Sprungnavigation Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen Zur Fußzeile springen
Blogartikel_Bueokratie_abbauen_Stefan_nachdenklich_Unternehmercoach-Blog
Allgemein Führung/Mitarbeiter

Warum Bürokratieabbau die Antwort auf die falsche Frage ist…

Gerade wieder fordern die Wirtschaftsverbände den Abbau von Bürokratie. Ich bin jetzt schon knapp 60 und seit ich mich bewusst erinnern kann, wird der Abbau der Bürokratie gefordert, alle stimmen dem zu und es passiert genau das Gegenteil: wir haben ein bürokratisches Monster erschaffen. Einstein sagte:

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Albert Einstein

Die Ursache der Bürokratie

Also weniger Bürokratie wäre natürlich schon cool. Genaugenommen läge darin sogar der zentrale Schlüssel, um wieder wettbewerbsfähig und attraktiv zu werden.

Nur, wenn die Forderungen nicht helfen, dann könnte das darin liegen, dass die Bürokratie nicht die Ursache, sondern eine Folge ist. Oder bildlich: Ich kann natürlich auch fordern, dass Wasser auf dem Herd nicht kochen soll. Das bringt nur gar nix, wenn der Wassertopf auf dem Herd steht und der Herd angeschaltet ist. Also: Was ist sozusagen die Ursache der Bürokratie?

Und da können wir Unternehmer helfen! Im Unternehmen schaffen wir auch Regeln, Abläufe und Checklisten. Zum Beispiel zu den Arbeitszeiten oder dass nach einem Meeting ein Protokoll geschrieben und an alle Beteiligte verschickt wird. Viele dieser Regeln sind sinnvoll und jede einzelne dieser Regeln löst ein Problem, das vorher da war. Regeln, Abläufe und Checklisten sind also ein Tool, um Probleme der Vergangenheit zu vermeiden. Dasselbe gilt für Gesetze und Bürokratie.

Nun stehen wir aber vor folgender Situation: nicht alle Probleme der Vergangenheit lassen sich durch Regeln, Abläufe und Checklisten lösen. Manche Probleme sind vielleicht emotionale oder kommunikative Probleme. Manche Probleme treten nur ein einziges Mal auf und brauchen gar keine Regeln in der Zukunft. Manche Probleme sind vielleicht so komplex, dass man sie gar nicht mehr vernünftig in Regeln gießen kann.

Wenn man nun aber nur ein Tool kennt, Probleme der Vergangenheit in der Zukunft zu vermeiden, also Regeln, Abläufe, Checklisten, Gesetze und Bürokratie, dann wird man dieses Tool immer wieder anwenden, auch wenn es der Situation nicht angemessen ist. Und weil dieses Tool dann die Probleme nicht löst, sondern eher neue schafft, braucht man noch mehr Regeln, Gesetze und Bürokratie usw. Bis man bei der völligen Dysfunktionalität angelangt ist. Da man als Unternehmen zum Glück schneller Pleite geht als ein Staat, muss man auch schneller handeln. Und viele Unternehmen haben in den letzten 30 Jahren Lösungen an Stellen geschaffen, wo in unserem politischen System noch nicht mal die Frage gestellt wurde.

Die Lösung

Die Lösung ist ganz schlicht die, dass man sich Gedanken über die Art der Führung macht. Führung über Systeme, Prozesse, Abläufe oder Gesetze ist Führungsstil 2 (mehr dazu in meinem Buch „Dein Wille geschehe. Führung für Unternehmer“). Was in vielen Unternehmen heute existiert (oder zumindest diskutiert wird), ist hingegen ein agiler Führungsstil mit flexiblen Zielen, also Führungsstil 4.

  • Ein solcher Führungsstil schafft Räume, in denen Mitarbeiter gemeinsam und flexibel ihre Ziele selbst setzen und verfolgen können.
  • Ein solcher Führungsstil braucht einerseits das Vertrauen der Führenden, andererseits die Kompetenz und förderliche Grundhaltung der Mitarbeiter.
  • Ein solcher Führungsstil braucht Angstfreiheit der Mitarbeitenden (siehe Aristoteles-Projekt von Google).
  • Ein solcher Führungsstil braucht Mut und die Akzeptanz von Fehlern.
  • Ein solcher Führungsstil braucht das Wissen, dass Konflikte immer dazu gehören und die Kompetenz mit Konflikten umzugehen, statt zu versuchen, sie zu vermeiden.
  • Ein solcher Führungsstil arbeitet mit Ermächtigung statt Verboten. Mit anderen Worten: ein solcher Führungsstil findet nicht nur auf technisch-methodischen Ebene statt, sondern erfordert völlig neue Mindsets und eine völlig neue Kultur.

Die richtige Antwort

So, und nun haben wir auch die Antwort, warum der Ruf nach Bürokratieabbau immer verebben wird: die bürokratischen Mindsets und Kulturen im politischen Betrieb sind ja noch da. Der Glaube, dass man Probleme nur mit neuen Gesetzen lösen kann, ist noch da. Die Bürokraten und Betonköpfe selbst sind ja noch da. Und die sind viel zu sehr mit der nächsten Gesetzesinitiative beschäftigt als dass sie Zeit hätten, andere Fragen zu stellen. Das stimmt nun politisch nicht sehr zuversichtlich. Max Planck hat sinngemäß gesagt, dass Betonkopfideen nicht durch Argumente verschwinden, sondern dadurch, dass die Betonköpfe aussterben.

Andererseits haben wir Unternehmer in den letzten 30 Jahren sowohl in kleinen als auch großen Unternehmen vieles an unserer Kultur und unseren Führungssystemen geändert. Es geht also. Warum sollte dann nicht wenigstens ein einziges Land von 200 das schaffen, auch als Land ein agiles Führungssystem aufzubauen? (Mein persönlicher Top-Kandidat dafür wäre Taiwan, wenn es nicht vorher von China überfallen wird…) Und allein wegen des dann entstehenden Konkurrenzvorteils werden andere Länder nachziehen…

Ach ja, wenn du selbst zu viele Regeln und Abläufe in deinem Unternehmen hast, dann liegt die Antwort wohl auch nicht in zusätzlichen Systemen und Checklisten, sondern in einem neuen Führungsstil.

Mehr dazu findest du entweder

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.

Personen, die diesen Beitrag gelesen haben, interessierten sich auch für