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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 08.12.2008 |
Moulüe - Supraplanung: Unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte

Moulüe. Supraplanung. Unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte.

Kategorie(n)
Strategie
Autor
Senger Harro von
Preis

29,99 €

ISBN
3446455256

Ich habe mich natürlich nicht so umfangreich mit China, chinesischer Geschichte und Philosophie beschäftigt wie Harro von Senger (obwohl ich auch zwei oder drei Dutzend Bücher dazu gelesen habe). Insofern ist es natürlich möglich, dass er etwas beschreibt, was ich einfach nicht sehe.

Seine Idee ist, dass es oberhalb von Strategie und Taktik noch etwas Langfristigeres, nämlich Supraplanung geben würde, das es im westlichen Denken nicht gäbe. Dabei gehe es um langfristige Ziele im Bereich von vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Ich stimme dem zu, wenn ich mir die konkrete Politik zum Beispiel von Bush im Irak anschaue. Da wurde allenfalls die Sicherung von Ölquellen für weitere zwei bis drei Jahrzehnte berücksichtigt – und noch nicht einmal das war durchdacht (dass es außerdem nicht ethisch oder im Einklang mit dem internationalen Recht war, kommt als zusätzliche Dummheit noch oben drauf). Auch die Regierungspolitik in demokratischen Staaten ist zum größten Teil taktisch und man kann schon von Glück sprechen, wenn der Planungshorizont an die 10 Jahre heranreicht – meist trägt er nicht mal 3 bis 5 Jahre. Gleiches gilt für börsennotierte Unternehmen mit mittlerweile fast jährlich wechselnden Vorstandsvorsitzenden. In beiden Fällen ist jedoch nicht ein philosophisches Konstrukt von lang- oder kurzfristiger Planung, sondern ein schneller Wechsel der Herrschenden das Problem (oder in vielen Fällen auch das Glück).

Aber, und das ist der entscheidende Punkt, in wirklich exzellenten mittelständischen Familienunternehmen, die teilweise auch eine mehrhundertjährige Geschichte haben, umfasst der Planungshorizont manchmal auch mehrere Generationen. Auch wenn man in die europäische Geschichte blickt, haben manche Dynastiegründer so weit gesehen. Den scharfen Gegensatz, den Harro von Senger aufmacht, kann ich also so nicht sehen. Graduell liegt es natürlich nahe, dass bei der langen chinesischen Geschichte auch die Betrachtung in die Zukunft längerfristiger angegangen wird. Das ist an sich nichts Unbekanntes. Manche japanischen Unternehmen haben in den 80ern schon manchen Westler durch 200-Jahres-Pläne verblüfft. Das ist produktiv, solange es um die übergeordnete Richtung und auch die Einordnung des eigenen Lebens in ein Generationen umfassendes Kontinuum geht. Das kippt, wenn – was auch geschehen ist – asiatische Unternehmen Businesspläne für die Zeit in 150 Jahren erstellen.

Gleichzeitig geht Harro von Senger immer wieder auf sein Strategem-Konzept (früheres Buch) ein. Im Gegensatz zu westlichen Konzepten a la „In 5 einfachen Schritten zur richtigen Strategie“ scheint mir dieses Konzept wesentlich flexibler zu sein. Es wirkt auf mich im ersten Eindruck wie eine östliche Kampfsportart, die aus einer übersichtlichen Anzahl von Tritten, Schlägen, Blocks, Hebeln usw. besteht. Und im Kampf kommt es darauf an, diese kreativ und überraschend zu kombinieren. Wenn dem so wäre, könnte ein Strategem-Experte, der jahre- oder jahrzehntelang trainiert hat, sicher deutlich bessere und flexiblere Strategien entwickeln und umsetzen. Unter diesem Aspekt wäre es natürlich auch für Unternehmer interessant, sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen. Eine der nächsten Rezensionen wird darauf eingehen.

Das vorliegende Buch eröffnet jedenfalls bei mir keine neuen unerkannten Denkhorizonte.

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