Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Lob der Disziplin. Eine Streitschrift.
22,99 €
Bernhard Bueb, 30 Jahre lang Leiter des Eliteinternats Salem, schreibt über Disziplin in der Erziehung von Jugendlichen. Mancher wird sich jetzt fragen: Was hat dies bei Buch-Rezensionen für Unternehmer verloren?
Nun, die Antwort ist einfach. Zum einen sind wir Unternehmer das Produkt einer Erziehung weitestgehend ohne Disziplin, zum anderen sind unsere Angestellten das Produkt derselben Erziehung. (Scheinbare) Gegensätze wie Disziplin und Freiheit plagen uns auch – zumindest ist gerade in vielen kleineren und jüngeren Unternehmen ein Chaos vorherrschend, das nur durch die Person des Unternehmers eine scheinbare Struktur bekommt (und in größeren Unternehmen tritt das Chaos in Form von bürokratischen Strukturen und Abteilungsegoismen auf).
Bernhard Bueb geht es letztlich nicht um Kadavergehorsam, sondern um die Fähigkeit der Selbstdisziplin. Dem liegt eine einfache Erkenntnis zugrunde, die sich bei Thoma A. Edison so anhört: „Eine Erfindung resultiert zu 10 Prozent aus Inspiration und zu 90 Prozent aus Transpiration.“ oder bei Fontane so: „Gaben, wer hätte sie nicht – Talente, Spielzeuge für Kinder! Nur der Ernst macht den Mann [und die Frau], nur der Fleiß das Genie.“
Mit anderen Worten: es muss einen Raum für Inspiration geben und einen Raum, in dem etwas daraus gemacht wird. Das ist der Raum der Selbstdisziplin.
Auch der scheinbare Widerspruch zur Freiheit hört damit auf: Freiheit ist die Möglichkeit und die Fähigkeit seine Ziele zu erreichen. Damit sind drei(!) Komponenten angesprochen: Erstens muss man eigene Ziele haben – sonst ist es einem letztlich egal, was mit einem passiert. (Die elaborierte Form ist die Fähigkeit, eigene Ziele fundiert und sinnvoll entwickeln und herleiten zu können). Zweitens müssen die äußeren Rahmenbedingungen den Raum dafür bieten – hier ist die alltägliche Freiheitsdiskussion angesiedelt. Und drittens, und das ist der wesentliche Punkt, der oft vergessen wird: Man muss selbst in der Lage sein, diese Ziele zu erreichen (oder zumindest selbst in der Lage sein, sich Hilfe zu organisieren). Das reflektiert auf die eigenen Fähigkeiten und die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Und dies ist letztlich auch der Bereich der Selbstdisziplin. Und Selbstdisziplin, so Buebs These, läßt sich nur durch Disziplin lernen.
Jetzt sagen viele, dass ein Unternehmen keine Erziehungseinrichtung sei und dass Erwachsene zu erziehen irgendwie schräg anmutet. Hier ist die Schnittstelle das Konzept der situativen Führung, das im Minuten-Manager von Ken Blanchard entwickelt wird: Je nach Tätigkeit, Kompetenz und Entwicklungsgrad des Mitarbeiters wird unterschiedlich geführt. Zu Beginn mit engen Grenzen, später nur mit Zielen.
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