Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Steve Jobs. iLeadership. Mit Charisma und Coolness an die Spitze.
11,50 €
Bücher über Apple und Steve Jobs gibt es viele. Das Buch von Jay Elliot ist mal eines von einem, der Steve Jobs wirklich kennt und mit ihm zusammengearbeitet hat. Und im Gegensatz zu manch anderen Büchern ist Jay Elliot auch ein glühender Fan von Steve Jobs. Deswegen ist manches im Buch sicherlich etwas runder als in der Wirklichkeit.
Angesichts des Labels „iLeadership“ erwartet man im Buch ein fertiges Konzept. Das bekommt man jedoch nicht. Eher eine Vielzahl von Aspekten, untermauert durch eine noch größere Anzahl von Geschichten. Aber aus Geschichten lernt man sowieso meist mehr als aus abstrakten Konzepten – deshalb würde ich das als Vorteil werten.
Spannend finde ich, dass das Buch modernen Kuschel-Führungslehren an vielen Stellen widerspricht. Ganz klar: Steve Jobs suchte immer nur die Besten, um mit ihnen zusammen zu arbeiten und verlangte von ihnen alles und noch ein bisschen drüber raus. Und wer da nicht passte, fand anderswo Arbeit: „My way or the highway“. In dieser Hinsicht können Unternehmer, die sich das oft nicht trauen, wirklich extrem viel von Steve Jobs lernen.
Zugleich macht Elliott aber auch deutlich, dass Steve Jobs immer nach besseren Lösungen sucht. Natürlich bei seinen Mitarbeitern, aber auch die Tatsache, dass Steve Jobs als sein persönliches Weiterbildungsprogramm sich regelmäßig mit sehr erfolgreichen Unternehmern traf und sich mit diesen austauschte, zeichnet ein anderes Bild, als das des selbstüberzeugten Autokraten, als der Steve Jobs manchmal dargestellt wird. Auch hier könnten viele Unternehmer eine Menge lernen.
Dann hat Steve Jobs einen ganz klaren Fokus. Für ein so großes Unternehmen brachte das Unternehmen sehr wenige Produkte hervor – vielleicht zwanzig zusammen. Andere in dieser Größenordnung haben hunderte, tausende oder gar zehntausende Produkte. Als er 1997 wieder das Ruder übernahm, war eine seiner ersten Amtshandlungen, einen Großteil der Produkte (auch Gewinnbringer) rauszuschmeißen.
Damit deckt er sich, was mir so bislang nicht klar war, durchaus mit reduktionistischen Konzepten wie früher bei Aldi mit maximal 700 Produkten oder dem Ansatz der engpasskonzentrierten Strategie, möglichst nur eines oder ganz wenige Produkte anzubieten. Diese Reduktion reduziert die Komplexität eines Unternehmens extrem. Und genau deshalb ist es möglich, sich dann bei jedem einzelnen Produkt um jedes Detail zu kümmern.
Was für mich am Überzeugendsten war, ist Folgendes: Steve Jobs ist der ultimative Nutzer seiner eigenen Produkte. Er hört gerne Musik, er sieht gerne Filme, er ist Computer-begeistert. Steve Jobs fragt nicht seine Kunden, sondern betrachtet die Produktentwicklung selbst konsequent aus Nutzersicht, weil er selbst Nutzer ist. Nach meiner Erfahrung entstehen oft die besten Unternehmensideen daraus, dass jemand früher selbst in seiner Zielgruppe war, z.B. die Zahnarzthelferin, die dann ein Abrechnungssystem für Zahnarzthelferinnen entwickelte.
Elliot beschreibt dies als Produkt-Company und Fokus auf das Produkt. Ich glaube, damit liegt er daneben! Steve Jobs legt den absoluten Fokus auf die Produktwahrnehmung und -erfahrung. Das ist was Anderes! Das eine ist eine technische Betrachtungsweise, das andere eine psychologische.
Spannend fand ich auch die Bestätigung dessen, was eigentlich schon vorher klar war: Vieles kommt aus dem Bauch. Zu Besprechungen nimmt er fast nie Unterlagen mit und einen hundertseitigen Vertrag von IBM warf er in den Papierkorb mit dem Hinweis, dass er keine Verträge unterschreiben würde, die länger als 3 oder 4 Seiten wären.
Zugleich ist aber Vieles, wenn nicht das Meiste, durch eine klare, umfassende Vision getragen. Ohne diese wäre alles nur Stückwerk und würde sich zerfasern. Wie so viele andere Unternehmen auch, die nur aus dem Bauch geführt werden.
Also: Lesen, aber keine in sich geschlossene Führungsideologie erwarten!
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