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Warum ohne Selbstverpflichtung der Traum von Freiheit scheitert

Freiheit oder Selbstbestimmung erscheint vielen als die Möglichkeit, tun und lassen zu können, was man will. Das ist als Schritt zur Freiheit auch schon mal nicht falsch. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Philosophen unterscheiden seit Jahrhunderten zwischen der Freiheit von etwas und der Freiheit zu etwas. Die Freiheit von etwas meint die Freiheit von äußeren Zwängen. Die Freiheit zu etwas hat mehr mit den eigenen Zielen und der Fähigkeit zu tun, diese auch zu erreichen.

Für mich ist Freiheit die Möglichkeit und die Fähigkeit, das umzusetzen und zu erleben, was ich mir vorgenommen habe.

Nun sieht die Realität bei vielen Unternehmern aber meist so aus: Man hat gegründet, um frei zu sein und tun und lassen zu können, was man möchte. Das Unternehmen wächst und es kommen mehr Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner dazu. Außerdem noch Banken, Anwälte, Finanzamt und Steuerberater. Und jeder will was von dir. Ab einem bestimmten Punkt kippt das Ganze und du bist nicht mehr frei, sondern Sklave deiner eigenen Firma. Das nenne ich das Ziele-Paradox: Ich strebe nach einem Gefühl oder Ziel und erreiche am Ende das komplette Gegenteil. Ein anderes Beispiel dafür: Jugendliche wollen auch oft frei und unabhängig sein und am Ende sind sie abhängig von irgendwelchen Substanzen…

Betrachte ich hingegen obige Freiheitsdefinition, dann geht sie nicht davon aus, dass ich in jedem Moment tun und lassen kann, was mir so durch den Kopf schwirrt, sondern, dass ich das Leben lebe, das ich möchte. Dort verschwindet das Ziele-Paradox. Doch was braucht es dazu?

Sicher so was wie Selbstdisziplin, um mich an meine Vorsätze zu halten. Nur reicht die Selbstdisziplin nicht ewig lange. Selbstdisziplin ist eine endliche Ressource und irgendwann erschöpft. Das merkt man, wenn man nach einem 12-Stunden-Tage eigentlich gesund essen wollte und plötzlich findet man eine leere Chipstüte auf dem Sofa. Das bedeutet, dass es ergänzende Ressourcen benötigt. Dazu gehören:

  1. Dein Umfeld: Je mehr dein Umfeld genau so lebt, wie du leben möchtest oder zumindest auf dem Weg zum selben Lebensstil ist, desto einfacher fällt es dir, denselben Weg zu gehen. Ein Beispiel: als ich in den 90ern aufhörte mit Rauchen und Trinken, fiel es mir viel leichter, als sich auch mein Umfeld hin zu Nichtrauchern und-trinkern veränderte.
  2. Wissen und die Fähigkeit, wie man auch ohne Selbstdisziplin bei seinen Vorsätzen bleiben kann: das ist in der Tat ein superspannendes Thema, wäre aber fast ein eigenes Buch wert. Deshalb erwähne ich es nur.
  3. Das Eingehen einer Verpflichtung gegenüber einer oder mehreren anderen Personen. Wer meine Bücher kennt, kennt den Herrn Bertram. Eine solche Verpflichtung sollte sowohl einen sozialen als auch einen finanziellen/materiellen Aspekt umfassen.

Ein Beispiel für einen sozialen Aspekt: als ich im April 2012 beschloss, Richard Branson nach Deutschland zu holen, waren die Aussichten dafür nicht sonderlich gut. Er bekam rund 1.000 Anfragen für Auftritte pro Jahr und nahm davon 10 an. Er war Milliardär mit 400 Unternehmen. Ich hatte 1 Unternehmen mit 1,5 internen Mitarbeitern und 5 Coaches. Also ziemlich schlechte Karten… Zeit für eine soziale Verpflichtung: Ich begann in allen Seminaren zu erzählen, dass ich Richard Branson nach Deutschland holen würde. Teilnehmer, die dann in die Folgeseminare kamen, fragten grinsend beim nächsten Seminar, ob denn Richard schon zugesagt hätte. Das ging mir so auf die Nüsse, dass wir alle Hebel in Bewegung setzten und schließlich im Dezember 2012 die Zusage von ihm hatten.

Zwei Beispiele für den finanziellen/materiellen Aspekt: einer unserer Teilnehmer verpflichtete sich, wenn er sein Ziel nicht erreichen würde, seinen Porsche-Schlüssel abzugeben und 1 Jahr lang Smart zu fahren. Klar, dass er sein Ziel erreichte. Ein anderer gab seinem Bertram vorab ein Überweisungsformular: 1000 Euro an einen Ex-Mitarbeiter, der ihn bestohlen hatte. Der Bertram konnte dann nach 3 Monaten entscheiden, ob das Überweisungsformular in den Briefkasten geht oder nicht… Naja, genau genommen entschied zuerst der Unternehmer, dass er sein Ziel nun unbedingt erreichen muss und dann erreichte er es auch.

Bei uns in den Seminaren messen wir sogar die Erfolgsquoten. Teilnehmer ohne Bertram reduzieren z.B. mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ihre Arbeitszeit (und erhöhen den Anteil ihrer Unternehmeraufgaben). Das ist an sich schon ein Hammerwert (nach normalen Zeitmanagementseminaren liegt die Quote vielleicht bei 5-10%). Ursache dafür ist das oben erwähnte Wissen, wie man auch ohne Selbstdisziplin bei den Änderungen bleibt. Aber Teilnehmer mit einem Bertram erreichen diese Ziele mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%. Oder andersrum betrachtet: die Wahrscheinlichkeit, ohne Bertram zu scheitern, ist 2,5-mal so hoch (20% versus 50%).

Wie kommt man zu einem Bertram? Naja, man kann einfach jemanden im Umfeld fragen. Nur sollte dieser das Prinzip begriffen haben und in die Kategorie „Harter Hund“ gehören, damit es auch einen Nutzen hat. Oder man findet einen solchen bei unseren Seminaren oder im Unternehmertraining. Dort gibt es dann natürlich auch noch die genaue Anleitung, auf was der Bertram zu achten hat, damit es wirklich effizient wird. Für mich persönlich ist ein Bertram essenzieller Bestandteil für meine Freiheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass man seine Ziele erreicht und seinen Wunschlebensstil lebt, steigt dramatisch an. Vor allem, wenn man beachtet, dass man ja nicht nur ein Ziel anstrebt, sondern mehrere in Folge. Und dann potenziert sich die höhere Erfolgsquote. Aus diesem Blickwinkel ist es für mich keine Option mehr, das nicht zu tun. (Selbst)verpflichtung ist integrale Voraussetzung von Freiheit.

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