Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Management Y
32,90 €
Aus der Annahme, dass die Generation Y komplett anders sei als die Generationen vorher, folgern die Autoren, dass auch das Management anders sein müsse. Nun habe ich bereits an der Ausgangshypothese meine Zweifel: Die Generation Y sei sinnorientiert und würde sich am Gemeinwohl orientieren – ich kann mich dunkel erinnern, wie ich 1983 mit ein paar Millionen anderen an der Friedensbewegung teilgenommen habe und wie ich aus dieser Erfahrung heraus mein Informatikstudium durch ein Philosophiestudium ersetzte: ersteres erschien mir nicht sinnvoll. Ich denke, dass junge Menschen zu allen Zeiten nach dem Sinn fragten und vieles anders machen wollten als die Eltern. Und das ist gut so! Nur ergibt sich daraus nicht die Notwendigkeit für ein neues Management.
Im Buch wird eine Betrachtung eines Unternehmens aus vier Blickwinkeln vorgeschlagen: Kunden wirklich verstehen; Liefern, was gebraucht wird; Organisation gemeinsam beleben; Menschen ehrlich begeistern. Hört sich gut an, aber warum gerade diese 4 Blickwinkel und nicht vier andere? Und sind diese vollständig? Nehmen wir es mal an (obwohl ich es nicht glaube…): OK, Kunden wirklich verstehen: Da wird dann der iterative Prozess aus dem Lean-Startup-Konzept als Neuigkeit dargestellt: Man testet in möglichst kurzen Schritten am Kunden und optimiert die neuen Produkte entsprechend. Dummerweise wurde das schon in den 70ern von Wolfgang Mewes formuliert und ist mit eine der Grundlagen der vielen Hidden Champions in Deutschland.
Im Bereich von Liefern, was gebraucht wird, werden agile Verfahren wie Scrum beschrieben. In der Entwicklung sicher zentral – aber in der Buchhaltung? Oder im Verkauf?
Organisation gemeinsam beleben: Dazu gehören laut den Autoren sechs Aspekte: Klarheit, Menschenbild, Potenzialentfaltung, Unterschiede wertschätzen, Mut zu heiklen Diskussionen, Feedback. Klingt gut. Aber warum gerade diese 6 Aspekte und nicht andere? Vertrauen oder Verbindlichkeit oder Respekt? Auch dieser Abschnitt wirkt letztlich beliebig.
Im Buch findet sich nebenbei eine große Begeisterung für die sogenannte Schwarmintelligenz. Auch davon halte ich nur in wenigen begrenzten Ausnahmesituationen was: Bereits einer der wichtigsten Vertreter Surowiecki hat die Rahmenbedingungen beschrieben, unter denen Schwarmintelligenz wirklich überlegen ist – und diese sind in den weitaus meisten Fällen nicht gegeben. Ich denke, niemand würde das Resultat der Schwarmintelligenz bei unserer Steuergesetzgebung für besonders gelungen halten – es ist lediglich kompliziert und dumm.
Interessant an diesem Buch ist jedoch die Zusammenstellung einiger Methoden wie Open Space, Prototyping oder Mentoring am Ende. Damit lässt sich durchaus experimentieren…
Kommentare