Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
The Art of Power. Die Kunst mit Macht richtig umzugehen.
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Nun ja, ich fand die Idee spannend, dass man aus buddhistischer Sicht etwas über den Umgang mit Macht lernen könne. Zumal von einem doch sehr bekannten Mönch wie Thich Nhat Hanh.
Leider war es außer der Idee dann nicht sehr viel mehr. Klar, es geht um das Thema Achtsamkeit und dass daraus innere Kraft entsteht. Aber das ist jetzt nicht so wirklich umwerfend neu – ich schätze mal, dass das in jedem buddhistischen Buch steht (zumindest in allen, die ich kenne).
Aber es gibt halt massenhaft Stellen, bei denen ich mich echt frage, bei wem der Autor da jetzt punkten will. Da ist permanent die Rede von „unseren Wirtschaftsbossen“ etc. Ein Buddhist betrachtet die Welt neutral und nicht schon in den Begriffen wertend.
Dann kritisiert er laufend die Reichen und Mächtigen, die ihrem Reichtum und ihrer Macht „anhängen“. Klar, in dem Moment, in dem Reichtum und Macht Selbstzweck wird, geht’s daneben. Aber umgekehrt habe ich das Gefühl, dass sehr viel mehr Menschen ein Armustbewusstsein pflegen und ihrer Ohnmacht und Armut „anhängen“ und aus einem verdrehten „Gerechtigkeits“gefühl heraus die „Reichen“ und „Mächtigen“ schlecht machen. Dazu findet sich aber kein Wort.
Die Wahrheit ist: Der rechte Weg zu leben hat nichts, aber auch gar nichts mit Reichtum, Macht, Armut oder Ohnmacht zu tun. Es gibt glückliche und erleuchtete Bettelmönche und es gibt glückliche und erleuchtete Reiche und Mächtige. Und es gibt verlogene und hasserfüllte Mönche genauso wie es verlogene und hasserfüllte Mächtige gibt. Der Versuch, da einen Zusammenhang herzustellen, erscheint mir nach dem Lesen noch fataler als vorher.
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