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COVID-19

Die wirklich schwere Zeit beginnt erst!

Zu Beginn des Shutdowns Mitte März waren etwa 20.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Aktuell sind es abzüglich der Gestorbenen und Geheilten rund 50.000 Menschen. Der Anstieg ist zwar weniger dramatisch als ohne den Shutdown. Und auch die Dynamik ist viel schwächer als ohne den Shutdown. Dennoch haben wir jetzt mehr(!) aktuell Infizierte als zu Beginn. Selbst wenn wir einrechnen, dass es jetzt auch viel mehr Tests gibt als vor einem Monat und deswegen auch mehr Infektionen entdeckt werden, ist diese Zahl trotz Shutdown definitiv noch nicht gesunken.

Dies bedeutet: würde der Shutdown aufgehoben, würde nach spätestens 14 Tagen (Inkubationszeit) die alte Kurve auf höherem Niveau fortgesetzt. Natürlich kann man jetzt (zum Teil berechtigt) diskutieren, dass wir die Dunkelziffer nicht kennen und deshalb gar nicht wissen, wie tödlich das Virus eigentlich ist usw. Aber das ist weitestgehend irrelevant. Zwar nicht aus der Perspektive des politischen Bürgers, aber aus der Perspektive des Unternehmers. Warum? Als Unternehmer habe ich jetzt mit der Situation umzugehen, die ist.

Die Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen, ist: Was sind die vorherrschenden Geisteshaltungen in der Politik? Womit beschäftigen sie sich? Wie werden sie deshalb entscheiden? Wie habe ich mit meinem Unternehmen darauf zu reagieren? (Daneben mag mir das als politischem Bürger nicht gefallen und ich kann versuchen, Einfluss zu nehmen. Aber diese Einflussnahme geschieht auf einer ganz anderen Zeitachse, käme also im Moment für das Überleben vieler Unternehmen zu spät). Betrachtet man nun die Reden von Frau Merkel, dann wird klar: sie denkt keinesfalls an eine Lockerung. Diese Frau hat die Mutti-Identität angenommen und die meisten Mütter lassen das Kind erst wieder auf die Straße, wenn es ganz gesund ist. Auch in anderen europäischen Ländern, die zum Teil vor uns auf der Zeitachse dran waren, wurden die Maßnahmen meist verlängert.

Zugleich dauern die gegenläufigen Maßnahmen länger als erwartet. Die App, die Mitte April fertig sein sollte, kommt nicht, weil sich die Entwickler zerstritten haben (Weiteres dazu hier). Schutzkleidung ist immer noch nicht ausreichend vorhanden. Tests können nicht in ausreichendem Umfang durchgeführt werden, da die Reagenzien auf dem Weltmarkt nicht zu bekommen sind. Erste Erfolge auf der Medikamentenseite bräuchten selbst, wenn sich das bestätigt, Monate, bis sie in ausreichenden Mengen hergestellt und verteilt werden könnten. Zumal ein Medikament ja nicht verhindert, dass die Menschen krank werden.

Zudem muss man beachten, dass die Schäden an der Wirtschaft genauso exponentiell ansteigen wie die Infiziertenzahlen. Wenn nicht einfach die Insolvenzanmeldepflicht ausgesetzt worden wäre, könnte man das sicher in nächster Zeit gut beobachten, wie die Insolvenzen wöchentlich exponentiell ansteigen. Mit anderen Worten: während man die Toten ziemlich einfach messen kann, findet das Sterben von Unternehmen (und der damit verbundenen Existenzen) zwar statt, ist aber weniger sichtbar – und damit für die Politik weniger relevant. Leider ist ein Unternehmen, das gestorben ist, genauso tot wie ein Mensch. Wiederbelebungen sind nur in einer ganz kurzen Zeit danach möglich.

Dazu kommen dann noch Absurditäten wie negative Ölpreise & Co. Natürlich hat das auch technische Gründe wie das Auslaufen von Terminkontrakten. Aber es verweist eben auch darauf, dass die Weltwirtschaft bereits völlig aus den Fugen geraten ist und es immer schneller immer mehr Stellen geben wird, an denen solche Dysfunktionalitäten aufpoppen werden.

Betrachte ich nun all dies zusammen, kann ich nur zu einer Konsequenz kommen: die Öffnung wird sehr viel langsamer vonstattengehen, als wir derzeit vermuten. Und die Konsequenzen werden härter als viele von uns derzeit sehen. Ich hatte Mitte März ein Finanz-Webinar angeboten und eine meiner Kernaussagen damals war: organisiere dir über KfW, Zuschüsse o.ä. mindestens drei Mal so viel Liquidität, wie du glaubst, zu benötigen. Das war meine Lehre aus meiner Zeit vor meiner Insolvenz im Jahre 2003, das war die Lehre von Jörg Asmussen, dem Krisenmanager der Finanzkrise 2008. Dieser Faktor 3 erscheint mir aktuell eher noch zu konservativ angesetzt. Gut schlafen könnte ich mit dem Faktor 5.

Ich halte es zwar für immens wichtig, immer auf die Chancen zu schauen. Aber zuerst kommen noch die Einschläge – und die kommen meist aus Richtungen, die man nicht erwartet. Bereite dich also weiter vor! Diese Krise ist – trotz Diskussion um Geisterspiele im Fußball und der einen oder anderen Lockerung im einen oder anderen Bundesland – alles andere als vorbei. Bis hierhin trugen bei den meisten noch die Reserven. Die wirklich schwere Zeit beginnt erst! Sorge also für ausreichend Reserven, d.h. mind. 3, besser 5 mal mehr, als du zu brauchen glaubst! Und wenn es dann doch nicht so hart kommt, hast du beste Voraussetzungen dafür, die Chancen, die sich dann bieten, zu nutzen.

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