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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 01.08.2007 |
Sturz ins Leere: Ein Überlebenskampf in den Anden (Piper Taschenbuch, Band 21247)

Sturz ins Leere. Ein Überlebenskampf in den Anden.

Kategorie(n)
Persönlichkeit, Sonstiges
Autor
Simpson Joe
Preis

29,99 €

ISBN
3492212476

Das Buch von Joe Simpson ist ein echter Klassiker. Spannend von der ersten bis zur letzten Zeile. Um was geht’s? Joe Simpson und sein Kletterpartner Simon Yates wollen einen Sechstausender in den Anden besteigen. Das gelingt ihnen. Allerdings benötigen sie länger als geplant und der Abstieg entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Sie müssen sich beeilen und dabei geschieht das Unglück: Joe Simpson bricht sich das Bein.

Beide wissen sofort, dass Joe Simpson eigentlich schon tot ist. Das Gelände ist extrem schwierig. Er kann nicht mehr klettern. Simon Yates hat bereits erfrorene Finger und ist deshalb in seinen Unterstützungsaktionen extrem eingeschränkt. Das Handy ist noch nicht erfunden.

In einer waghalsigen Aktion versuchen es beide trotzdem. In vielen 90-Meter-Etappen lässt Simon Yates seinen verletzten Freund den Hang hinab rutschen. Der kann nicht steuern und es muss so schnell gehen, dass er auch mit seinen Händen sein verletztes Bein nicht halten kann: Es schlenkert wild umher und verursacht wahnsinnige Schmerzen.

Als sie fast 1000 Höhenmeter tiefer sind, geschieht das Unglück: Joe Simpson rutscht über das Ende der Rutschbahn hinaus, stürzt und wird vom Seil aufgefangen: Er hängt an einem Überhang. Mit seinen Verletzungen ist es ihm unmöglich, wieder hochzuklettern. Und oben sitzt Simon Yates in seinem provisorischen, in Schnee gehauenen Stand und weiß nicht, was los ist. Und er beginnt aus seinem Stand zu rutschen. Wenn er dort ausbricht, sind beide tot. Schweren Herzens fasst er den einzig richtigen Entschluss, das Seil zu durchschneiden. Joe Simpson fällt. 30 oder 40 Meter tief. Und bleibt auf einem Sims in einer Gletscherhöhle liegen.

Simon Yates sieht von oben nach und sieht nur ein gähnendes, schwarzes Loch. Unmöglich, dass das jemand überlebt haben könnte. Mit Schuldgefühlen beladen kämpft er sich die schwierige Route 13 km weit zum Basiscamp zurück.

Joe Simpson hat den Sturz jedoch überlebt. Außer dem Bein ist sonst nichts weiter gebrochen. Allerdings hat er kein Wasser mehr. Der Schnee ist viel zu kalt, um ihn zu lutschen. Was dann folgt, ist Dramatik vom Feinsten: Joe Simpson kämpft sich 3 Tage und Nächte lang zum Basiscamp zurück. Teils kriechend. Teils auf einem Bein hüpfend und immer wieder lang auf die Steine hinschlagend. Kein Essen, kein Trinken, keine medizinische Versorgung.

Es geht um den Kampf zwischen den Dämonen, die ihm einflüstern, aufzugeben und der Stimme in ihm, die sich einen Stein 50 Meter weiter als Ziel setzt und ihm mit einem Blick auf die Uhr befiehlt, diese Strecke in 30 Minuten zu bewältigen. Dann wieder Wahnvorstellungen und dann nach 30 Minuten tatsächlich sein Ziel erreicht.

In der Nacht, wenige Stunden, bevor Simon Yates das Basislager abbrechen will, kommt er dort an. Es folgen 5 Tage Transport nach Lima, dann 2 Tage Klärung mit der Krankenversicherung bevor Joe Simpson operiert wird.

Viele Operationen und Monate später beginnt Joe Simpson wieder zu klettern. Freunde um ihn herum stürzen beim Klettern ab, durchschnittlich einer pro Jahr. Und doch versucht er sich Jahre später an einer so heimtückischen Route wie der Eiger-Nordwand.

Joe Simpson war selbst völlig verblüfft, wie er mit dieser Geschichte Anfang der 90er Jahre auf einmal Führungsseminare füllte. Er erzählte doch vom Scheitern…

Aber das ist es nicht: Er erzählt vom Umgang mit dem Scheitern. Er erzählt davon, wie man in einer aussichtslosen Lage trotzdem weiter macht. Er erzählt von Entscheidungen über Leben und Tod, als sein Freund das Seil durchgeschnitten hat. Er erzählt davon, wie man dadurch, dass man sich immer kleinere Ziele steckt und Zeiten vorgibt, die ganze Strecke überwinden kann. Und er erzählt von den Dämonen und Einflüsterungen. Vor allem aber – und das können vermutlich nur Bergsteiger verstehen, die dem Bergsteigen völlig verfallen sind – erzählt er vom weiter machen. Er hört nicht einfach auf mit dem Bergsteigen, weil er einmal hingefallen ist.

Und das können auch Unternehmer lernen: Weiter machen, auch wenn man mal hingefallen ist und sich ein bißchen weh getan hat.

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