wissen (beides hat nicht wirklich etwas miteinander zu tun und das eine folgt auch nicht aus dem anderen). Oder dass es beim Lernen weniger um die Festlegung der Inhalte, sondern um die Schaffung von Rahmenbedingungen geht, unter denen optimal gelernt werden kann. Damit geht es eher um das Bereitstellen und Schaffen von Ereignissen als von Inhalten.
Auch die wichtige Erkenntnis, dass der Erfolg eines Lehrers davon abhängt, ob er seine Schüler liebt und von diesen geliebt wird. Insoweit der Unternehmer manchmal Lehrer seiner Mitarbeiter ist, dürfte damit auch klar werden, warum die schlechten Unternehmer immer klagen, dass die Mitarbeiter nie das machen, was man ihnen sagt.
Über diese einzelnen Aspekte hinaus ist das Buch für Unternehmer wenig nützlich. Schon gar nicht in seinen abstrusen Vorstellungen über die Wohltaten staatlicher Regulierung am Ende des Buchs (nach dem Motto: Der Mensch ist im Markt irrational, also hat ihm die Rationalität der Politik Grenzen zu setzen – als ob die Politik jemals rational gewesen wäre…).
Auch seine Einschätzung zur PISA-Studie wirkt merkwürdig. Da werden die Ergebnisse herangezogen, um irgendwelche Empfehlungen für die Bildungspolitik zu geben. Die grundlegende Frage, ob die Ergebnisse überhaupt eine Relevanz für den wirtschaftlichen (und kulturellen) Erfolg eines Staates haben, wird nicht beantwortet (bzw. stillschweigend bejaht). Fakt ist, dass die PISA-Studie weniger Wissen als vielmehr allgemeine Fähigkeiten abfragt und damit sehr nahe an IQ-Tests liegt. Und Fakt ist, dass bereits vor 85 Jahren Terman beim groß angelegten Versuch des Nachweises eines Zusammenhangs von IQ und Erfolg kolossal gescheitert ist. Das gefährliche und problematische an der PISA-Studie sind nicht die Ergebnisse, sondern die Unterstellung, dass die gemessenen Werte irgendeine Vorhersagekraft für den weiteren Erfolg hätten. Und damit dazu führen, dass sich alle beteiligten Länder an einer einheitlichen (falschen) Messung ausrichten. Mal im Ernst: So was wie Kreativität oder unternehmerisches Potenzial oder Selbstorganisationsfähigkeiten etc. wird gar nicht gemessen…
Fazit: Wer sich mit den Grundlagen des menschlichen Lernens intensiv beschäftigen will, findet durchaus eine Menge Input. Für alle anderen eher nicht das Buch der Wahl…
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