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Team_steht_im_Kreis
Fachartikel Führung Führung/Mitarbeiter

Warum dein Führungsstil nicht nur deine Mitarbeiter, sondern auch dich selbst beeinflusst.

Hast du schon mal den kooperativen Führungsstil ausprobiert? Überall wird er hochgelobt und auch ich setze Teile davon in meinem Unternehmen um. Das Konzept: Teamwork statt Hierarchie, konstruktives Feedback, Entscheidungen werden in enger Abstimmung zwischen Chef und Mitarbeitern getroffen, die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt. So weit, so gut. Aber ist das alltagstauglich? Wie gut hat das bei dir geklappt?

Meine Erfahrung ist: Ohne eine starke Führungspersönlichkeit funktioniert dieser Ansatz in der Praxis nicht. Auch in einem harmonischen Arbeitsumfeld gibt es Konflikte, die vom Chef geklärt werden müssen. Auch hier braucht es ab und an schnelle Entscheidungen, mit denen nicht alle glücklich sind. Ansonsten verlangsamt sich das Tempo. Die Produktivität sinkt. Unternehmensziele werden nicht mehr erreicht. Die Kunden spüren die Unzufriedenheit und wechseln zur Konkurrenz.

Methode vs. Mensch

Wie also sieht gute Führung aus? Fast 90 Prozent der Autoren setzen auf Methodik. Die Leser mühen sich damit ab, einen Monat, vielleicht ein Jahr, und fallen dann wieder in die alten Muster zurück. Ich kann dir sagen, warum die Konzepte nicht funktionieren und warum sie nicht für die breite Masse geeignet sind: Weil es um Methoden geht und nicht um Menschen. Deshalb kann ich dir auch nur ein einziges Buch zum Thema empfehlen: mein Führungsbuch „Dein Wille geschehe. Führung für Unternehmer“. Darin erkläre ich, warum Unternehmensführung immer beim eigenen Grundmotiv, der eigenen Vision und Strategie beginnt. Und warum es Sinn macht, erst daran zu arbeiten – und danach ein Spitzen-Team zusammenzustellen und sich für eine Führungsmethodik zu entscheiden.

Zusammengefasst bringen Methoden zwei Probleme mit sich. Erstens: Alles Neue braucht Übung und aktive Konzentration. Selbst wenn wir Fachkraft-Aufgaben abgegeben haben, nimmt uns das Tagesgeschäft so in Beschlag, dass wir ein neues Konzept nur mit großer Anstrengung verfolgen und es zur Gewohnheit machen können. Problem Nummer 2: Streng „methodische“ Herangehensweisen übersehen die wichtigsten Aspekte.

Nehmen wir zum Beispiel mal das Thema „Lob“. Natürlich kann ich sagen, dass Mitarbeiter gelobt werden sollen. Ich kann sogar definieren, was ein gutes Lob ausmacht (zeitnah, konkret, auf Einsatz statt auf „Talente“ bezogen). Natürlich kann man das nachmachen. Aber Theorie und Praxis sind zwei Paar Stiefel. Du bist doch auch schon mal gelobt worden. Hat sich das immer gut angefühlt? Natürlich nicht! Selbst wenn dein Vorgesetzter sich an die eben genannte Definition gehalten hat, hast du dir vielleicht gedacht: „Dieser Idiot kann meine Leistung doch gar nicht beurteilen!“ Oder du hast dich über seine Ignoranz geärgert. Da begeistert der sich für eine Kleinigkeit, die du gewohnt zuverlässig abgewickelt hast, und sieht gar nicht, was du aktuell für dieses eine wichtige Mega-Projekt leistest! Oder du konntest ihn eh noch nie leiden und pfeifst auf seine Anerkennung. Oder du warst an dem Tag einfach schlecht drauf. Du siehst, worauf ich hinauswill: Gute Führung berücksichtigt immer auch die tieferliegenden Aspekte. Sie liegen auf den Ebenen der Glaubenssätze, unseres Selbstbilds, unseres Lebensgefühls, unserer Zugehörigkeit und unserer Vision.

Wie denkst du wirklich über deine Mitarbeiter?

Beginnen wir mit den Glaubenssätzen, denn die prägen unser Menschenbild und haben enormen Einfluss auf unser Verhalten. Das Thomas-Theorem beschreibt diesen Vorgang: Was du für wahr hältst, wird wahr in seiner Konsequenz. Im übertragenen Sinne heißt das: Wenn du der festen Überzeugung bist, dass deine Mitarbeiter unfähig sind, dann wirst du sie das spüren lassen – und sie werden infolgedessen schlechte Ergebnisse abliefern.

Bevor du weiterliest, beantworte deshalb folgende Fragen und sammle dazu mehrere Antwortmöglichkeiten:


Wie ist dein Menschenbild?

Menschen sind …
Menschen funktionieren wie …
Menschen werden motiviert durch …
Menschen entscheiden …

Ich habe auf diese Frage schon ganz unterschiedliche Antworten gekriegt. Hier ein paar Zitate:  Menschen sind zu 99% Schafe, die geführt werden müssen. Menschen funktionieren im Kern ganz einfach: wie der Esel mit der Karotte und dem Stock. Menschen sind unberechenbar. Menschen wollen bei etwas Großem mitwirken. Menschen sind kreativ und liebevoll, wenn man sie lässt. Menschen bestehen aus 2 Gruppen: 1 Prozent Genies und 99 Prozent Vollpfosten. Menschen verhalten sich nach der Maslowschen Bedürfnispyramide – zuerst kommt das Fressen, dann die Moral.

Nimm dir nun einen Moment Zeit und picke dir 2 oder 3 dieser Glaubenssätze heraus. Stell dir vor, du würdest so denken und fühlen. Wie würdest du dich deinen Mitarbeitern gegenüber verhalten?

Menschenbild – Beispiel 1:

Nehmen wir an, ein Unternehmer glaubt, dass Menschen funktionieren wie der Esel mit der Karotte und dem Stock. Dieser Unternehmer beobachtet, dass ein Mitarbeiter seit ein paar Tagen schlechte Ergebnisse liefert. Dem Unternehmer bleiben aus seiner Grundhaltung heraus nur zwei Möglichkeiten. Entweder er überlegt, welche Karotte er dem Esel vor die Nase halten kann (Lob-Karotte, Firmenwagen-Karotte, Gehaltserhöhungs-Karotte). Oder er setzt den Stock ein (Bonus-Kürzung, Firmenwagen-Downgrade, private und öffentliche Kritik etc.). Funktionieren wird vermutlich weder A noch B. Was, wenn der Lebenspartner dieses Mitarbeiters vor zwei Wochen eine schlimme Krebsdiagnose bekommen hat und er deshalb mit den Gedanken ganz woanders ist?

Menschenbild – Beispiel 2:

Nehmen wir einen anderen Unternehmer. Dieser ist überzeugt, dass 99 Prozent aller Menschen Vollpfosten sind. Und dann gibt es noch das eine Prozent, das er für Genies hält. Folglich wird er 99 Prozent seiner Mitarbeiter nichts zutrauen und jedes positive Ergebnis mit Sätzen wie „Auch ein blindes Huhn findet ab und zu ein Korn“ abqualifizieren. Die Genies aber wird er vor fast übermenschliche Herausforderungen stellen. Liefern sie nicht ab, droht der Abstieg in die Vollpfosten-Liga. Weil sich solche Unternehmer schwertun, die wenigen Genies an Bord zu holen, behalten sie die schlechten Mitarbeiter trotzdem und sind gefühlt immerzu von Idioten umgeben. Das spiegelt sich in ihrem Führungsstil wider. In Ausnahmefällen sind solche Unternehmer sehr konsequent und trennen sich von allen Vollpfosten. Das entspricht dann ziemlich genau dem Menschenbild und der Führungsmethodik von Steve Jobs.

Existiert das perfekte Menschenbild?

Auch wenn Moralisten das anders sehen: Es gibt kein richtiges Menschenbild! Letztlich hängt es von meiner Vision ab, welches Menschenbild ich habe und welche Führungsmethodik sich daraus ergibt. Vergleiche dazu zum Beispiel die 5 Führungsstile, die ich in meinem Führungsbuch „Dein Wille geschehe“ beschreibe. Jeder Führungsstil kommt mit einem anderen Set von Glaubenssätzen daher.

Ghandi wollte Indien befreien. Der Glaube, dass Menschen an etwas Großem mitwirken wollen, trieb ihn an, sein Verhalten entsprach dieser Vision. dm-Gründer Götz Werner wollte mit seinen Drogeriemärkten Räume schaffen, in denen sich Menschen wohl fühlen. Er setzte deshalb automatisch voraus, dass Menschen aus eigenem Antrieb heraus liebevoll, hilfs- und leistungsbereit sind. Ist es mein Ziel, ein Unternehmen zu schaffen, das weltweit für technische Innovationen bekannt ist, darf ich nur die wirklich kreativen Köpfe behalten. Da hilft dann Steve Jobs Menschenbild mit den Genies und den Vollpfosten. Es kann aber auch sein, dass ich in einem Bereich aktiv bin, in dem kurzfristig beschäftigte Leiharbeiter auf unterstem Bildungsniveau eingesetzt werden. Dann kann vielleicht sogar das Menschenbild mit dem Stock und der Karotte passen.

Welches Menschenbild hast du? Zu welchem Führungsverhalten führt es? Und passt dieses Führungsverhalten zu deiner Vision und deinem Unternehmen? Wenn nein: Jedes Menschenbild ist nur ein Glaubenssatz und lässt sich ändern. Methoden dafür findest du in meinem Buch „Die Kunst seine Kunden zu lieben“ oder in unserem Storytelling-Seminar.

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