Sprungnavigation Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen Zur Fußzeile springen
katze jagt maus vor einem mauseloch in der wand © Eric Isselée lifeonwhite.com - stock.adobe.com
COVID-19

Kurzes Führungstraining für Politiker

Das Problem mit den Maushunden…

Eines Tages kommt ein Wanderer nach Schilda, der eine Katze mitbringt. Die Schildbürger kennen keine Katzen, dafür gibt es reichlich Mäuse. Der Wanderer verkauft ihnen die Katze, die er als „Maushund“ bezeichnet, mit dem Versprechen, dass Schilda dank dieser bald frei von Mäusen werde. Als ein Schildbürger den weglaufenden Wanderer fragt, was denn der „Maushund“ abgesehen von Mäusen sonst noch fresse, antwortet dieser: „Nur Speck frisst er nie.“ Der Schildbürger versteht jedoch: „Nur Menschen und Vieh.“ Die schockierten Schildbürger wollen den „Maushund“ nun durch Ausräuchern loswerden und zünden das Haus an, in dem er sich befindet, doch die freche Katze springt vom Dach aufs Nachbarhaus. Auch dieses wird angezündet und so fort, bis ganz Schilda niedergebrannt ist – aber der „Maushund“ kann nicht gefangen werden.

Die Ähnlichkeit zum Versuch, ein Virus loszuwerden, und dabei das ganze Land abzubrennen, sind natürlich rein zufällig. Ganz offensichtlich kannte der Autor der 1598 erschienenen Schildbürgerstreiche Viren noch gar nicht… Aber vielleicht kannten die verantwortlichen Politiker schon die Schildbürgerstreiche…

Das Problem mit den Kompromissen…

Der Kaiser will zu Besuch kommen, um zu schauen, ob es wahr ist, was man über die Bewohner von Schilda sagt. Er lässt ihnen ausrichten, sie sollen zum Empfang „halb geritten und halb zu Fuß“ entgegenkommen, womit er meint, dass man zu Fuß gehen kann, wenn man kein Pferd besitzt. Die Schildbürger jedoch beraten darüber und kommen ihm schließlich auf Steckenpferden entgegengeritten. Am Ende seines Aufenthaltes in Schilda garantiert ihnen der Kaiser absolute Narrenfreiheit.

Hier sind wir natürlich heute viel weiter. Um sicherzugehen, dass wirklich alles gerecht zugeht, hätte man in Deutschland zuvor noch alle Pferde getötet und alle Schuhe verbrannt (nur mit Rußfilter!). Und selbstverständlich hätte es genaue Regeln dafür gegeben, was als Steckenpferd durchgehen kann und was nicht. Inklusive TÜV, Versicherung, Nummernschild und Flensburger Kartei, versteht sich.

Die Geschäftsstelle Bürokratieabbau des Bundeskanzleramts…

Weil Krähen die frische Aussaat vom Gemeindeacker in Schilda picken, sollen sie verscheucht werden. Damit der Gemeindevorsteher nicht die Saat zertrampelt, wird er auf einer Plattform von vier Männern auf das Feld getragen.

Toll, wenn man als Politiker nichts Neues erfinden muss. Um zu verhindern, dass zu viel Bürokratie entsteht, richtet man eine neue Geschäftsstelle mit Bürokraten ein. Ich vermute, die erste praktische Handlung dieser Geschäftsstelle war, Regeln zur Zusammenarbeit festzulegen…

Das Problem mit den Bund-Länder-Kompetenzen…

Manchmal werden Kompetenzen vom Bund auf die Länder übertragen oder wieder zurück. Wie in der Pandemiebekämpfung öfters gesehen. Das geht dann so:

Zwei Männer aus Schilda wollten ihre Häuser tauschen. So begann der eine, der am oberen Ende der Stadt wohnte, sein Haus Stück für Stück abzubauen und ans andere Ende zu tragen, genau dorthin, wo sein Freund sein Haus stehen hatte. Und der tat Gleiches. Er trug seine Haus Stück für Stück auf das Grundstück des anderen. So wurde ein Tausch vollzogen, den die Welt bis dato noch nicht gesehen hatte.

Nein, natürlich geht das heute nur fast so. Bei uns vergessen sie, die Häuser wieder aufzubauen. Stattdessen wird eine Kommission zur Verwaltung des Baumaterials eingerichtet. Und ein Untersuchungsausschuss, warum es jetzt nachts so kalt und nass wird. Und damit es wirklich gerecht bleibt, wird schließlich ein Gesetz erlassen, dass alle anderen auch ihre Häuser abbauen müssen.

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Eines Tages beschlossen die Schildbürger, eine Mühle in der Stadt zu errichten. Den Mühlstein schlugen sie auf einem Berg aus einem großen Felsen und brachten ihn mühevoll und unter Qualen ins Tal hinunter. Unten angekommen überlegten sie, dass es doch es eine Leichtigkeit sein müsse, den Mühlstein, der ja wundervoll rund war, den Berg hinunterzurollen. Gesagt, getan. Unter viel Anstrengung brachten die Schildbürger nun den großen schweren Stein wieder den Berg herauf, um ihn hinab rollen zu lassen.

Statt gleich die Hausärzte mit der Impfung zu betrauen, errichtet man unter viel Mühe Impfzentren, deren Terminvergabe nicht funktioniert, um sie irgendwann im Mai oder Juni wieder abzubauen. Und man erklärt der staunenden Welt, dass sie jetzt ihren Zweck erfüllt hätten…

Also mein Tipp: Bitte liebe Politiker, lest geeignetere Führungsliteratur. Sonst lachen alle und ihr versteht den Witz nicht.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beiträge, die unsere Nutzer am meisten interessieren

COVID-19
Die Kunst, Mozart mit einer Dampframme zu vertonen …

…oder wie man schwere Entscheidungen trifft. Wir sind alle Unternehmer – zumindest die anvisierten Leser dieses Blogs. Und wir führen alle. Im Augenblick können wir am lebenden Objekt hervorragend studieren, was wir nicht machen sollten. Am Dienstag, 19.1.21 war es mal wieder so weit: ein Gremium aus Bundeskanzlerin und Länderchefs traf sich, um ein paar Entscheidungen zu treffen, die in […]

Weiterlesen
Stefan Merath 21.01.2021
COVID-19
Der Fisch stinkt immer vom Kopf zuerst!

Das Schöne ist, dass die Politik mittlerweile beginnt, Fehler zuzugeben und Probleme zu benennen. Merkel entschuldigt sich für den Oster-Lockdown, andere Politiker benennen die Bürokratie und zahlreiche andere Hemmnisse. Das ist schon mal schön! Leider setzt es am komplett falschen Punkt an. Das ist, wie wenn ich mich als Unternehmer im Vollchaos dafür entschuldige, dass ein Kunde nicht richtig bedient […]

Weiterlesen
Stefan Merath 06.04.2021
COVID-19
Warum die politische Führung versagt

Es wird viel diskutiert über mangelnde Digitalisierung und Überbürokratisierung und dysfunktionale Strukturen von Bund und Ländern und langfristige Abstimmungsprozesse unter zu vielen Beteiligten. Und das ist sicher alles richtig. Wenn Deutschland (und gar Europa) weltweit nicht komplett abgehängt werden will, dann braucht es in diesem Jahrzehnt nichts weniger als eine Revolution. Nur gab es leider schon immer einen Unterschied zwischen dem, was […]

Weiterlesen
Stefan Merath 23.04.2021

Personen, die diesen Beitrag gelesen haben, interessierten sich auch für