
Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:

Natürliche Entscheidungsprozesse. Über die Quellen der Macht, die unsere Entscheidungen lenken.
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Wenn man das Buch liest, denkt man dauernd: „Na selbstverständlich! Ist doch klar!“ Und dennoch widerspricht es der herrschenden Lehrmeinung, wie Entscheidungen gefällt werden, diametral.
Gary Klein forscht seit 20 Jahren, wie Experten Entscheidungen fällen. So untersuchte er Feuerwehrleute, Militärs, Krankenschwestern und andere, die zum Teil schon viele Jahre in ihrem Job tätig sind. Und kam zu einigen – für die Anhänger der rationalen Entscheidungstheorie – verblüffenden Ergebnissen.
Zum Beispiel: Diese Experten entscheiden im engeren Sinne überhaupt nicht. Zumindest nicht zwischen A und B. Vielmehr erkennen sie einfach, was zu tun ist. Sie sehen die Hebelpunkte, die andere nicht sehen. Und in den Fällen, in denen Sie es nicht sofort sehen, spielen sie einfach nacheinander mehrere Varianten durch und nehmen dann die erste, die positive Ergebnisse verspricht. Meist ist dies schon die allererste Variante.
Daraus ergibt sich eine verblüffende Konsequenz: Wenn es diese Experten irgendwie schaffen, gleich zu Beginn eine funktionierende Lösung zu entwerfen, dann wird jede weitere Option kontraproduktiv, verwirrt und frißt unnötig Zeit. Die Vorstellung: Je mehr Ideen, desto besser die Lösung, ist also falsch – zumindest bei Experten. Das ist so ähnlich wie bei Warren Buffett, der nicht auf viele Aktien streut, sondern auf die wenigen richtigen.
Und um die wenigen richtigen Lösungen zu finden, muss man anders wahrnehmen. Und genau das tun Experten: Sie nehmen Dinge wahr, die Laien nicht sehen. Und das ist auch der Grund, warum selbst eine große Menge Laien einem Experten immer unterlegen ist: Entweder sehen Sie Problem und Lösung gar nicht. Oder sie brauchen viel zu lange dazu.
Die Konsequenz daraus ist nun die: Um Experte zu werden, braucht man nur bedingt Wissen und Fakten. Man braucht eine andere Wahrnehmung. Und diese ergibt sich aus Erfahrung. Das ist sicherlich eine Ursache dafür, dass ein BWL-Absolvent noch lange kein guter Manager oder Unternehmer ist. Ihm fehlt genau dies: Erfahrung!
Für Unternehmer heißt dies: Möglichst schnell möglichst viel Erfahrung zu sammeln, um immer bessere Entscheidungen treffen zu können. Und es heißt: Herausfinden, wie Unternehmer-Experten die Welt wahrnehmen und so aus deren Erfahrung zu lernen. Und dazu braucht man einen Unternehmer-Experten, jemand der mindestens 10 Jahre selbst Unternehmer war, in seiner Umgebung. Zum Beispiel einen erfahrenen Unternehmercoach:)