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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 24.10.2007 |
Steve Jobs: und die Erfolgsgeschichte von Apple

Steve Jobs und die Erfolgsgeschichte von Apple.

Kategorie(n)
Sonstiges
Autor
Simon William L., Young Jeffrey
Preis

9,95 €

ISBN
3596170796

Es gibt mittlerweile einige Bücher über Apple und Steve Jobs. Was ist das Besondere daran? Die Autoren zeichnen ein sehr widersprüchliches Bild von Steve Jobs. Auf der einen Seite ist da der Charismatiker, auf der anderen Seite der Egomane. Auf der einen Seite der Mann, der seine Tochter nicht anerkennen will, auf der anderen Seite derjenige, der ein neues Computer-Modell (LISA) nach eben dieser Tochter benennt. Auf der einen Seite derjenige, ohne den Apple nie groß geworden wäre, auf der anderen Seite derjenige, der Apple 1984 fast in den Abgrund reißt.

Diese Widersprüchlichkeit macht das Buch lebendig. Auch die Vielzahl der Fakten ist spannend. Andererseits ist das Buch schlecht übersetzt und die Autoren haben weder von der damaligen Technik noch von Unternehmertum eine Ahnung. Beispiele?

Die Autoren schreiben: „Software ist natürlich ein Produkt mit einer sehr hohen Gewinnspanne… in vielen Fällen kostet sogar die Verpackung mehr als das Software-Medium… Deshalb braucht man von einer Software keine enormen Stückzahlen abzusetzen.“ Jeder Laie weiß natürlich, dass die Kosten in der Softwareentwicklung liegen und nicht in der physischen CD. Und die Entwicklung einer wirklich guten Software ist enorm teuer, so dass sich unterhalb einer sehr hohen verkauften Stückzahl nur Verluste ergeben.

Dann kritisieren die Autoren den auf „nichts“ gestützen Willen von Steve Jobs. Er wollte von den neuen Macintoshs eine bestimmte Menge absetzen. Die Zahl im Businessplan wäre ausgedacht und auf nichts gestützt gewesen. Selbstverständlich war sie ausgedacht! Was auch sonst? Wenn man Pionier ist, dann hat man eben keine fundierten Grundlagen, auf denen man planen kann. Wenn man Schuhe verkauft, dann weiß man wie groß das Einzugsgebiet ist, wie lange Schuhe halten usw. Am Ende erhält man eine Zahl. Wenn man Geräte entwickelt, die es nie zuvor gab, kann man das vergessen. Auch jede Marktstudie ist da Makulatur: Was die Menschen sagen und was sie dann kaufen sind immer zwei unterschiedliche Dinge – vor allem wenn sie das, zu dem sie befragt werden, nicht einmal kennen.

Es ist gerade einer der Wesenszüge von Unternehmern, dass sie auf nichts als ihren Willen gestützt, etwas aufbauen. Dabei können sie gewinnen oder scheitern. Das gehört dazu. Und bei Steve Jobs gab es auch beides. Und das macht ihn so faszinierend.

Seine Personalführung wird kritisiert. Da wird aufgeführt: „Jeden, der weniger als 80 Stunden pro Woche arbeitete, betrachtete er als Drückeberger“.

Auch hier ist entgegenzuhalten: Wenn man etwas wirklich Neues schaffen will, dann geht es nicht anders – zumindest in den Spitzenzeiten. Mit einer 40-Stunden-Woche wäre noch heute keine Rakete auf dem Mond gelandet, Google würde nicht existieren und 99 Prozent aller Kunstwerke wären nie entstanden. Im Gegenteil: Steve Jobs scheint das Talent zu besitzen, Spitzenleute anzuziehen und sie zu absoluter Höchstleistung anzutreiben. Das ist der wahre Kern seines Erfolgs.

Nach den Autoren überging er bei Vorträgen einfach die Leistung seiner Mitarbeiter und stellte sie als seine eigene dar – obwohl er selbst nie wirklich was geschaffen hätte. Auf manchen Seiten bekommt man beim Lesen das Gefühl, dass Apple oder Pixar nicht wegen sondern trotz Steve Jobs erfolgreich geworden seien.

Ergebnisse schuf er angeblich nie selbst. Das ist aber auch überhaupt nicht sein Job als Unternehmer. Widersprüchlich ist die Tatsache, sich mit den Leistungen seiner Mitarbeiter selbst zu schmücken. Nun ist das in dieser Branche allerdings keine Eigenart von Steve Jobs. Man schaue sich nur Bill Gates, Larry Ellison, Andy Grove und alle anderen an. Diese Leute sind Ikonen und die besten Leute wollen für solche Ikonen arbeiten. Die Popularität und das zur Schau getragene Genie ist die Basis für die Mitarbeitergewinnung. Insofern muss sich ein Unternehmer in dieser Branche zum Popstar entwickeln, wenn er erfolgreich sein will. Auch wenn dies letztlich auf Kosten derselben Mitarbeiter geschieht, die er anziehen will. Aber diese Widersprüchlichkeit sehen die Autoren nicht.

Das höchste Lob, das sie Steve Jobs machen, ist Folgendes: „Er versteht es, die Menschen in seiner Umgebung dazu zu bringen, an seine Sicht der Wirklichkeit zu glauben.“ Das Problem, das die Autoren damit haben ist, dass sie zu wissen glauben, dass diese Sicht der Wirklichkeit falsch ist. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass dieses Buch weder von Apple noch von Steve Jobs unterstützt wird.

Trotz aller Kritik an den Autoren ist gerade die Widersprüchlichkeit förderlich, sich mit seiner eigenen Rolle als Unternehmer auseinanderzusetzen. Deshalb würde ich das Buch empfehlen.

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