Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon? Der Irrtum Powerpoint.
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Sie erinnern sich sicher an die große Rede von Martin Luther King? Selbst wenn Sie 1963 noch nicht geboren waren – wenn man die Rede einmal im Original gehört hat, dann vergisst man sie nicht mehr: „I have a dream …“ Und nun stellen Sie sich vor, Martin Luther King hätte diese Rede mit Powerpoint präsentiert: Titel: Traumvorstellungen für die Zukunft Amerikas. Spiegelstrich 1: Erhebung der Nation mit dem Ziel der Gleichheit aller Menschen; Spiegelstrich 2: Gemeinsames Zusammensitzen früherer Sklaven und Sklavenhalter am Tisch der Brüderlichkeit in Georgia usw.
Stellen Sie sich das bildlich vor: Beamer, Großleinwand, Laserpointer. Und nun beantworten Sie mir eine Frage: Was stand im ersten Spiegelstrich? Sie wissen es nicht mehr? Nun, die meisten von Ihnen werden es nicht mehr wissen. Obwohl Sie es erst vor 5 Sekunden gelesen haben. Mit diesem Beispiel verdeutlicht Matthias Pöhm sein Anliegen und es wird bereits an einem Beispiel deutlich: Er hat Recht!
Nun ist Matthias Pöhm nur ein bißchen radikal (auch wenn das die meisten klassischen Rhetoriktrainer anders sehen dürften): Er behauptet, dass die Rede von Martin Luther King dann nur um eine Zehnerpotenz schlechter geworden wäre. Ich glaube, ohne zu übertreiben, dass sie dann überhaupt keine Bedeutung gehabt hätte. Das ist so ähnlich wie in dem schönen Zitat: „Voller Einsatz bedeutet vollen Erfolg, halber Einsatz bedeutet keinen Erfolg.“
Das Entscheidende ist nach Matthias Pöhm nicht der Inhalt, sondern das Gefühl, das dieser Inhalt bei den Menschen auslöst. Und genau darum geht es in diesem Buch: Was kann man tun, um dieses Gefühl hervorzurufen? Das erste ist: Den Beamer ausschalten! Beamen Sie selbst! Die weiteren Hinweise von Pöhm finden Sie nicht hier, sonder sollten Sie im Buch selbst lesen 😉
Seine Kriegserklärung gegen Powerpoint wird vermutlich nur langsame Erfolge feiern. Zu fest ist die Vorstellung verankert, dass Powerpoint das beste Präsentationsmittel ist. Und zu sehr haben die meisten Redner Angst davor, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen oder gar den Faden zu verlieren. Und genau das ist die große Chance für alle, die diesen Mut aufbringen: Verabschieden Sie sich von Powerpoint und Sie werden um eine Zehnerpotenz besser. Und damit haben Sie an den Stellen vollen Erfolg, an denen Sie vorher keinen Erfolg hatten.
Fazit: Selbst wenn Pöhm’s Rhetorik-Seminare nur halb so gut sein sollten, wie dieses Buch, dann würden sie sich schon lohnen. Das Buch jedenfalls sollte in jedem Fall im Bücherregal stehen.
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