Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Und morgen bin ich dran. Das Meeting.
16,90 €
Bande von 11 unfähigen Managern hält ein Meeting in einem Unternehmen ohne jede Vision und versucht den eigenen Arsch zu retten. Das Ganze in mäßig nachvollziehbarer Weise an Dantes Göttliche Komödie angelehnt.
Mag sein, dass die Gedankenströme der elf Teilnehmer einigermaßen realistisch sind. Die eine Teilnehmerin denkt über ihren sterbenden Mann nach, der nächste darüber, wie er den Stuhl seines Chefs ergattern kann, wieder einer über die Praktikantinnen, die er demnächst vernaschen wird. Einer ist mit seinen Verdauungsproblemen beschäftigt, einer guckt zum Fenster raus und träumt, weil er in der Nacht zuvor fast erschossen worden wäre und eine überlegt, wie sie auf dem Umweg über das Bett die Macht über den Chef bekommt.
Das Thema des Meetings ist Personalabbau, den eigentlich keiner will, der aber, da der Chef auch einen Chef hat, gemacht werden muss. Und jeder weiß, dass irgendwann auch er abgebaut wird und hat Panik davor.
In Frankreich wurde das Buch hoch gelobt – ich weiß nicht warum. Vielleicht weil es die „Unmenschlichkeit des Systems“ darstellt. Aber sorry, so kann nur jemand denken, der sich selbst (durch finanzielle Abhängigkeiten, durch Glaubenssätze, durch Luxuswünsche) in die Lage manövriert hat, ein solches Unternehmen nicht einfach verlassen zu können. Die Realität bei all den Beteiligten ist nämlich die: Die Konsequenzen einer Kündigung erscheinen ihnen nämlich als noch größere Hölle. Deshalb bleiben sie und müssen leiden.
Ach ja, bei Dante kommt man am Schluss ins Paradies. Das Paradies erscheint dem Autor bei jenem Kollegen zu liegen, der in der Nacht zuvor fast erschossen worden wäre und der nun, dümmlich grinsend, die ganze Welt liebt. Die Chemie im Hirn klingt irgendwann ab. Muss man dann wohl einmal in der Woche haben, um einen dauerhaften Glücks-Effekt zu erzielen. Klingt wenig verlockend für mich. Etwas in einem Unternehmen zu tun, das mir wirklich am Herzen liegt und das eine Bedeutung für die Gesellschaft hat – und sich zugleich selbst die Freiheit zu bewahren (oder zu schaffen) – jederzeit etwas anderes tun zu können, erscheint mir da schon verlockender.
Fazit: Auch wenn man in 2 Stunden durch ist: Die Zeit kannst du besser verwenden. Zum Beispiel indem du dir Gedanken über dein Paradies machst und dann einen Schritt in diese Richtung gehst 😉
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