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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 19.02.2008 |
Wikinomics: Die Revolution im Netz

Wikinomics. Die Revolution im Netz.

Kategorie(n)
Sonstiges
Autor
Tapscott Don, Williams Anthony
Preis

--

ISBN
3446412190

Wenn man das Buch von Don Tapscott und Anthony D. Williams liest, dann glaubt man unwillkürlich, dass mit dem Label „Web 2.0“ die New Economy wieder auf erstanden ist. Dadurch, dass es ein paar Portale gibt, in die alle ihre Information (oder das, was sie dafür halten) einstellen können und dadurch dass es ein paar Open Source-Communities wie Linux, Apache & Co oder ihr Pendant Wikipedia gebe, würde alles anders. Nichts wäre mehr so wie vorher.

Zugegeben, wenn man ganz dicht dran ist an diesen Entwicklungen, dann kann man das sehr schnell glauben. Das war auch schon bei der New Economy vor knapp 10 Jahren so. Und nachher gab es zwar das Internet, das aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist, aber die Gesetze der Old Economy: „Wenn man Mitarbeiter, Waren oder Rohstoffe bezahlen muss, um seine Leistungen anzubieten, dann benötigt man zahlende Kunden“ galten nach wie vor. Und das wird auch bei Web 2.0 nicht anders sein.

Und zugegeben, man sollte diese Entwicklungen zur Kenntnis nehmen und die Chancen und Risiken für sein Unternehmen durchdenken. Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass es sich bei Web 2.0 im Wesentlichen um einen Marketing-Gag handelt. „Mitmach-Web“ – als ob es in den 90er Jahren keine Newsgroups, Chats und Communities gegeben hätte.

Ich selbst hatte eine Internet-Firma und eines der ersten Projekte 1997 war eine Galerie, in die alle Besucher ihre Bilder einstellen konnten, diese kommentieren und diskutieren sowie kaufen und verkaufen konnten. „Mitmachiger“ geht’s kaum. Das Ergebnis waren in der überwiegenden Mehrzahl grausame Bilder, die keiner sehen wollte. Sicher sind die heutigen Plattformen viel professioneller und besser besucht – die Fotos oder Videos die man sehen will und die um die Welt gehen sind aber die absolute Ausnahme.

Ja, es gibt auch neue Chancen. Zum Beispiel die noch wenig besuchten Ideenmarktplätze. Unternehmen, die eigene Entwicklungen (zweit-)verwerten möchten, stellen dort ihre Ideen ein, andere Unternehmen, die Entwicklungen suchen, können dies auch einstellen. Und bestenfalls finden sie sich und beide haben einen Gewinn davon. Ja, in dem Maße, wie Informationen über Entwicklungen weltweit einfacher verfügbar sind, ist es oft preiswerter, solche Entwicklungen zuzukaufen als in der eigenen Entwicklungsabteilung zu erfinden.

Auch manche Kunden möchten gerne an den Entwicklungen mitwirken und freuen sich über Einflusskanäle – als Beispiel wird hier Lego angeführt.

Hier punkten die Autoren: Sie stellen die Phänomene, die als „Web 2.0“ zusammen gefasst werden, übersichtlich und umfassend dar und bieten so einem interessierten Unternehmer einen auch nicht technischen Einblick.

Aber, und hier überziehen die Autoren, sie gehen davon aus, dass sich alle diese Entwicklungen verallgemeinern lassen. Sie rufen den Prosumer aus, den Konsumenten, der zugleich produziert und sich an der Entwicklung beteiligt. Es ist zwar genial, wenn das eigene Produkt so interessant ist, dass manche Konsumenten das tun. Die meisten haben schlicht nicht die Zeit und auch nicht die Lust dazu. Und selbst, wenn jemand die Zeit hat, dann macht er vielleicht bei Linux aktiv mit, aber schon bei Wikipedia konsumiert er wie jeder andere auch…

Und so entstehen die Verzerrungen: Leute mit mehr Zeit als andere bestimmen plötzlich über Inhalte – Blogs oder Wikipedia leben davon, dass Leute freiwillig ihre Zeit opfern. Da zum Beispiel Studenten in aller Regel mehr Zeit haben als Manager, ist klar, dass Studenten auch eher in Wikipedia schreiben als Manager. Das Ergebnis sieht man dann in Artikeln wie denen zum Begriff des „Managers“ in Wikipedia. (Und versuche mal ein Manager diesen Artikel so zu ändern, dass ein Manager damit etwas anfangen kann – er wird seinen Augen und Ohren nicht trauen, was dann passiert… ich kann’s auch schon jetzt verraten: Er wird in übelster Weise abgewatscht werden…)
Wer glaubt – und die Autoren des Buches scheinen das zu glauben – dass solche „gemeinschaftlich“ entwickelten Inhalte objektiver oder besser sind, liegt, außer vielleicht in naturwissenschaftlichen Bereichen, krass daneben.

Und zuletzt, auch wenn die Autoren an verschiedenen Stellen zeigen, wie die Wikonomics Kosten einsparen können, so sind doch die wenigen Stellen, wo es um bezahlte zusätzliche Dienstleistungen geht, die absolute Ausnahme.

Sagen wir im Endeffekt so: Das Internet bringt nach wie vor neue Chancen und Risiken hervor. Wer sich mit diesen unter wirtschaftlichen Aspekten beschäftigen will (und das sollte immerhin jeder Unternehmer tun), ist mit diesem Buch gut bedient. Die wichtigsten Engpässe und Chancen für die meisten Unternehmer und Unternehmen liegen jedoch schon seit einigen Jahren nicht mehr im Internet – dazu ist es zu selbstverständlich geworden.

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