Stefans persönlicher Bücherschrank
GELESEN, DURCHDACHT UND REZENSIERT:
Der Unternehmer
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Das Buch von Peter May gehört meiner Einschätzung nach zur Pflichtlektüre für Unternehmer. Es ist eines der besten Bücher zum Thema „Unternehmer sein“, das in den letzten Jahren erschienen ist. Dadurch hebt es sich von den anderen (auch lesenswerten) bisher erschienenen Büchern der Unternehmer-Reihe von campus und impulse deutlich hervor.
Die Qualität des Buches ergibt sich durch einen scheinbar kleinen, in Wirklichkeit jedoch alles entscheidenden Unterschied, der meist übersehen wird. In der üblichen Führungsliteratur wird alles in einen Topf geworfen: Angestellte Manager, Unternehmer oder auch solche, die leitende Funktionen in Non-Profit-Organisationen ausüben. Unter dem eingeschränkten Aspekt der Menschenführung allein ist das durchaus möglich und kann wie z.B. bei Stephen Covey sehr fruchtbar sein.
Zugleich übersieht man jedoch, dass zwischen Unternehmern und angestellten Managern ganz wesentliche Unterschiede in Bezug auf die Interessen, Einstellungen und Voraussetzungen liegen. Z.B. bindet sich der Unternehmer in der Regel lebenslang an sein Unternehmen, ein angestellter Manager muss dies nicht. Oder bei Unternehmern (zumindest bei denen, die schon einige Jahre im Geschäft sind) kommt das Unternehmen immer vor den persönlichen Interessen. Das ist bei angestellten Managern nicht so. Dabei geht es um Unterschiede, die einem beim Lesen von Unternehmer-Biographien (z.B. von Theo Lieven oder Nicolas Hayek) sofort ins Auge springen. Diese bilden nebenbei natürlich auch die Basis des Konzepts von Unternehmercoach.com.
Indem sich Peter May nicht nur auf Unternehmer, sondern auf die noch kleinere Gruppe der Familienunternehmer fokussiert, ist er überhaupt erst in der Lage, bestimmte Themen und Anforderungen (wie z.B. die Trennung von Unternehmens- und Privatvermögen oder den Einfluss der Familie auf die Unternehmensführung) klar zu erkennen und dafür auch Lösungen zu benennen.
Inhaltlich gliedert Peter May die Themen nach dem von ihm benannten INTES-Prinzip in die Bereiche Unternehmensstrategie, Unternehmervermögen, Person des Unternehmers und Familie des Unternehmers. Nun ist eine ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens in gewissen Umfeldern (außerhalb der klassischen Betriebswirtschaft) State of the Art (z.B. SchmidtColleg mit 8 Lebensbereichen, Bodo Schäfer mit 5, und Unternehmercoach.com mit 7 Lebensbereichen). Durch die Fokussierung auf die klare Zielgruppe bekommen die Lebensbereiche (oder unternehmerischen Handlungsfelder) aber erst ihren konkreten Inhalt.
Deutlich ist zu spüren: Peter May hat selbst ein Familienunternehmen geführt und weiß, wovon er spricht – etwas, das bei „Führungsliteratur“ nicht selbstverständlich ist.
Viele Hinweise sind auch und gerade für Noch-Nicht-Familienunternehmen, die von Einzelnen oder von kleinen Teams gegründet und noch in der ersten Generation geführt werden – der bei weitem größte Teil aller Unternehmen – von entscheidender Bedeutung.
Der wichtigste Nutzen, den das Buch von Peter May Unternehmern bietet, ist die Weitung des Blicks, wie es nur bei der Betrachtung von Familienunternehmen mit teilweise 300-jähriger Tradition möglich ist. Und dies ist für Unternehmer, die oft in Ihrem Alltag gefangen sind und nur bis zum nächsten Kontoauszug oder zur nächsten BwA schauen, absolut entscheidend: Nur mit weitem Blick können Unternehmer überhaupt ihre Aufgaben wahrnehmen.
Und damit bekommt der Leser einen Nutzen, der weit über das schon 10 mal gehörte Blabla hinaus führt.
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