Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Nur Tote bleiben liegen. Entfesseln Sie das lebendige Potenzial in Ihrem Unternehmen
12,00 €
Die Rezension dieses Buches fällt mir gar nicht so leicht. Die beiden schreiben einfach klasse und ihre Schreibe wird von Buch zu Buch besser.
Inhaltlich kann ich trotzdem nur begrenzt etwas damit anfangen. Sie schreiben davon, wie die Wirtschaft durch das Internet und speziell Web 2.0 immer schnellerem Wandel unterliegt und was das für Unternehmen sowohl nach außen (gegenüber den Kunden) als auch nach innen (gegenüber den Mitarbeitern) als auch für die Grenzziehung insgesamt (wo ist eigentlich innen und außen?) bedeutet. Ihre These ist dieselbe wie in den vorigen Büchern auch: Alles wird anders und die Unternehmen müssen sich schneller anpassen als ihnen lieb ist.
Dabei meinen sie wie immer vor allem Großunternehmen. Bezogen auf die Zielgruppe der kleinen und mittleren Unternehmen kommt mir das, was sie schreiben, manchmal wie vom anderen Stern vor: Dort gibt’s die schwerfällige Bürokratie der Bremser nicht und auch die Betriebspolitiker – so es sie denn gibt – sind glücklicherweise durch die Macht des Unternehmers gleich ausgebremst.
Aber was mich am meisten stört, ist dieser aufgeregte Hype-Charakter. Web 2.0, Open Source und die hierarchiefreie Kollaboration im Web wie bei Wikipedia werden in den Himmel gehoben. Betrachten wir den Boden, dann sehen wir, dass sich ein Open Source-Betriebssystem wie Linux im Anwenderbereich auch nach 20 Jahren nur einen Anteil von weniger als 10 Prozent erobern konnte. Wikipedia wird von einer Diktatur einiger weniger mit zu viel Zeit beherrscht (man versuche mal etwas zu ändern, das zwar sachlich richtig ist, aber nicht in den Mainstream studentischer Meinung passt…). Und Web 2.0? OK, es ist unstrittig, dass Facebook & Co einen breiten Nutzerkreis haben. Und als hin und wieder Alltagsinstrument wird es auch genutzt. Aber die Zahl derjenigen, die wirkliche Power-User sind, ist nicht so groß. Und wird sich auch nicht drastisch erhöhen. Die Menschen haben schließlich auch noch anderes zu tun.
Tatsache ist lediglich, dass diejenigen, die auf Open Source setzen, diejenigen, die in Kollaborations-Tools wie Wikipedia und in Web 2.0-Communities den Ton angeben, die Lautesten sind. Sie sind aber nicht die Meinungsführer (und werden es auch nie): Sonst dürfte Windows nicht mehr existieren. Und, was man meiner Meinung nach auch nicht tun darf, was die beiden aber tun, ist, aus der Lautstärke einiger eine Tendenz für eine ganze Generation abzuleiten. Mein Eindruck ist: Die Mehrheit der Jugendlichen will immer noch einen sicheren Arbeitsplatz und nur eine Minderheit ist überhaupt nur bereit, zum Beispiel über eine Selbständigkeit auch nur nachzudenken.
Insofern: Man kann dieses Buch aus Genuss lesen. Man kann einige Gedanken mitnehmen. Aber man sollte nicht glauben, dass es die Mehrheit betrifft oder dass damit Tendenzen abgebildet werden.
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