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Stefans persönlicher Bücherschrank

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Meine Buchtipps

Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 19.09.2010 |
Rework: Business - intelligent & einfach

Rework. Business – Intelligent & Einfach.

Kategorie(n)
Management
Autor
Fried Jason, Hansson David Heinemeier
Preis

--

ISBN
3570501256

In Amerika schon längst unter den Bestsellern wurde das Buch von Fried und Hanssen endlich auch ins Deutsche übersetzt. Und ich kann jedem Inhaber eines kleinen (und mittleren) Unternehmens empfehlen, dieses Buch zu lesen.

In gewisser Weise reiht es sich wie die 4-Stunden-Woche von Ferriss, Kopf schlägt Kapital von Prof. Faltin oder Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer von mir unter den wenigen Büchern, die sich speziell mit kleinen und mittleren Unternehmen beschäftigen, ein. Die gemeinsame Grundhaltung: ein kleines Unternehmen ist kein behindertes Großunternehmen, sondern Kleinheit ist an sich ein Wert.

Fried und Hanssen sind Software-Unternehmer und das schimmert an jeder Stelle durchs Buch durch. Groß geworden in der New Economy unterscheiden sie sich von dieser durch das Vorzeichen in der letzten Zeile der BwA: Mit 18 Mitarbeitern machen Sie über 1 Mio. Dollar Gewinn (nicht Umsatz!) Der Software-Background zeigt sich am ganzen Ansatz: Kurz und knapp haben sie agile Projektmanagement-Methoden auf die Unternehmensführung übertragen.

Agile was? OK, Hintergrund: Bis vor vielleicht 15 Jahren wurden die Projaktmanagement-Methoden für die Softwareentwicklung immer komplexer. Der Tatsache, dass praktisch alle Projekte aus dem Ruder liefen wurde mit immer umfangreicheren Planungstools entgegengewirkt. Bevor überhaupt angefangen wurde, wurde immer genauer beschrieben, was die Software können soll. Leider wurde es dadurch nicht besser.

Dann wurden leichtgewichtige, agile Methoden entwickelt, bei denen man am Anfang nicht wusste, was die Software können wird. Diese Methoden unterschieden sich durch permanenten, intensiven Austausch mit dem Kunden, durch permanente kleine überschaubare Änderungen und Weiterentwicklungen, durch die Abwesenheit von langen Meetings und Papieren und durch wenige klare Regeln, auf was an welchen Punkten zu achten ist. (Eine ähnliche Idee, wenn auch nur skizziert, findest du in meinem fast zwei Jahre alten Beitrag Iterative Unternehmensführung ohne Langfristziele oder Vision).

In bestimmten Umfeldern, z.B. Teamgrößen 8-15 Mitarbeiter oder bei sehr engen Kundenbeziehungen konnten diese Methoden die Situation deutlich verbessern.

Fried und Hanssen übertragen nun diese Methodik – ohne es explizit zu benennen – auf die Unternehmensführung. Dabei ist ein Modell herausgekommen, das dem Beyond Budgeting (siehe Pfläging) ähnelt, aber eher für kleinere Unternehmen gedacht ist. In gewisser Weise also ein „Before Budgeting“.

Das Buch von Fried und Hansson entspricht schon von der Form dieser Herangehensweise: Es ist kein komplexes System, sondern eine Sammlung von flüssig, locker und gut geschriebenen 1-2 Seiten-Beiträgen zu den verschiedensten Themen.

Keine Meetings, keine Prioritäten, kein ASAP, keine Planung, keine überflüssigen Mitarbeiter, keine Überstunden und kein kopieren von anderen. So kommen mehrere Dutzend Dinge zusammen, die die beiden Unternehmer nicht machen. Allein das würde die allermeisten Firmen viel effizienter machen.

Dafür absolute Kundenorientierung, Fokussierung auf den wichtigsten Punkt, Authentizität und Ehrlichkeit.

Wenn man das Buch einmal liest, dann nickt man als Unternehmer eines kleinen Unternehmens an den meisten Stellen – bei mir etwa 80 Prozent Zustimmung, 5 Prozent Ambivalenz, 15 Prozent klare Ablehnung. Den Kopf schütteln musste ich z.B. bei dem Tipp, ohne langfristige Strategie zu arbeiten (und in Wahrheit haben die beiden für ihre Firma ja eine langfristige Strategie, nur nennen sie das vielleicht anders). Den Kopf schütteln musste ich auch bei dem Hinweis, auch Neben- und Abfallprodukte zu verkaufen. Da hat man dann schneller einen Bauchladen als man gucken kann. Und den Kopf schütteln musste ich bei dem Hinweis, alles zuerst einmal selbst zu machen. Das dauert höchstens ein halbes Jahr, dann ist man bei einer 60 oder 80-Stunden-Woche. Die wollen die beiden aber wenigstens auch nicht und da sind wir dann wieder einer Meinung 🙂

Vom Lesen (und zustimmen) hat sich jedoch noch nie etwas geändert. Ich glaube, es kann nicht schaden, das Buch ein paar Monate auf seinem Tisch liegen zu lassen und immer mal wieder einen einzigen dieser kurzen Beiträge anschauen und sich zu überlegen, wie man nun genau diesen Punkt auf sein Unternehmen übertragen will. Gerade für Unternehmer, die eigentlich keine Zeit haben, eine grundsätzliche Änderung an ihrem Unternehmen vorzunehmen, ist das ein leichtgewichtiger Einstieg.

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