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So nutzt du die Macht der Gewohnheiten

Welche Gewohnheiten bringen Unternehmer wirklich nach vorn? Unternehmercoach-Kundenmanagerin Saskia Vogel spricht mit Stefan Merath über Ausnahmesituationen, Motivations-Schübe und flexible Routinen.

Unsere Kunden beschäftigen sich viel mit Gewohnheiten. Woher kommt die Begeisterung für dieses Thema?

Das ist simpel. Unser Gehirn mag eines am allerwenigsten: nachdenken. Gewohnheiten sorgen dafür, dass ich nicht nachdenken muss. Natürlich gibt es gute und schlechte Gewohnheiten. Nicht so förderlich ist es, nach jedem Abendessen vier Bier zu trinken, denn das sind umgerechnet acht Brötchen und die schlagen sich irgendwann mal in der Körperfülle nieder. Klügere Gewohnheiten sind Tagebuch schreiben, meditieren, Sport treiben und so weiter.

Welche Gewohnheiten bringen Unternehmer wirklich weiter?

Sport und Achtsamkeitsmediation halte ich für enorm wichtig. Außerdem sollte man sich regelmäßig überlegen, wofür man dankbar ist im Leben. Dadurch kommt man in eine positive Haltung. Meine wichtigste Gewohnheit ist die Reflektion am Abend, weil aus ihr wirkliche Entwicklung entsteht. Ich nehme mir Zeit, um folgende Fragen zu beantworten: Was war heute gut? Was kann ich morgen besser machen?

Mal angenommen, ich nehme mir ab sofort jeden Abend eine halbe Stunde Zeit, um den Tag zu überdenken. Wie gehe ich vor, damit sich daraus Verbesserungen ergeben?

Die Schwierigkeit ist, dass sich neue Gewohnheiten nicht von heute auf morgen herausbilden. Man kennt das von den Vorsätzen fürs neue Jahr. Ich beschließe, mich künftig gesünder zu ernähren, und schon nach kurzer Zeit ist die Motivation weg. Um Gewohnheiten zu etablieren, braucht es eine ganze Reihe von Wiederholungen. Typischerweise geht man von etwa sechs Wochen aus. Mit Willenskraft komme ich etwa zwei bis drei Wochen. Wer seine Disziplin trainiert hat, schafft es vielleicht vier oder fünf Wochen. Um die restliche Spanne zu überbrücken, gibt es einen Trick.

Wie sieht dieser Trick aus?

Die beste Methode ist, andere Menschen einzubeziehen. Lebt man in einer Beziehung, könnte man gemeinsam abends den Tag reflektieren oder, noch besser, sich gegenseitig reflektieren. Aber auch die andere Person kommt höchstwahrscheinlich nach zwei bis drei Wochen in Schwierigkeiten und dann hört man vermutlich gemeinsam wieder auf. Besser ist ein Herr Bertram, wie er in meinen Büchern vorkommt. Der kontrolliert einen und kassiert auch das Strafgeld für Nachlässigkeiten und überweist es an eine Person oder Organisation, die man nicht mag. Das kann durchaus Einfluss haben auf die Entscheidung, doch die gesamten sechs Wochen durchzuhalten.

Es braucht also zusätzliche Motivatoren?

Gerade wenn es um Sport geht, hat sich das bewährt. Viele unserer Kunden buchen sich einen Personal Trainer. Manche gehen da richtig krass dran. Sie bezahlen den Coach ein ganzes Jahr im Voraus, damit er jeden Tag um 7 vor der Tür steht und Sturm klingelt. Sich solche Tools zu setzen, ist enorm hilfreich.

Für viele Unternehmer sind nicht die neuen Gewohnheiten das Problem, sondern die Ausnahmesituationen. 2 Wochen Messebesuch bringen alles durcheinander. Wie kommt man danach wieder in die Routine?

Auch das ist vergleichsweise einfach. Viele Ausnahmesituationen sind planbar. Sorge einfach dafür, dass am zweiten Tag nach deiner Rückkehr ein starker Impuls von außen kommt, der dich daran erinnert, wieder deinen Rhythmus zu finden. Das vergisst man sonst schnell, weil sich in 2 Wochen Abwesenheit viel Arbeit aufstaut und man mit den Gedanken ganz woanders ist. Das gilt auch für Unvorhergesehenes. Dein Bertram wird dich in vereinbarten Abständen anrufen und kontrollieren. Er wird Verständnis haben, wenn einmal gar keine Zeit war, um die vereinbarte Aufgabe zu erledigen. Aber dann wird er bald wieder auf der Matte stehen und dich pushen.

Aus eigener Willenskraft schafft man das deiner Meinung nach also nicht?

Jeder kennt Situationen, in denen er bestimmte Vorhaben abgebrochen hat. Die Frage ist, welcher innere Dialog dann losgeht. Ich habe früher geraucht und mehrfach erfolglos versucht, damit aufzuhören. Mit jedem Scheitern dieselben Gedanken und Vorwürfe: Du schaffst das eh nicht, du bist eh undiszipliniert, beim nächsten Mal kriegst du es eh wieder nicht hin. Ich habe mir eine Art negativen Glaubenssatz produziert aufgrund dieser einen Story. Als ich dann wieder einen Versuch gestartet habe, hat es halt nicht sieben Tage gebraucht bis zur nächsten Zigarette, sondern nur noch fünf. Das ging so lange, bis ich es erst gar nicht mehr probiert habe.

Wie lässt sich diese negative Spirale stoppen?

Ich könnte die Situation umdrehen und mir sagen: Ok, ich habe es schon sieben Tage geschafft. Da hat sich schon ein kleiner Feldweg im Gehirn angelegt für die Gewohnheit. Gehe ich die Sache relativ schnell ein zweites Mal an, ist von diesem kleinen Weg noch etwas übrig und ich schaffe vielleicht zehn Tage. Irgendwann habe ich meine Autobahn. Das bedeutet: Trotz eines Rückfalls ist etwas entstanden, man fängt deshalb nicht nochmal ganz von vorne an. Das muss man sich immer wieder bewusst machen. Wie so oft ist auch hier ein positives Umfeld wichtig. Man kann 7 Tage rauchfrei als Erfolg werten oder den Raucher als Looser abstempeln.

Ernährung umstellen, mehr Sport, weniger Fernsehen: Wie geht man vor, wenn man mehrere Punkte hat, die man umsetzen möchte?

Ich würde das am Anfang in ein Ritual bündeln. Dann hat man nämlich nur eine neue Gewohnheit, und die ist, das Ritual zu etablieren, das aus verschiedenen Teilkomponenten besteht. Der Vorteil ist, dass ich an schlechten Tagen die vorher definierten Sollbruchstellen weglasse. So habe ich am Ende des Tages trotzdem meine Aufgabe erledigt.

Ich schaffe also eine große Gewohnheit, die ich flexibel anpassen kann?

Genau. Und es ist ja auch so, dass sich Gewohnheiten ändern. Es gab schon Zeiten, in denen ich täglich sehr streng mit unserem Unternehmersystem gearbeitet habe. Es gab andere Zeiten, da hat es für mich einfach nicht gepasst. In meinen Buchschreibphasen zum Beispiel kann ich mit dem System wenig anfangen. Dafür habe ich dann andere Rituale wie etwa eine feste Zeit, zu der ich mit dem Schreiben beginne. Noch ein Beispiel: Es gibt bei mir Bürotage und Tage, an denen ich Seminare halte. In diese Seminare gebe ich so viel Energie rein, dass ich es nicht schaffe und auch nicht möchte, zusätzlich noch Sport zu machen. Dafür mache ich morgens Achtsamkeitsmediation, ich konzentriere mich auf die Teilnehmer, stelle mir die Situation im Raum vor. Dieses Ritual brauche ich an normalen Tagen nicht. Das ist allerdings die Variante für Fortgeschrittene. Beginnen würde ich mit einer einzigen Gewohnheit über ein viertel oder halbes Jahr hinweg. Erst dann kann ich einzelne Komponenten drehen und so zwei unterschiedliche Rituale schaffen für zwei unterschiedliche Arten von Tagen.

Was war für dich als Unternehmer die wichtigste Gewohnheit, die du je etabliert hast?

Direkt nach meiner Insolvenz habe ich begonnen, wie ein Wahnsinniger zu lernen. Ich habe bis zu 150 Bücher im Jahr gelesen. Dazu braucht es natürlich eine Gewohnheit, denn das sind zwei bis drei Bücher oder umgerechnet rund 20 Stunden pro Woche. Hätte ich dafür keine Rituale entwickelt, hätte ich keine Zeit gehabt, mir dieses ganze Wissen anzueignen.

Du suchst jemanden, der dich dabei unterstützt neue Gewohnheiten in deinen Alltag zu integrieren? Jemanden, der gemeinsam mit dir für dich passenden Routinen findet? Dann buche jetzt einen unverbindlichen Beratungstermin. Wir finden die passenden Lösung für dich und deine Bedürfnisse.

1 Kommentare

  • Holger Drechsler - 26.03.2024
    Dank an die Master Gewohnheit

    Hallo Stefan,
    dank der Master Gewohnheit wirds jetzt nochmal einfacher neue Gewohnheiten einzuüben.
    Vielen Dank an dich für deine Hilfe.
    Liebe Grüße
    Holger

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